Читать книгу Der Agonist - David Goliath - Страница 19
Heckmeck
ОглавлениеNamron Nimmersatt drehte sich zur Rücksitzbank, wo ein sichtlich mitgenommener Hüne mit Handschellen lag.
»Was ist passiert?«
»Die Bullen haben herumgeschnüffelt. Und der eine wollte unbedingt mit Ludwig reden. Irgendwas mit Geld und Gliedmaßen«, stammelte die Gestalt verwirrt.
»Ludwig?«, Samor sah kurz zu seinem Bruder, bevor er wieder auf die Straße schaute und das Gefährt zügig manövrierte.
Namron überlegte. »Der im Anzug mit diesem ekligen Mittelscheitel?«, wandte er sich wieder zur Gestalt. Diese nickte eifrig.
»Edegard Nessel«, übersetzte Namron für seinen Bruder. »Der neue Prohibitionsagent von Neu-Berlin. Fritz hat mir den Namen vor kurzem erst zukommen lassen.«
Samor schüttelte feixend den Kopf. »Die müssen sich aber immer wieder was Neues einfallen lassen.«
»Was wollte Nessel von Ludwig?«, fragte Namron die Gestalt.
»Ich sollte Lustig ausrichten, dass der Typ seinen Anteil will, sonst reißt er ihm die Gliedmaßen in alle vier Himmelsrichtungen raus.«
Samor prustete lauthals los. »Der Typ gefällt mir!«
Sein Bruder ermahnte ihn streng mit einer sanften Geste. Samor drosselte daraufhin seinen Lachkrampf auf ein vertretbares Minimum.
»Welchen Anteil?«, hakte Namron bedrohlich nach.
Jetzt schwieg die Gestalt plötzlich.
»Worin ist Ludwig verwickelt?«
Die Gestalt wirkte abwesend.
»Antworte mir!«, schrie Namron nach hinten, doch Angst ließ den Hünen verstummen. »Halt an!«, forderte er Samor auf.
Umgehend bremste Samor und lenkte zur Seite. Die Straße war verlassen und kaum bebaut. Hier und da lagen alte, rostige Fahrzeugteile am Straßenrand; zwischendurch kaputte Holzfässer. Ein paar heruntergekommene Ruinen mit zerstörten Fenstern und Dächern hielten gebührenden Abstand.
Schwerfällig bugsierte sich Namron aus dem Wagen.
Samor drehte sich erwartungsvoll zur Rücksitzbank. »Du solltest lieber aussteigen, Bastard.«
Die Gestalt krabbelte mühselig aus der Tür, nachdem ihm Namron diese geöffnet hatte, und richtete sich an das Fahrzeugblech gelehnt auf. Die auf dem Rücken verbundenen Hände machten die Prozedur nicht gerade einfacher.
Namron hatte seine Hände auf seinen Wanst gelegt. Kaltblütig musterte er die Gestalt, die ihn zwei Köpfe überragte, aber dennoch vor ihm erzitterte. Der Schatten seiner krummen Hakennase fiel auf sein bebendes Doppelkinn.
»Wenn du mir nicht auf der Stelle sagst, was Ludwig da für ein Ding gedreht hat, wirst du Schmerzen erfahren, die dir die Luft rauben. Du wirst dich nach Erlösung sehnen. Du wirst auf deinen Knien betteln und flehen. Du wirst weinen wie ein kleines Kind, das vom Baum gefallen ist. Du wirst dir wünschen, dass du was Anständiges gelernt hättest und jetzt nicht auf der schiefen Bahn Schlängellinien fahren müsstest.« Seine Finger knackten, als er sie ineinander schob und überstreckte. »Wem bist du loyal gegenüber? Theodor Teufel oder Ludwig Lustig?«
Die Gestalt schaute nach rechts und nach links. Keine Seele weit und breit. »Ich will keinen Ärger.«
»Den hast du schon!«
Die Gestalt schluckte. »Lustig hat mir nur gesagt, ich solle aufpassen, bis er wieder da ist.«
»Worauf aufpassen?«, knurrte Namron.
»Aufpassen, dass niemand in seinen Schuppen geht. Mehr weiß ich nicht«, wimmerte die Gestalt.
»Wo ist er?«
Die Gestalt zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
»Und wann wollte er wiederkommen?«
»Heute Nacht.«
Namron blickte nachdenklich die Straße hinunter. Dann zog er seinen Revolver.
Die Gestalt jammerte. »Bitte nicht!«
Namron zielte auf die Knie des Mannes und schoss je einen Schuss auf beide Knie. Der Hüne fiel in sich zusammen und lag auf der Straße. Vor Schmerz wand er sich wie eine falsche Schlange.
»Der Patron verzeiht dir deinen Irrweg.« Er steckte den Revolver wieder ein. »Kriech nach Hause und kriech zu Kreuze. Wenn du geläutert bist, wenn du Einsicht zeigst, darfst du mit gesenktem Haupt Buße tun, zu seinen Füßen.«
»Ich bin geläutert! Ich bin einsichtig! Ich will Buße tun!«, rief die Gestalt bettelnd.
»Gut!« Namron stieg ins Auto und sie fuhren los. Die Gestalt blieb auf der Straße liegen und durfte die Abgase einatmen.