Читать книгу Der Tote vom Oberhaus - Dagmar Isabell Schmidbauer - Страница 15
ОглавлениеDas Gespräch mit Walter setzte Franziska schwer zu. Wie hatte sie ihm nur sagen können, dass sie ihn nicht mehr sehen wollte? Wo sie doch schon jetzt unter dieser übereilten Entscheidung litt … Wütend schlug sie auf ihr Lenkrad ein und kämpfte die aufsteigenden Tränen nieder. Sie hatte einen Fall zu klären, den Tod eines Menschen, und sie war es Hannes schuldig, ganz bei der Sache zu sein. Sie musste ihre Gefühle in den Griff bekommen! Doch die kurze Fahrt von der Künstlerwerkstatt bis zur Böhmerwaldsiedlung reichte dafür kaum aus.
Als sie den Kollegen vor der Eingangstür entdeckte, das aufgeschlagene Notizbuch in der Hand und hoch konzentriert am Lesen, überkam sie eine Welle der Zuneigung. Sie mochte Hannes, er hatte immer zu ihr gestanden und ihr bei einer Schießerei sogar einmal das Leben gerettet. Aber sie hatte sich noch nie Gedanken darüber gemacht, ob er vielleicht mehr in ihr sah, als nur eine Kollegin. Ob Walter am Ende doch recht hatte?
„Und, hat es sich gelohnt?“, fragte sie und schob alle Bedenken beiseite, kaum dass Hannes auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte.
Er verstaute sein Notizbuch und schaute sie prüfend an. Dann erhellte ein Lächeln sein Gesicht. „Erzähl mir lieber, was mit Froschhammer ist!“
Franziska verschluckte sich beinahe an ihrem künstlichen Getue. „Wie kommst du jetzt auf den?“
„Ich weiß ja nicht, was zwischen dir und dem Typ läuft. Und das geht mich auch nichts an. Aber ich weiß, dass er etwas mit dem Mord zu tun hat, und deshalb will ich wissen, was er gesagt hat. Sonst frag ich ihn nämlich selbst!“
Auf einmal fand Franziska sein Grinsen widerlich.
„Nichts“, erwiderte sie daher scharf.
„Wie, nichts?“ Nur mühsam beherrscht stöhnte Hannes auf. „Er war in dem Raum, das weiß ich zufällig, also erzähl mir nichts von Nichts!“
Franziska räusperte sich. „Woher weißt du das?“
„Hast du vergessen, dass ich eine Dreiviertelstunde vor dir am Tatort war?“
„Samantha Halmgaard?“
„Richtig.“
„Okay. Ja, ich war bei ihm und habe ihn genau danach gefragt.“
„Und?“
Unwillkürlich ließ sie den Blick auf ihre Hände sinken. „Er war in Maierhof bei den Proben.“
„Franziska, du bist so eine schlechte Lügnerin!“
„Ich lüge nicht, er war wirklich da.“
„Ja, klar! Bist du in ihn verknallt?“
„Wie kommst du denn jetzt darauf?“
„Der Kerl ist verdächtig.“
„Denkst du, das weiß ich nicht?“
„Er könnte der Mörder sein. Er hatte einen Schlüssel.“
„Und hat ihn stecken lassen!“
„Um von sich abzulenken.“
„Oder weil er es eilig hatte!“
„Das hätte ich auch, wenn ich gerade einen Mann erstochen hätte.“
„Er hatte was vor!“
„Ach! Und was?“
„Er hatte einen Termin. Du weißt schon, es ging um ein Gemälde.“
„Na, da bin ich ja mal gespannt, wer diesmal sein Alibi ist …“ Der junge Kommissar warf seiner Kollegin einen skeptischen Blick zu.
„Hör mal, Hannes. Ich möchte wirklich erst dann mit solchen Verdächtigungen anfangen, wenn die Beweise das auch rechtfertigen. Zudem hat Froschhammer kein Motiv.“
„Sagst du.“
„Sagt er.“
„Na gut. Aber wenn wir irgendwo seine Fingerabdrücke finden, dann hol ich ihn mir.“ Hannes grinste noch breiter.
„Hannes, wir werden seine Fingerabdrücke überall finden. Er hatte den Schlüssel, und er hat vielleicht sogar die Lanze angefasst. Immerhin hat er bei den Umräumarbeiten mitgeholfen“, fasste Franziska mit sanfter Stimme zusammen.
„Wie willst du ihn dann entlasten?“
„Mit einem Zeugen für sein Alibi.“
„Und der wäre?“
„Jetzt warte halt einfach mal ab!“, gab Franziska schnippisch zurück. Und um sich nicht länger rechtfertigen zu müssen, konzentrierte sie sich aufs Autofahren.
„Bedeutet dein Schweigen, dass wir für heute Nacht aufhören?“ Hannes warf einen Blick auf seine Uhr und gähnte ausgiebig.
„Nein, natürlich nicht. Wir fahren jetzt ins Präsidium und lesen uns in die Geschichte der Veste Oberhaus ein“, antwortete Franziska lachend. „Vielleicht hat die Tat ja Symbolcharakter.“
„Okay, das kannst du ja gern machen, aber mich lässt du bitte am Gampertsteig raus, da steht nämlich mein Fahrrad.“
Franziska nickte und setzte den Blinker, um in den Anger einzubiegen. „Gut. Und jetzt erzähl mir endlich, was du von den Nachbarn erfahren hast.“