Читать книгу Weisheit der Wechseljahre - Christiane Northrup - Страница 47

In unserer Kultur besteht der übliche Ansatz, Wechseljahrssymptome wie Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit zu behandeln, leider gewöhnlich darin, Frauen etwas zu verschreiben, das sie besänftigt und sich besser fühlen lässt. Wir fragen uns selten – und sicherlich fragen auch unsere Ärzte uns nur selten: »Was ist aus dem Gleichgewicht geraten und muss geändert werden?« Wenn wir nach einer Hormonersatztherapie greifen, um uns Erleichterung zu verschaffen, ohne die zugrunde liegenden Probleme anzugehen, dann helfen selbst angemessene Hormondosen unter Umständen nicht viel.

Die Frauen, die auf die Effekte von Hormonschwankungen am empfindlichsten reagieren und die meisten Schwierigkeiten haben, durch eine Hormonersatztherapie oder eine andere medikamentöse Behandlung Erleichterung zu finden, sind gleichzeitig diejenigen, die während der Menarche, nach der Niederkunft und in den Wechseljahren Probleme hatten.¹² Wenn sie ihre emotionalen Probleme ignorieren, wenn sie ihre Verluste in der Lebensmitte nicht ausgiebig betrauern und verarbeiten (wenn sie mit anderen Worten nicht auf ihre Wut hören und aktiv werden), kann es sein, dass sie schließlich eine ausgeprägte Depression entwickeln – was manchmal als nach innen gerichtete Wut beschrieben wird. Depressionen sind ihrerseits nachweislich ein unabhängiger Risikofaktor für Herzerkrankungen, Krebs und Osteoporose.

Emotionaler Aufruhr beeinflusst das Gehirn und alle seine Funktionen. Dieselbe unbefriedigende Situation fortzuführen ist praktisch eine Garantie dafür, dass die Hormonsituation einer Frau weiterhin unausgeglichen bleibt. Je länger sie zulässt, dass negative Situationen andauern, desto stärker werden ihre Hormone aus dem Ruder laufen, und umso unwohler wird sie sich fühlen. Eine Verschreibung von Östrogen kann diesen Zyklus möglicherweise zeitweilig stoppen, doch ihr Körper wird schließlich von ihr fordern, auf seine Botschaft zu hören.