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Schülerleben und Politik
ОглавлениеDie FDJ war die einzige zugelassene Jugendorganisation der DDR. Entstanden im Exil während der Nazizeit und anfangs überparteilich aber jugendbezogen, wandelte sie sich bald zu einer völlig auf die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) fixierten Nachwuchsorganisation derselben. Man konnte mit 14 Jahren in die FDJ eintreten. Das taten aber in Berlin zu dieser Zeit längst nicht alle Jugendlichen. In meiner Klasse mit ungefähr acht Schülerinnen und 22 Schülern waren bis etwa 1953 nur elf FDJ-Mitglieder, wenn ich mich richtig erinnere. Erst dann traten einige von uns ein, so auch ich.
1953 war ein ereignisreiches Jahr. Am 5. März starb Stalin und auch an unserer Schule herrschte Trauer, teils echt empfundene, wie bei Annemarie, die leise weinte, teils war sie pro forma. Im Schulfoyer stand ein Stalinbild mit Trauerflor. Als Anzeichen der beginnenden Militarisierung der DDR (parallel zur alten Bundesrepublik!) wurde das Stalin-Bild von zwei Schülern mit Luftdruckgewehren bewacht, was teilweise diskretes Kopfschütteln hervorrief. Wenige Tage später, am 14. März 1953, starb Klement Gottwald und wieder war Trauer in der Schule, die seinen Namen trug, angesagt.