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Prolog

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Es war kalt, die Nacht näherte sich langsam ihrem Ende zu. Die Jäger der Dunkelheit waren nach dem Beutezug bereits in ihren Bauten, Nestern, Lagern, die Jäger des Tages noch nicht wach. Diese einsame Stunde gehörte nur dem Tod, denn, er war immer da, allgegenwärtig. Die Stille wurde nur durch Azalas Stimme gestört.

»Die Zeit des Todes ist die Zeit des Sehens. Mancher wird sagen: Sie haben gute Phantasie, andere wiederum: Sie können sich erinnern. Dritter wird feststellen: sie wissen zu viel, und Alarm schlagen. Dann werden sie uns beseitigen. Deswegen, seit allen Zeiten: Bleibt unsichtbar!« Azala drehte den Kopf zu seiner Tochter Inehaa, sah sie nicht. Sie saßen vielleicht nur anderthalb Meter voneinander entfernt, aber eine kleine Wolke verdeckte gerade den Mond, er sah nicht einmal ihre Umrisse. Das Feuer vor der Hütte war erloschen, die Glut am Ausklingen. Absolute Dunkelheit beherrschte alle Sinne. »Tatsachen kennen wir, sie sind etwas Handfestes, Belegbares, Nachprüfbares. Aber, was ist eigentlich eine Prophezeiung?«

Inehaas Stimme unterbrach sein Monolog, sie antwortet an seiner Stelle:

»Wenn ihre Zeit gekommen ist, um das zu sein, wird eine Prophezeiung zur Tatsache. Sie wird zu: jetzt!«

»Richtig«, bestätigte ihr Azala, »die Überlieferungen der Sumerer, Schriften der Inder, vergessene und verschwiegene Legenden der amerikanischen Ureinwohner, Mythen und Gedanken der bald verschwundenen Aborigines, greifbaren Hinterlassenschaften vieler verschollenen Kulturen, all diese Tatsachen …, erzählen in ihren eigenen Sprachen und auf ihrer besonderen Art dasselbe …« Inehaa war schneller, sprach für ihn weiter:

»… und warnen uns davor, was uns bevorsteht, erinnern uns an die Prophezeiung und den Einen …« Inehaa war nicht unhöflich, das war deren Art der Konversation. So hat sie ihr Vater das Wissen gelernt, sie sollte selbst mitdenken, nicht nur zuhören.

» Unter den Vielen, dem Menschen bekannten Werken, werde ich nun das Bekannteste als Referenz nehmen. Nicht, weil es genauer oder konkreter über das aussagt, was jeden von uns erwartet. Es ist einfach nur bekannter als alle anderen Werke. Aber nur die genauen Übersetzungen der ersten W-Rollen sind sinngemäß und korrekt. Was man seit Jahrhunderten vorgeworfen bekommt, ist hoffnungslos verfälscht, hat den Sinn verloren. Du hast sie gelesen, wie alles Geschriebene was wir haben. Die Bibel ist in jeglicher Hinsicht ein sehr vielseitiges Buch. Es gibt keinen Menschen, welcher auf der einen, oder der anderen Seite, sich selbst nicht wiederfindet. So ist es auch mit den Geschichten und Prophezeiungen der Bibel. An die Prophezeiungen glaubt man kaum, denn diese, als solche, sind vorher natürlich nicht nachprüfbar, zudem sind sie so unglaublich, dass nur wenige sie zu glauben vermögen. Mancher dieser Prophezeiung fand in der Geschichte bereits ihren Platz, es muss in der Vergangenheit nur genauer hingeschaut werden. Als diese einstigen Voraussagen, in unserer Vergangenheit ihre Erfüllungen fanden, aktivierte der menschliche Geist alles Erdenkliche um das Geschehene negieren zu können. Oder, es sogar absichtlich zu leugnen. Die Sprache der Rollen ist die Sprache des Rätsels, nur der Kundige kann sie verstehen. Heute, wer ist das noch? Wer spricht diese alte vergessene Sprache der Rätsel, der Wahrheit? « Azala wartete auf eine Antwort.

»Die gleichen Menschen, welche die Sprache des Nostradamus sprechen. Die Wissenden.«

»Eine Prophezeiung findet seit Langem, direkt vor Augen aller statt, und doch will sie niemand wahr haben. Einige Wenige, erlangten die Erkenntnis der Tatsachen, wurden jedoch vor den Augen aller und von allen, zum Schweigen gebracht. Es existieren viele Bücher und Schriften, welche älter als die Bibel sind. Sie beschreiben das Gleiche, was damals davor war, was damals gewesen ist, und das, was in dem zukünftigen heute sein wird. Es ist heute. Eines der Werke, älter als alle dem Menschen bekannten Schriften, unsere Chronik der Seelen, das noch nicht zu Ende geschriebenem Buch der Wissenden, geschrieben mit dem Blut vergangener Weisen, besingt in seinen Zeilen … und Versen … Kriegsruf der Wu. Inehaa, weißt du, welchen ich gerade meine? Sing ihn mir bitte vor.«

»Eines Tages, werden die Erwachten stark genug sein, um zurückschlagen zu können. D ie Geister der Toten werden laut aufschreien, sie werden dem blutigsten Krieg beiwohnen. D eren Ruf wird man hören, und wer nicht kommt, der, der ist bereits tot.«

»Ja. Der Angriff der Erwachten war für morgen prophezeit, und dieser Morgen, dieser Tag …, angesagter Tag, muss heute sein! Ich habe es gespürt, … habe deren Schreie, deren Ruf gehört …«. Azala brach ab, er fühlte sich nicht wohl. Die Zeit spielte verrückt.

»Ich habe sie auch gehört, Vater.« Inehaa sprach langsam, versuchte ihre eigene Offenbarung zu deuten. »Es war kein Hilfeschrei, nein. Eher…. Wut. Frauenstimme, in Chinesisch. Eine Wu. Blut ist geflossen. Dann Stille. Erst … danach … deren Aufschrei. Sie hat sie geweckt.«

» Ihren Schrei habe ich nicht gehört, nur deren. Du siehst und hörst besser als ich, sagtest, sie sprach Chinesisch? Eine Wu. Das Blut wäre geflossen …, also eine Kriegerin. Das passt. « Azala musste Inehaa seine Gedanken unbedingt mitteilen, überlegte wie. » Ihn spüre ich schon lange, den Unbekannten, aber er ruft nicht. Er ist leise, unsichtbar, unfassbar. Seine Zeit ist jetzt, die Stunde des Todes, das ist er. «

» Ich spüre ihn auch. Ich könnte ihn aus Lehm formen, aber nicht beschreiben, so wie den Tod nicht. Er ist vor den Augen Aller, und doch wird er übersehen, so wie der Tod. Ich dringe zu ihm nicht durch. Er wird beschützt. Jemand wacht über ihn. Bestimmt hat ihn der Ruf auch erreicht, aber, … er reagierte nicht. « Inehaa wollte noch mehr hinzufügen, lies es sein, es wäre nutzlos.

»Das hast du gut gesagt, beschrieben. So fühle ich es auch.« Azala schaute Inehaa an, sie blickte zu den Sternen, strahlte im Mondlicht.

Man schaute ins Wasser, Feuer, verzehrte Nauacatl, Huachuma, Tarasuun, oder Honda, rauchte, trank Noha Wein oder Alkohol. Inehaa brauchte nichts. Sie stand graziös auf und senkte langsam den Kopf, bis das Kinn fast ihre Brust berührte, fing an im singenden Ton Verse zu rezitieren:

»Was wird mir denn gesagt, was werde ich jetzt erkennen? Die Zeit wird kommen. Ihr werdet es sehen.«

Azala kannte diese Verse. Sanskrit, Veda, Rishi, Saptarishi. Inehaa war weg, weit weg! Sie brauchte nur die Sterne für eine Sekunde zu sehen, um die Zeit zu lesen. Diesmal stimmte etwas nicht, es ging zu schnell!

»… geschaffen aus Zwei, dem Feuer und Blut, wird der Eine erwachen, die Feinde vernichten. Das Leben der Zwei, wird die Götter stimmen, s ie werden zu ihren Ehren, in diese Welt zurückkehren …«

Auch diese Worte waren Azala bestens bekannt, die Verse aus dem geheimen Brief des Nostradamus an die Letzten.

»Es war, es ist, es wird immer sein, was man verliert, kann man nicht wiederfinden, w enn es nicht wiedergefunden werden will, a uch die Seele nicht, v ielleicht im nächsten Leben, wenn das Versprechen eingehalten wird. Denn … das haben wir uns versprochen …«

Azala musste nachdenken, das waren die Wu Worte. Inehaas Stimme veränderte sich, war nicht mehr die ihre, klang männlich, melancholisch, traurig:

»Lebe, als ob es der letzte Tag deines Lebens wäre, sorge vor, als ob du Tausend wirst, bedenke alles, was du getan hast, oder tust, weil du Tausend wirst!«

Azala schaute erstaunt zu Inehaa, diese geheimen Worte! Die hatte sie noch nie gehört oder gelesen! Sie konnte sie unmöglich kennen. Den Spruch hatte er einst gehört, man sagte ihm, er käme vom Pri. Das war sein Schwur Spruch!

»Ich habe in Ehre gehandelt, V ersprochenes gehalten, hatte keine Wahl, das Blut vergossen, Dank dafür ist die Qual. Das Letzte hast du mir verschwiegen! E nttäuscht habe ich dich nicht, oder etwa doch? Das wirst du mir schon sagen, beim Treffen aller Ahnen. Die Zeit ist relativ …, nicht fassbar, eine Sekunde wird … Ewigkeit bestehen, die Ewigkeit wird … in Sekunde vergehen. Was ist schon ein Traum? Was? Träumt der Tod?«

Azala verinnerlichte die Verse, verstand, was gerade passiert: Jemand sprach durch Inehaa! Alles fügte sich zusammen.

» Vater, das waren seine Worte, er … hat den Ruf erwidert. Es hat begonnen. Die Toten sind erwacht! «

Der erneute grausame befreiende Aufschrei der Geister war für Azala und Inehaa unüberhörbar.

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