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3. Über die Vielzahl und Vielfalt der Sprachen
ОглавлениеDer „Ethnologue“ von 2013 zählt 7105 lebende Sprachen. Diese Sprachen sind nach Art der Sprache (Lautsprache, Gebärdensprache, Mischsprache usw.), nach Zugehörigkeit zu einer Sprachfamilie (möglicherweise auch zu einer Makrosprache) und nach der geographischen Region, in der die Sprache gesprochen wird, klassifiziert. Viele Sprachen sind sehr gut bekannt, von vielen anderen Sprachen weiß man nur sehr wenig. Im WALS, einem Weltatlas der Sprachstrukturen, sind 2600 Sprachen mit ihren sprachlichen Merkmalen und dem geographischen Mittelpunkt der Sprachregion aufgeführt; dabei ist darauf geachtet, dass nach allen Kriterien und von überall her möglichst viele Sprachen repräsentativ erfasst sind. Die geographischen Mittelpunkte der Sprachen verteilen sich auf alle bewohnten Gebiete der Erde.
Verteilung der Sprachen in der Welt.
© Kilu von Prince
Neben großen Flächen mit geringer Sprachendichte existieren einige wenige Gebiete mit großer Sprachendichte – das sind die Hotspots: Dort gibt es viele verschiedene kleine Sprachen, neue Sprachen konnten sich bilden und haben sich möglicherweise von hier aus verbreitet. In Amerika sind das die Regionen längs der Westküste Nordamerikas, Mittelamerika (Mexiko und Guatemala) und die Quellgebiete des Amazonas (in Peru, Ekuador und Brasilien). In Afrika gehört dazu ein ganzer Gürtel südlich der Sahara von Westen (mit dem Zentrum in Kamerun) nach Osten (mit einem Zentrum im Südsudan und in Südwestäthiopien). Kaukasus-Sprachen erstrecken sich zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer. In Süd- und Südostasien gehören dazu die südlichen Himalaya-Abhänge, Regionen in Birma und Vietnam, die Philippinen, Papua-Neuguinea, Melanesien und die Nordküste Australiens. Sprachen, die sehr dicht nebeneinanderliegen, sind keine Weltsprachen. Diese Sprachen sind besonders interessant und wertvoll, weil sie die große Vielfalt der Sprachen verkörpern.
Ethnologue und WALS
Der Ethnologue ist ein seit 1951 ständig erweitertes und aktualisiertes Verzeichnis aller Sprachen der Welt (die 16. Auflage 2009 und die 17. Auflage 2013 sind verschieden organisiert; man kann sie beide online benutzen). Herausgeber ist das Summer Institute of Linguistics (SIL), eine Nonprofit-Organisation, die sich seit ihrer Gründung 1934 an der Erforschung von etwa 2500 Sprachen beteiligt hat. Für Sprachgruppen, bei denen sich die Fachwelt nicht einig ist, ob es Dialekte einer einzigen Sprache oder eine Anzahl separater Sprachen sind, hat Ethnologue 2013 den Begriff der Makrosprache eingeführt. Zu ihnen werden u.a. Chinesisch, Standard-Arabisch, Malaiisch, Mongolisch, Kurdisch, Serbo-Kroatisch und Quechua gerechnet – alles Sprachen, die, in ganz verschiedenen Gegenden gesprochen, sich unterschiedlich aufgefächert haben.
WALS („The World Atlas of Language Structure“) wird vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig (seit 2011 online) herausgegeben. Der Atlas will die Verteilung lautlicher, lexikalischer und grammatischer Eigenschaften der Sprachen der Welt möglichst repräsentativ erfassen; dazu wurde ein Korpus von 200 Sprachen aus allen Gegenden und Sprachfamilien der Welt zur genaueren Untersuchung ausgewählt und nun Stück für Stück erweitert. Gegenwärtig sind sprachliche Merkmale von mehr als 2600 Sprachen aufgenommen.