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Durchhalten aber wofür?

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Viele unserer Klienten kamen aber meistens, wenn sie bereits in einer belasteten Lebenssituation waren. Als klassische Durchhalter glaubten sie lange Zeit, schwierige Konstellationen beruflich oder privat aushalten zu müssen. Mit dieser Hoffnung passiv abzuwarten, verloren sie aber den realistischen Blick auf ihre eigenen gesundheitlichen Grenzen bis sie sich hilflos ausgeliefert fühlten, weil sie erschöpft, müde, depressiv und frustriert wurden und ihr Leben nicht mehr im Griff hatten.

In unserem Verein hatten wir ca. 60 % weibliche und 40 % männliche Durchhalter, die unterschiedliche Berufe ausübten und in allen Alterskategorien vorkamen. Was sie verband, war der Irrglaube, dass sich belastende Situationen auch ohne ihr Zutun, von allein auflösen würden. (7)

Es kamen aber auch viele Frauen und Männer, die jahrelang einen Job ausübten, der sie an die Grenzen ihrer Belastbarkeit brachte und dennoch hofften sie, dass ein neues Management irgendwann die Bedingungen der Mitarbeiter verbessern würde.

Manche warteten bis zum Pensionseintritt, um ernüchtert festzustellen, dass die Arbeit nicht nur ihre gesamte Kraft beansprucht hatte, sondern auch ihre Lebensfreude verschwunden war.

Wir betreuten aber auch viele Personen, die in einer problematischen Beziehung lebten und sich verzweifelt bemühten durchzuhalten, weil die Angst vor Veränderung sie lähmte. Manche wussten schon nach einigen Jahren, dass sie mit ihrem Partner nicht glücklich werden würden und beschlossen auch sich zu trennen. Als Durchhalter zögerten sie aber immer wieder und brauchten dazu oft ihr ganzes Leben.

Durch unsere Schulprojekte in der Arbeitsgemeinschaft für Präventivpsychologie fanden wir leider auch bei Schülern viele Durchhalter, die sich – überfordert von den Erwartungen ihrer Eltern und Lehrer – verzweifelt bemühten niemanden zu enttäuschen. Die meisten der Jugendlichen, die wir betreuten, wollten den geforderten Leistungslevel schaffen, bis sie merkten, dass ihre Kraft zum Durchhalten erlahmte und sie innerlich aufgaben.

Eltern und Bezugspersonen erkannten oft sehr spät auffällige Veränderungen bei den Jugendlichen, die sie der Pubertät und nicht der Überforderung zuschrieben. Bis irgendwann der Weg ihres Kindes in die verhängnisvolle Burnout-Spirale nicht mehr zu übersehen war.

Gerade Durchhalter sind oft mit dem Leben, das sie führen, sehr unzufrieden. Sie wünschen sich zwar in Gedanken eine Veränderung, glauben aber gleichzeitig, dass sie eine Verbesserung ihrer Lebensqualität nicht schaffen werden und diese negative Einstellung erhöht ihren Stress- und Frustrationslevel noch mehr.

Besonders der Altersgruppe 55+, die in unserem Verein Hilfe suchte, fiel es sehr schwer daran zu glauben, dass gezielte Veränderungen ihre Lebensqualität wieder steigern könnten.

Ganz anders reagierte hier die Gruppe der Jugendlichen, und so konnten wir bei unseren Schulprojekten erfreulicherweise feststellen, dass junge Leute, wenn sie Hilfe zum Stressabbau bekommen, rasche Fortschritte machen und auch daran glauben, dass sie durch neue Strategien wieder Spaß am Leben empfinden werden.

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