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Maskenträger

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Durch die zugezogenen Vorhänge drang die Sonne nur schüchtern und andeutungsweise in die Limousine ein. Jemand der drin saß, wurde zwar nicht gesehen, aber mit dem Nachteil dass er nach außen auch nicht viel erkennen konnte. Der Passagier im Fond wollte weder das Eine noch das Andere. Er war blass, als ob er seit Jahren keine Sonne und Tageslicht gesehen hatte. Ihm war es sowieso egal ob draußen Tag oder Nacht war. Er fühlte sich sehr wohl im Fond der Limousine, abgeschirmt von der restlichen Welt. Seine eigene Welt hatte mit der Außenwelt nichts zu tun, daher wollte er sie nicht einmal sehen.

Mit leisem Surren meldete sich das Autotelefon. Der Bodyguard, welcher gegenüber dem Herrn im Rücksitz saß, nahm das Telefon aus der Halterung und antwortete höflich: »Hallo?«, reichte ohne Zögern das drahtlose Telefon seinem Boss. Dieser hörte recht lange nur zu, sagte am Ende nur: »Ich komme.«

Herr im Rücksitz schaltete das Telefon aus, behielte jedoch in der Hand und fing an es langsam zu zerdrücken. Das Knirschen und Platzen des Gehäuses waren überaus deutlich zu hören, Teile des Telefons fielen auf seinen dunklen gestreiften Anzug und auf die Sitze, dann auf den Boden des Maybach. Der Begleiter reagierte sofort:

»Sir Gallmann, sie werden sich verletzen!«

Sir Gallmann schaute sich seine Hand an, sah nicht einen einzigen Kratzer, lehnte sich von dem Vorfall unberührt in den Sitz zurück. Mit geschlossenen Augen fing er an, leise und unverständlich, vor sich hin zu rezitieren.

Der Bodyguard versuchte die Reste des Telefons mit dem Fuß in eine Ecke zu schieben, was ihm nicht gelang, die Teile verfingen sich im Gewebe des Bodenbelags. Fragen gingen ihm durch den Kopf, denn etwas Seltsames muss passiert sein. Ein Telefonanruf mit solchen Folgen? So hatte er den Sir Gallmann noch nie erlebt. Sir Gallmann war gar nicht fähig so etwas zu tun, etwas kaputt zu machen. Jedenfalls, das dachte er. Ist der Mann verrückt geworden, was war passiert? War das, was sein Boss gerade veranstaltet hatte, aus Freude oder Zorn? Er war schon seit zwei Jahren bei ihm, Tag und Nacht, daher meinte er, er würde seinen Boss genau kennen. Das bedeutete nichts Gutes, stellte der Bodyguard nüchtern fest. Es könnte sein, dass er jetzt seinen Job tun muss , wofür er eingestellt wurde. Außerdem, er verstand kein einziges Wort von dem was Sir Gallmann vor sich sprach. Diese Sprache hat er noch nie gehört, falls es überhaupt eine Sprache war.

Big-Ben verkündete acht Uhr. Der Bodyguard umfasste seine Pistole, das Vorhandensein der Waffe beruhigte ihn etwas. Sir Gallmann sprach unerwartet, mit noch immer geschlossenen Augen:

»Mark, umdrehen, wir fahren zurück. Wir fliegen heute nach Frankfurt. Machen sie alles klar, so schnell wie möglich.«

Sie saßen in einem gepanzerten Fahrzeug. Sir Gallmann hatte nun mal ein solches Fahrzeug nötig, gab Mark seinem Arbeitgeber diesbezüglich Recht. Er war schließlich der einflussreichste Finanzmanager Englands, einer der top drei der Welt. Mark gab dem Fahrer die Anweisung umzukehren und schloss seine Augen. Er wollte sich den Mann ihm gegenüber nicht anschauen. Das war nicht der Mann, für welchen er zu arbeiten angefangen hatte, dieser Mensch zeigte gerade sein Zweites Gesicht. Mark war sehr empfänglich was die Psyche des Menschen betraf, hatte so etwas wie einen siebten Sinn, irrte sich so gut wie nie. Das war auch der Grund, dass er einer der besten Bodyguards der Welt war. Ihm wurde klar: Er hatte sich in Sir Gallmann getäuscht, dieser war auf keinen Fall ein harmloses Finanzgenie. Er war der nette lächelnde Mann von nebenan, der irgendwann auf einer Titelseite steht, weil er … etwas Böses getan hatte.

Gene des Lichts

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