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Kein Problem mit kleinen Schritten

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Vom Gipfelkreuz blickt Christoph auf den nächsten Gipfel, daneben den nächsten und daneben… Er denkt keine Sekunde an die entfernte Belohnung, sondern genießt die kühle Luft und die stechend klare Sicht. Er hält sich nicht lange auf, denn der Abstieg wird mitgestoppt. Unten, in den Ausläufern des Waldes, steht sein Wagen sicher geparkt. Es wird sich gut anfühlen auf der Heimfahrt, denn es hat sich schon jetzt ausgezahlt. Bergab spielt er mit dem Gelände unter seinen festen Bergschuhen. Er verfällt in ein gemäßigtes Traben, läuft ein paar Schritte und bremst sich, als es steiler wird, schnell wieder ein, damit der Muskelkater nicht die kommende Tour verhagelt. Christoph kann dosieren, wenn es das Programm so vorsieht, und hat mit kleinen Schritten kein Problem.

Ein schnell abgebranntes Feuerwerk versetzt im Ultracycling keine Berge. Etwas Euphorie ist dennoch erlaubt, und manchmal, so wie heute, bei einem kleinen, einsamen Abenteuer, ist weniger denken gleich mehr genießen. Das tut der Moral gut und, in Maßen praktiziert, auch der Leistung. Freude muss immer der Antrieb bleiben und ist es für Christoph Strasser geblieben, über all die Jahre. Aber ein langer Atem ist es, was ihn zum Profi macht und zwischen den vielen hervorstechen lässt. Dazu gehört, das Bevorstehende weder zu fürchten noch es zu stark herbeizusehnen, denn beides wäre schädlich für das klare Urteilsvermögen und die nüchterne Umsetzung.

Christoph weiß, er ist nicht als das Uhrwerk geboren, als das sie ihn heute sehen und – auf dem Rad – zu fürchten gelernt haben. Er weiß, er kann kometenhafte Höhenflüge erleben, aber auch heftig einbrechen und sich dabei selbst bemitleiden, bis nur die helfende Hand ihn wieder in die Spur zu bringen vermag. Seine Konkurrenz mag das vergessen haben, denn wann wäre dieses unberechenbare Element das letzte Mal für Außenstehende sichtbar hervorgetreten? Dennoch, Christoph kennt die emotionalen Achterbahnfahrten wahrscheinlich besser als so manch anderer in seiner Liga. Er kennt sie und respektiert sie als Teil seines Wesens. Er hat gelernt, sie zu einer Stärke umzupolen und wenn nötig, und auch sonst, bereitwillig Hilfe anzunehmen.

Sein Weg an die Spitze war kein alleine beschrittener, worauf er stolz ist, stolzer noch, als ginge alles alleine auf seine Kappe. Von Beginn an maß er dem richtigen Umfeld eine große Bedeutung bei, gab Verantwortung ab und, wie im Falle von Rainer Hochgatterer, dem Macher seines ersten RAAM-Siegs im Hintergrund, auch die unabhängige Kontrolle über den Fortgang seines Sportlerlebens. Christoph Strasser ist äußerst harmonie- und ebenso motivationsbedürftig, braucht die richtige Chemie im Team, die Briefe und Nachrichten von zu Hause, den Zuspruch. Es muss allen gut gehen, damit es ihm und seinen Beinen gut geht, dann kann er auf der Welle mitschwimmen und sie zum Tsunami aufbäumen, der ihn tagelang trägt, bis der nächste Rekord zu Buche steht.

1000/24: Christoph Strasser und die Jagd nach dem perfekten Tag

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