Читать книгу Der Agonist - David Goliath - Страница 21

Hierarchie

Оглавление

Fritz Tafelspitz stolzierte durch Teufels Stube. Auf dem Tablett balancierte der Kellner fünf Gläser mit sprudelnder, silbriger Flüssigkeit zum runden Tisch in der Ecke, wo sich die Crème de la Crème von Neu-Berlin bei Obstsalat und Pudding amüsierte. Neben Theodor Teufel, der von der bezaubernden Donna flankiert wurde, waren Bürgermeister Bruno Blutmond und Polizeidirektor Gordon Godot zugegen, sowie ein vierter Mann mit Namen Peter Pfeffer, der den feucht fröhlichen Reigen komplettierte. Obligatorisch standen Hagen und Wilhelm daneben, um ihrem Dasein als Leibwächter Präsenz zu verleihen.

Der neue Mitspieler, Peter Pfeffer, ähnelte im Auftreten Teufel. Beides Männer von Format; Kosmopoliten, die Wert auf Äußerlichkeiten legen und immer die feinste Seide tragen. Pfeffer war allerdings ein paar Jahre jünger und trug einen hippen Ziegenbart am Kinn. Darauf konnte Teufel getrost verzichten, schmückte er sich doch mit Donna.

Fritz trat an den Tisch heran und servierte jedem Teilnehmer ein Glas.

»Meine Herren«, begann Teufel dramatisch, »und Damen«, er tätschelte Donna, die daraufhin kichern musste, »Probieren Sie diese kleine Kostprobe unserer neuesten Kreation! Es wird Ihnen den Atem verschlagen. Das, meine verehrten Gäste, ist die Zukunft. Hierfür lohnt es sich wortwörtlich zu sterben. Es wird Ihnen vorkommen wie Ambrosia und Aphrodite in der Badewanne, mit nur einem Schwamm.«

Bei der Anspielung richteten sich alle Augenpaare der Herren wie von Geisterhand auf Donna. Diese genoss das Interesse an ihr, nahm den Faden beschwipst auf und leckte sich genüsslich über die Lippen. Teufel schmunzelte, angesichts dieser ungeplanten, stumpfen Krönung seiner Inszenierung. Den Männern wurde warm.

»Auf Neu-Berlin und die Männer, die es aufleben lassen!«, prostete Teufel der Gesellschaft zu und trank als Erster.

»Auf Sie, Patron!«, schloss sich Bürgermeister Blutmond an. Hastig verschlang er die Flüssigkeit.

»Auf Sie!«, kürzte Polizeidirektor Godot ab, weil er nicht länger warten konnte.

Donna beschränkte sich auf einen feurigen Kuss für Teufel, bevor auch sie schluckte.

Einzig Pfeffer inspizierte das Glas samt Inhalt. »Auf das Geschäft mit der Sünde!« Die ersten Tropfen gurgelte er, womit er irritierte Blicke auf sich zog. Anschließend schwenkte er das Glas mit geschlossenen Augen und hielt seinen Zinken darüber, um daran zu riechen. Als er wieder zurück ins Glas spuckte, war ihm die ungeteilte Aufmerksamkeit gewiss. Nachdem er die skeptischen Mienen der Reihe nach betrachtet hatte, setzte er an und stürzte die Limonade hinter.

Alle am Tisch schienen zu neuem Leben zu erwachen. Weit aufgerissene Augen und zappelnde Gliedmaßen zeugten von schier unbändigem Tatendrang.

»Chrysantheme«, setzte Pfeffer, als einziger in sich gekehrt, an, »mit einer Note von … ein neues Aroma … sehr ungewöhnlich und doch so belebend.« Er wedelte mit den Armen, kam aber auf keinen grünen Zweig.

Teufel lächelte. »Eine Geheimzutat.«

Pfeffer schaute ihn anerkennend an. »Hat diese Geheimzutat Einfluss auf die Farbgebung?«

»Wir waren selbst überrascht, als sich das Gold in ein blasses Silber wandelte, aber der Geschmack tröstet darüber hinweg. Goldblume werden wir auch weiterhin anbieten. Die neue Sorte wird ein Premiumprodukt, wodurch wir höhere Margen erreichen.«

Blutmond und Godot interessierten sich weniger für das Geschwafel. Sie beobachteten lieber Donna, die ihre neu gewonnene Energie dafür nutzte, ihr Dekolletee unablässig zu richten.

»Ich will es exklusiv«, forderte Pfeffer.

Teufel schmunzelte.

»Wie heißt die Sorte?«

»Silberstern«, antwortete Teufel majestätisch.

»Und was ist die Geheimzutat?«

Fritz horchte auf. Bis jetzt hatte er wie eine Statue daneben gestanden. Diese Frage holte ihn mit einem Schlag aus seiner Starre. Entsetzt schaute er zu Teufel. Dieser winkte Pfeffer zu sich heran. Die Augen von Fritz wurden immer größer. Fassungslos sah er zu, wie Teufel Pfeffer etwas ins Ohr flüsterte.

Der Agonist

Подняться наверх