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Sechs
ОглавлениеIn Grönland sind die Sommernächte gespenstisch hell und sehr still. Die Temperatur von wenigen Grad über Null empfinden Grönländer als angenehm. Hemdsärmlig und in ausgelassener Stimmung sitzen sie vor ihren bunten Häusern und der grüne Küstenstreifen im Süden und Westen, der schon Erik den Roten begeisterte, gibt ihnen offenbar genug Wärme. Rentiere und Moschusochsen tun sich an Flechten und Moosen und dem Gras gütlich, das sie nur gerade zwei Monate im Jahr verwöhnt. Es ist eine Zeit der Fülle, eine satte Zeit. Hin und wieder heben die Tiere die gewaltigen Köpfe und unterbrechen ihr Kauen, um zu lauschen. Auch für jagende Tiere ist der Sommer die Zeit der vollen Bäuche, und im Sommer sieht man alles Weisse kilometerweit. Die Winterfellreste auf den hohen Rücken der Moschusochsen. Die weissen Hälse und Bäuche der Rentiere. Erst im nächsten Winter wird das Weiss an den Körpern der Tiere wiederum verschmelzen mit dem weiten Weiss der Umgebung. Gleich hinter dem schmalen Streifen aus zögerlichem Grün beginnt die Sicherheit des kilometerdicken Festlandeises. Es gibt Dinge, die ewig sind.