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Hast

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Max und Walter standen im Flur des kasernierten Polizeireviers. Max klopfte mit dem Schlagstock Triolen gegen seine Gesäßmuskeln. Walter ließ die Trillerpfeife am Band rotieren. Den Gang hinunter tingelten sich unzählige Büros. Die meisten Türen waren verschlossen.

Ein adrett auftretender Mann mit glattem Anzug und seidig glänzendem Mittelscheitel gesellte sich zu beiden. Er war blass mit rötlich umrandeten Augen, abgemagert und leicht fiebrig mit Schweißflecken am Kragen. Er hüstelte und wischte seinen Mund zyklisch mit einem Tuch ab, das mittlerweile unschöne Blutschlieren aufwies.

»Edegard Nessel. Ich bin der neue Prohibitionsagent des Büro Investigation in Neu-Berlin«, stellte er sich überheblich, aber durchaus zielstrebig, vor und wollte beiden die Hand schütteln. Walter bewahrte Contenance und erwiderte die aufgesetzte Höflichkeitsfloskel in Form des Handschlages.

»Max Mayerz. Walter Wolfram. Einfache Polizisten von Neu-Berlin«, konterte Max bissig ohne Handschlag. Seine Furchen im Gesicht unterstützten gespenstisch.

Nessel machte nicht den Eindruck, als ob er sich durch diese polemische Mimikry auf den Schlips getreten fühlte.

»Ein Informant hat mir den Hinweis zukommen lassen, dass sich in einem alten Lagerhaus kistenweise Limonade befindet. Laut Beschluss Zwo-Sieben-Zwo ist dieses Getränk indiziert. Wir begeben uns morgen vor Sonnenaufgang dorthin, konfiszieren die Kisten und nehmen jeden fest, der sich zum Zeitpunkt dort aufhält.«

Walter setzte zweifelnd zu einem Schulterblick an.

»Wir und welche Armee?«

»Wir!«, antwortete Nessel selbstsicher und zeigte der Reihe nach auf sich, Max und Walter. Das zügig vor den Mund gehaltene Tuch kaschierte den abrupten, blutigen Auswurf. »Sind Sie damit diensttauglich?« Er nickte skeptisch auf Walters Gips am rechten Arm.

»Sonst wäre ich nicht hier«, konterte Walter.

»Sind Sie Linkshänder?«

»Ich versuche mein bestes.«

»Also können Sie mit links Ihre Pistole bedienen?« Nessel war nicht überzeugt.

»Ich musste noch nie meine Pistole benutzen. Wollen Sie einen Krieg anzetteln?«, brummte Walter, »Haben Sie denn überhaupt eine richterliche Befugnis?«

Nessel sah sich um und begann zu flüstern. »Ich habe eine Generalvollmacht von Bürgermeister Blutmond. Aber das muss unter uns bleiben. Wir operieren solange inkognito bis wir den Schmugglerring aufgedeckt haben.«

»Zu dritt?« Walter schüttelte nur mit dem Kopf.

»Je weniger Eingeweihte, desto sicherer«, flüsterte Nessel weiter.

»Und warum wir zwei?«, mischte sich Max abgeneigt ein.

»Weil sie keiner mag«, erwiderte Nessel trocken. »Direktor Godot hat mir versichert, dass sie, Max Mayerz und Walter Wolfram, die ideale Ergänzung seien. Keiner interessiere sich, was sie machen, und keiner würde sie vermissen.« Er klopfte beiden zuversichtlich auf die Schulter.

»Das sieht noch recht frisch aus«, bemerkte Nessel mit Blick in Max’ Gesicht. »Sie scheuen keine Auseinandersetzung, oder?«

»Ein Unfall«, antwortete Max.

Ein knappes Nicken von Nessel zeigte, dass dieser kein Verlangen nach weiteren Einzelheiten hatte.

»Und was ist mit Ihnen?«, fragte Max unverblümt, den Fokus auf Nessels schwächelndes Erscheinungsbild, geprägt durch die rötlich umrandeten Augen, die blasse Haut, die fiebrigen Ausdünstungen und das kränkliche Husten samt Auswurf.

»Tuberglukose«, gab Nessel offen zu, ohne viel Aufsehen zu erregen. Der lockere Umgang mit der Krankheit verblüffte Max. Eine mögliche Erklärung für die Verbissenheit, jedem Hinweis auf Limonade nachzugehen.

»Und wie halten wir die Männer in Schach? Zu dritt?«, griff Walter das ursprüngliche Thema mit der Zunge schnalzend auf.

Nessel hielt ihm die Dienstmarke des Büro Investigation, kurz BI, vor die Rübe. »Mit Autorität!«

Walters Mimik sprach Bände. Sein Schnurrbart zog sich zusammen und seine Stirn legte sich in tiefe Falten. Er ahnte, dass das in die Hose gehen würde.

Der Agonist

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