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Herberge

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»Bitte, Max«, bettelte Lena besorgt, während sie seine Wunde am Kopf mit einem Tuch und etwas Wasser reinigte. Der kugelrunde Bauch der Schwangerschaft machte die Sache nicht gerade komfortabler. Ihr Nachthemd war schon mit Max’ Blut besudelt. Müdigkeit sprach aus ihren Augen.

Es war mitten in der Nacht. Ein paar Kerzen spendeten Licht. Vielmehr besaßen sie nicht. Ein alter Tisch, zwei Stühle, eine Spüle, ein kleiner Schrank. In der Ecke eine kleine Kochnische mit Feuerstelle. Die Küche war der größte Raum in dem kleinen Haus und gleichzeitig Mittelpunkt für alles. Mehr als diese verfallene Ruine konnten sie sich nicht leisten. Es genügte, denn so waren sie zumindest vor Wind und Wasser geschützt. Kälte drang trotz allem durch jede Ritze.

»So kann es doch nicht weitergehen. Was, wenn du nicht mehr nach Hause kommst?« Sie musste innehalten. Obwohl sie sich oft mit dieser Frage befasste, hatte sie es bisher noch nie ausgesprochen. Die Hormone hatten sie fest im Griff.

Max bemerkte ihr Zurückweichen und fasste ihre von seinem Blut rotgefärbte Hand. Dabei drehte er sich zu ihr.

»Ich könnte zurück in die Fabrik«, überlegte Lena.

»Und unterm Webstuhl entbinden?«, warf Max zynisch ein. »Da würde der Zwerg wenigstens weich landen.«

Lena tupfte die Platzwunde trocken. Sie wich dem eindringlichen Blick ihres Mannes aus.

»Fäden durch Ösen ziehen ist nicht deine Bestimmung, Lena«, sagte Max.

»Sondern einsam und verarmt sterben, bevor unser Kind zur Welt kommt?«

»Einsam?«

»Weil du vor mir stirbst. Bei irgendeiner krummen Sache.« Lena atmete schwer aus.

Das Wasser im Bottich war bereits blutrot. Ein behelfsmäßiger Verband mit einem Tuch musste genügen, bis die Wunde von selbst zuwuchs. Bis dahin musste man hoffen, dass es sich nicht infizierte.

Lena nahm Max’ Hand und legte diese auf ihren kugelrunden Bauch. »Wir brauchen dich!«

»Ich lass mir etwas einfallen. Ich will nicht, dass du diese krude Textilfabrik noch einmal von innen sehen musst«, antwortete Max nach längerer Stille.

Er wusste, was zu tun war. Als ungelernter Verbrecher, der Ordnung in sein Leben bringen möchte, der dunklen Seite den Rücken kehren wollte, sich für nichts zu schade war und dem ein geregelter Lohn mehr bedeutete als abgekartete Geschäfte unter der Ladentheke, gab es nur eine Anlaufstelle: die Polizeidirektion.

Der Agonist

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