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1.7 Zusammenfassung unter ritologischer Perspektive

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Paulus verdeutlicht den Galatern, dass eine Beschneidung der Heidenchristen nicht nur unnötig, sondern sogar der Evangeliumsbotschaft diametral entgegenläuft. Eine freiwillige Beschneidung bedeutet eine Versklavung des Menschen unter das Gesetz, das nicht retten kann. Christus aber hat als der eine verheißene Nachkomme Abrahams alle Menschen vom Gesetz befreit, welche nun durch Glaube und Taufe über Christus Anteil haben können an der Verheißung, welche damals an Abraham ergangen ist. Doch Taufe ist noch mehr als die Befreiung vom Gesetz: In ihr geht der Täufling eine grundlegende Christusbindung ein, welche sein Leben als einzelnen wie das der Gemeinde der Getauften grundlegend verändert, indem sich die neue Gleichheit vor Gott in unterschiedlicher Weise auch auf die zwischenmenschlichen Verhältnisse auswirkt – zwischen einzelnen und Gruppen. Alle Christusgläubigen bilden eine Einheit von einer Qualität, wie es sie bisher nicht gegeben hat. Dies wird in der Taufe bewirkt und ist seit dieser real.

Paulus verwendet zur Beschreibung der Wirkung und Bedeutung der christlichen Taufe drei ritologische Motive, für die sich weitergehende Fragen ergeben: 1) Das Konzept der Liminalität:1 Werden die liminalen Wirkungen der Taufe stets präsentisch verstanden oder gibt es (darüber hinaus) auch eschatologische Erwartungen?2 Wird der Gleichheitsaspekt in anderen Texten ähnlich divers dargestellt?3 Finden sich überhaupt andere Äußerungen zum Verhältnis von Taufe und innergemeindlicher Ordnung?4 Wieviel Bedeutung kommt dem gleichen Vollzug des Rituals an sämtlichen Initianden zu, wenn man es mit anderen jüdischen und nichtjüdischen Ritualen vergleicht?5 2) Motiv „Befreiung“: Kann das Motiv von „Befreiung/Freiheit“ vom Gesetz als spezifisch christlich verstanden werden oder findet es sich so oder ähnlich auch bei anderen Ritualen?6 3) Motiv „Nachkomme/Erbe“: Warum greift Paulus zur Deutung der christlichen Taufe auf Verwandtschaftsmetaphorik zurück, obwohl sich die christliche Gemeinde v.a. mit Beginn der Heidenmission gerade von der jüdischen Volksreligion wegentwickelt? Ist dies lediglich als traditionsgeschichtliches Aufgreifen des jüdischen Motives der „Nachkommen Abrahams“ zu werten, gegenüber einer mehrheitlich heidenchristlichen Gemeinde?7

Über diese konkreten Deutungsmotive hinaus ergeben sich weitere ritologische Fragen: Wie genau stellt sich für Paulus das Verhältnis von der christlichen Taufe und der Beschneidung dar, welche im Text nicht dezidiert genannt wird, aber dennoch stets präsent zu sein scheint?8 Ist die Parallelführung von ἐβαπτίσθητε und ἐνεδύσθε als Verweis auf die Symbolik des Ritualablaufes zu deuten?9 Gal 3,27f konnte als Tauftradition identifiziert werden; es bleibt jedoch die Frage nach ihrer Herkunft, ihrem Sitz im Leben und dem Grad ihrer Formelhaftigkeit.10 In Gal 3 fallen Glaube und Taufe zeitlich zusammen, ohne dass Paulus sich näher um deren, möglicherweise kausales Verhältnis kümmert. Wie stellt sich dies in anderen paulinischen Tauftexten, aber auch vergleichend bei anderen Ritualen dar?11

Die Taufe auf den Tod Christi

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