Читать книгу Weisheit der Wechseljahre - Christiane Northrup - Страница 58

Rachel war eine starke, selbstsichere Frau mit einem anspruchsvollen Beruf und einer ernsthaften Arbeitseinstellung. Als sie jedoch 51 wurde, begannen sich alle möglichen Gesundheitsprobleme einzustellen. Erst litt sie unter Übelkeit und Gewichtsverlust. Dann musste ein Gebärmutterpolyp entfernt werden. Nachdem ihr Zahnarzt im Rahmen einer Routinekontrolle einen vereiterten Backenzahn ziehen musste, hatte Rachel den Eindruck, dass sie ziemlich in der Patsche saß. Sie hatte solche Angst und Panik, dass sie sich auf eine posttraumatische Belastungsstörung behandeln ließ. Obwohl sie keine Vorgeschichte hatte, was Depressionen und Ängste betrifft, hatte sie jeden Lebensmut verloren und fühlte sich ihren Emotionen hilflos ausgeliefert.

Ich versicherte Rachel, dass sie ganz normal sei. Das, was sie erlebte, war das klassische Beispiel dafür, dass die Vergangenheit in der Lebensmitte zuschlägt, um geheilt zu werden. Rachel war prinzipiell bereit, sich weitere professionelle Hilfe zu holen, doch ich riet ihr zunächst einmal zu Folgendem: Sie sollte eine Zahl zwischen eins und zehn wählen, und zwar die erste, die ihr in den Kopf kam. Dann sollte sie sich daran erinnern, was in dem der Zahl entsprechenden Alter passiert war. Vielleicht war ein Teil ihres Selbst traumatisiert und hielt noch immer ihr Zentralnervensystem besetzt. Jetzt mit ihrer Lebenserfahrung und ihren Fähigkeiten, sich dem lange Verdrängten zuzuwenden, musste Rachel ihr reifes erwachsenes Selbst darum bitten, sich der Situation anzunehmen. Es würde sich des kleinen Mädchens in ihrem Inneren, das unerlöst um Aufmerksamkeit und Zuwendung bettelte, annehmen und ihm helfen »erwachsen« zu werden. Welches Trauma auch immer da war, Rachel war bereit, es zuzulassen, um es zu erlösen – und es für immer loszuzulassen.