Читать книгу Sprachen der Welt - Dieter Wunderlich - Страница 13
Genus
ОглавлениеEtwas, worüber Ausländer immer stolpern, ist das Genus (das grammatische Geschlecht) des Deutschen. Die Sonne, der Mond – aber le soleil, la lune im Französischen. Im Englischen ist das Genus verschwunden; letzte Reste bei den Personalpronomen sind rein semantisch: he oder she sagt man bei höheren Lebewesen, sonst it. Noch viele andere Sprachen kommen ohne Genus aus (Chinesisch, Japanisch, Koreanisch, Persisch, Tamil, Thailändisch, Türkisch, Ungarisch, Vietnamesisch); Menschen, die mit diesen Sprachen aufgewachsen sind, haben es schwer mit dem Deutschen. Aber auch solche, deren Muttersprache zwei Genera (Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Hebräisch, Arabisch, Paschto, Hindi) oder sogar drei Genera kennt wie das Deutsche (Griechisch, Latein, Polnisch, Russisch), haben es schwer. Es gibt keine erkennbare Regel, wonach das Genus verteilt wird, außer dass männliche Lebewesen vorwiegend maskulin und weibliche Lebewesen vorwiegend feminin sind. Zwar sind Himmelsrichtungen, Winde, Niederschläge, Mineralien, Erden und Gesteine im Deutschen vorzugsweise maskulin, Baum- und Blumennamen, auch Flussnamen dagegen eher feminin; doch niemand weiß, warum. Überall gibt es Ausnahmen (der Ahorn, der Krokus, der Main).
Jedes Wort hat sein eigenes Genus, man muss es zusammen mit dem Wort lernen. Nicht selten haben Wörter mit zwei verschiedenen Bedeutungen auch zwei verschiedene Genera: der/die Kiefer, der/die Heide, der/die See, der/das Schild, der/das Erbe, der/das Laster, die/das Mark, die/das Steuer – das zeigt uns, dass das Genus wirklich mit jedem Wort (qua Wortform + Bedeutung) variieren kann. – Suffixe verhalten sich wie Wörter, sie haben meistens ein festes Genus. Wörter auf -er, -ler, -ner, -ling, -and, -ant, -är, -eur, -ismus, -ist und -(at)or sind maskulin; meistens sind es Berufs- oder Tätigkeitsbezeichnungen, bei denen dann durch -in die weibliche Form entsteht (außer bei Lehrling-∗in), aber auch Nicht-Personen (Gener-ator, Vibr-ator) und Abstrakta (Fasch-ismus, Rass-ismus) sind maskulin. Wörter auf -ei, -heit/ -(ig)keit, -schaft, -ung, -ade, -age, -anz, -erie, -ie, -ik, -(at)ion, -ität, -(at)ur, die in der Mehrzahl Abstrakta bezeichnen, sind merkwürdigerweise feminin. Nur Verkleinerungsformen auf -chen oder -lein sind neutrum, und zwar gleichgültig, ob sie mit Mann oder Frau gebildet sind (das Männchen, das Fräulein).