Читать книгу Meister deines Lebens - Dr. Brigitte Bösenkopf - Страница 24
2.5. Beziehungsfrust statt Lust
ОглавлениеLangzeitstudien der letzten Jahre beweisen immer deutlicher, dass Stress negative Auswirkungen auf Beziehungen hat. Menschen, die am Arbeitsplatz stark gefordert werden, verändern sich auch im Privatbereich und tragen ihre Anspannungen in die Familie. Menschen unter Stress reagieren gereizt, sind launisch, weniger zur Versöhnung bereit und stumpfen emotionell und sexuell ab.
Prof. Guy Bodenmann konnte nachweisen, dass chronischer Stress eines Partners oder beider Partner zu negativen Paarverläufen und einem höheren Scheidungsrisiko führt. „Stress ist der heimliche Feind der Paare. Langsam und unbemerkt wirkt er auf die Ehe ein“, so Bodenmann.
In unserer ARGE für Präventivpsychologie haben wir viele Paarseminare, Coachings und Therapien durchgeführt. Als Mediatorin bei Beziehungskonflikten oder in Scheidungssituationen habe ich festgestellt, dass fast jedes dritte Paar Berufsstress hatte, der sich negativ auf ihre Beziehung auswirkte. Die meisten konnten zu Hause nicht abschalten und gönnten sich immer weniger Zeit für eine entspannte Zweisamkeit.
Die Annahme, dass Arbeitsstress allein Beziehungsqualitäten verschlechtere stimmt allerdings so nicht. Paarstudien der letzten Jahre zeigen, dass auch Privatstress hohe Auswirkungen auf eine positiv besetzte Arbeitssituation hat. Wenn wir privat Probleme haben, belastet das auch unsere Leistungsmotivation. Die Befindlichkeiten unseres Privatlebens schwappen quasi auf die Arbeit über (Englisch: Spillover). Deswegen spricht man auch vom Spillover-Effekt.
Eine beeindruckende Studie des deutschen Psychologen Joachim Lask zeigte, dass 87 % der befragten Frauen und Männer, die gut gelaunt und fröhlich am Arbeitsplatz waren, ihre Grundstimmung auf ein positives Familienleben zurückführten und nicht auf den Betrieb. (10)
Ist die familiäre Situation aber stark belastet, kann auch der Arbeitgeber durch positive Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz leider nur geringfügig die angespannte persönliche Situation verbessern.
Und wie sieht Ihre Lebenssituation aus? Belastet der Berufsstress Ihre privaten Beziehungen oder umgekehrt? Nehmen Sie sich bitte Zeit, um über die nächsten Fragen zu Ihrer Beziehung nachzudenken:
1 Spüre ich immer weniger positive Emotionen, wenn ich an meine Beziehung denke?
2 Steigt der berufliche und/oder private Stress bei mir und meinem Partner immer mehr?
3 Nehmen die Konflikte im Büro und zu Hause zu?
4 Fehlt mir immer öfter die Lust auf Sex?
5 Versuche ich Treffen mit Freunden zu vermeiden, weil ich erschöpft und müde bin?
6 Habe ich schlechtere Nerven im Umgang mit Partner und Kind(ern)?
7 Bin ich Montagfrüh wieder froh arbeiten zu gehen?
8 Besteht mein Privatleben nur mehr aus Verpflichtungen ohne Spaß und Freude?