Читать книгу Der Agonist - David Goliath - Страница 20
Hingabe
ОглавлениеTeufel warf sich seinen glänzenden Ausgehmantel über, als es verhalten an der Haustür zu seiner prunkvollen Villa klopfte. Weißer Marmor zierte den Boden und an den mit Holzpanelen beplankten Wänden wechselten sich goldgerahmte Spiegel mit kubischen Gemälden ab, die ab und an Teufels Konterfeit zeigten, oder zumindest eine Parallele vermuten ließen. Hohe Decken mit reich verziertem Stuck verliehen dem Gebäude ein anbetungswürdiges Flair, während große Fensterfronten von dicken Vorhängen geschlossen wurden. Kurzum, das Haus wirkte dunkel und kalt.
Namron wartete angespannt vor der Tür. Sein angedeuteter Stepptanz untermalte das deutlich. Ein unauffälliger Gruß ging an Hagen und Wilhelm, die in Teufels teurer Luxuskarosse vor dem Haus warteten und ihn ausdruckslos beobachteten.
Die Nachbarschaft war mit ihren überdimensionierten Gebäuden und den verschwenderischen Vorgärten ebenso prahlerisch wie die Villa, vor der sich Namron befand. Eigentlich hatten er und sein Bruder hier nichts verloren, aber die Neuigkeiten bargen eine gewisse Dringlichkeit. Mit den Spaghetti auf dem Restaurantboden meinte Teufel zwar, dass sie die verschollenen Kisten finden und die Hanswurste plattmachen sollten, doch die Verflechtung mit Ludwig Lustig und dem neuen Prohibitionsagenten Edegard Nessel erforderte eine neue, von ganz oben abgesegnete Vorgehensweise.
Die Tür öffnete sich einen Spalt.
»Was willst du hier?«, zischte Teufel aus der Dunkelheit heraus. Man konnte einzig die flammenden Pupillen erkennen.
Namron kam dem Spalt näher und flüsterte. »Ich muss mit Ihnen reden, Patron.«
»Meine Befehle waren eindeutig. Verschwinde!«, wehrte dieser ab.
»Ludwig hat Geheimnisse«, versuchte Namron Interesse beim Gegenüber zu wecken. »Er hat da was mit Edegard Nessel laufen. Eine ordentliche Summe Geld scheint im Umlauf zu sein.«
Aus dem Spalt hörte man nur das zyklische Atmen eines grübelnden Mannes. »Was genau?«
»Das wissen wir noch nicht. Ludwig stellen wir heute Nacht zur Rede, wenn Sie grünes Licht geben. Danach werden wir uns Nessel vornehmen. Ich rieche es beim Pissen, irgendwas stinkt da nach faulen Eiern. Wenn ich meiner Blase vertraue, dann könnte uns diese Spur zu Ihrer Limonadenlieferung führen.« Namron schaute verunsichert in den schwarzen Spalt. Die Pupillen waren verschwunden. Anscheinend verbarg sich Teufel irgendwo im Schatten. In den Tiefen der Villa waren indes Stöckelschuhe zu hören, die die eleganten Bewegungen einer Dame ankündigten.
»Redet mit Ludwig«, ordnete Teufel nach ein paar Sekunden seelenruhig durch das Türblatt hindurch an, »aber quält ihn nicht! Bringt ihn zu mir, wenn er sich verdächtig verhält. Seid vorsichtig bei Nessel! Beschattet ihn, aber haltet Abstand!« Der Hall der Stöckelschuhe wurde lauter; sie näherten sich. »Noch etwas«, ergänzte er eilig, »Hört euch mal um. Anscheinend hat jemand Probleme mit Gewalt gegen Frauen. Eine Schwangere soll das Opfer sein. Mayerz.«
Namron vereiste. Für einen Moment hörte er auf zu atmen. Verstörende Bilder jagten durch seinen Kopf.
»Berichte mir, wenn es was gibt.«
»Ja, Patron«, stammelte Namron und machte sich zügig vom Acker, mit der ins Schloss fallenden Tür im Rücken.
Teufel presste die Tür ins Schloss und drehte sich in den Flur, als das Klackern der Stöckelschuhe nun auch visuelle Früchte trug und ihm eine fesche Frau präsentierte, die sich geschickt in den wenigen Lichtstrahlen drehte. Er stierte gebannt von unten nach oben.
Die roten Schuhe glitzerten wie ein Sternenhimmel und der hohe Absatz hob das feminine Prachtexemplar empor. Das lange Abendkleid war an ein paar Stellen offen, was einige neckische Einblicke gewährte, ohne zu exhibitionistisch zu wirken. Die rote Farbe passte zu den Schuhen, hielt sich jedoch mit allzu imposantem Glitzerwerk zurück. Dafür punktete ein opulentes Dekolletee mit hochgeschnürten, aneinander gedrückten Brüsten und einer engen Fuge dazwischen, die erhöhte Aktivität in männlichen Skrota hervorrufen würde. Als weiterer Blickfänger diente ein goldenes Halscollier, das sich wie eine Manschette um den Hals legte und nach unten zum Dekolletee hin auslief. Allerlei Verzierungen durften ausgiebig studiert werden. Ohrringe und Armbänder in ähnlich goldener Aufmachung rundeten den sinnlichen Kontrast zum Rot ab. Ellenlange, wellige, kupferfarbene Haarpracht und voller Inbrunst pochende, scharlachrote Lippen gaben dem Betrachter schließlich den letzten Stoß und auch Teufel hatte mit seiner Standhaftigkeit zu kämpfen.
»Umwerfend!«, intonierte er betört und fügte hechelnd hinzu, »Du – bist – eine – Göttin, Donna!«
Donna lächelte geschmeichelt. »Ich weiß.«
»Gut, dass Hagen und Wilhelm dabei sind. Ich könnte dich niemals schützen, vor all den wilden Männerhorden, die sich um dich reißen werden.« Er meinte das natürlich nicht ernst, sondern als Kompliment. Jeden Mann, der ihr zu nah kommen würde, würde er ansatzlos wie einen Fisch aufschlitzen und ausweiden. Hagen und Wilhelm brauchte er, damit sie ihn davon abhielten. Teufel grinste charmant und reichte der Dame den Arm zum Einhenkeln.
Donna hängte sich ein. Den Kavalier beschenkte sie mit einem unwiderstehlichen Lächeln. »Ich habe Hunger und Lust zu tanzen.«
»Alles, was du willst, meine Teuerste«, versprach Teufel gönnerhaft und führte sie zur Tür hinaus.