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Doris: Die Wut umgehen

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Viele Frauen spielen ihren Schmerz herunter, indem sie sich mit jemand anderem vergleichen, dem es viel schlechter geht. Wenn dieses Verhaltensmuster andauert, kann es besonders in mittleren Jahren zu Gesundheitsproblemen führen. Hier ein Beispiel aus meiner Praxis:

Doris litt unter hohem Blutdruck und einem leicht erhöhten Cholesterinspiegel, die sich beide verschlimmerten, als sie sich mit 52 Jahren dem Ende ihrer Wechseljahre näherte. Wie mir Doris erzählte, hatte sich ihre der High Society angehörende Mutter in übertriebener Weise ihrem Ehemann und seiner Karriere gewidmet, was zu einer starken emotionalen Vernachlässigung ihrer Kinder geführt hatte, um die sich Kindermädchen und Haushaltshilfen gekümmert hatten. Doris hatte bei ihrem Mann, der so in seiner Arbeit gefangen war, dass er für sie emotional nicht verfügbar war, unbewusst dasselbe Muster wiederholt. Aber sie wollte sich nicht erlauben, Wut über ihre Mutter oder über ihren Mann zu empfinden und auszudrücken.

Wie so viele Frauen, deren Leben privilegiert erscheint, meinte Doris zu mir: »Ich fühle mich so selbstsüchtig und dumm, wenn ich mich bedauere. Ich habe eigentlich gar keinen Grund, mich zu beklagen. Schließlich gibt es so viele Frauen, die vergewaltigt worden sind oder zu Inzestopfern wurden oder deren Männer sie in mittleren Jahren ohne einen Pfennig sitzen gelassen haben. Ich habe viel, für das ich dankbar sein muss.«

Ich nenne Doris’ Ansatz die intellektuelle Umgehungsstraße – intellektuell, weil der logische Teil unseres Gehirns stets gute Gründe dafür anführen kann, warum wir keinen Grund haben, uns zu beklagen. Und oberflächlich gesehen kann es durchaus so aussehen. Es gibt jedoch ein tiefer gehendes Problem. Wenn wir unseren eigenen Schmerz mit dem eines anderen Menschen vergleichen, führt uns dies zwangsläufig weg von unseren eigenen Emotionen und dem, was wir im Hinblick auf sie tun müssen. Das ist deshalb so, weil der Teil des Gehirns, der uns Emotionen fühlen lässt, sehr viel reichere und komplexere Verbindungen mit unseren inneren Organen wie Herz und Kreislaufsystem aufweist als die Region, die mit logischem, rationalem Denken assoziiert ist.13 Vergleiche halten uns in unserem Intellekt gefangen. Es reicht nicht, lediglich über unsere Gefühle nachzudenken oder über sie zu reden. Denken Sie daran, dass der Begriff Emotion vom lateinischen motus – Bewegung – kommt. Unsere Gefühle dienen dazu, uns in Bewegung zu versetzen.

Zu einer Heilung kommt es so lange nicht, bis wir unseren Gefühlen nachgeben und uns von Sinnen übermannen lassen. Doris’ Kreislaufsystem wird so lange nicht völlig gesunden, bis sie sich selbst erlaubt zu fühlen, wie schmerzlich es ist, einen Ehemann zu haben, der für sie emotional nicht zugänglich ist, eine Situation, die so viele Aspekte ihrer Kindheit widerspiegelt. Wenn sie sich schließlich dem Kummer und der Wut hingibt, die so viele Jahre – zuerst in ihrer Kindheit, dann in ihrer Ehe – in ihrem Inneren eingeschlossen waren, wird sie nicht nur ihre kardiovaskuläre Gesundheit wiedererlangen, sondern auch das Geschenk eines geheilten Lebens in Empfang nehmen können.

Weisheit der Wechseljahre

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