Читать книгу Meister deines Lebens - Dr. Brigitte Bösenkopf - Страница 20
2.1. Leistungsmotivation macht Spaß
ОглавлениеIn unserer täglichen Arbeit im Stresscenter haben wir festgestellt, dass besonders die hoch leistungsmotivierten Menschen stark gefährdet sind, in die verhängnisvolle Burnout-Spirale abzugleiten. Workaholics mit einer hohen Begeisterungsfähigkeit für ihre Arbeit übersehen oft Grenzen, weil sie in diesem Stadium eine enorme Lust und Freude verspüren, ihre Arbeit optimal zu gestalten. Das trifft natürlich nicht nur für Spitzenmanager zu, sondern für alle Menschen, die gern Leistung erbringen, ob im Haushalt, in der Betreuung, als Lehrende oder im Verkauf und in Serviceberufen.
Gelingt es diesen Personen, eine gesunde Life-Balance zu leben und sich nicht permanent zu überfordern, kann eine hohe Selbstmotivation über Jahrzehnte in gesundem Zustand aufrecht gehalten werden. Leider steigern viele hochleistungsmotivierte Menschen aber durch Eustress beflügelt ständig ihren persönlichen Einsatz, weil sie glauben alles im Griff zu haben und unverwundbar zu sein.
Einer meiner Klienten der 35-jährige Manfred war in seinem Job ein Vorzeigemodell des Chefs. Er hatte die besten Umsätze im Verkauf und setzte seine Ziele immer höher, als sie vorgegeben waren. Die Einstellung hatte er durch seine Lebensgeschichte gelernt. Er lebte nach dem Motto: „Es gibt nur ein Gas und das heißt Vollgas.“
Wenn seine Kollegen über neue Ziele jammerten, lachte er, weil er kein Problem mit hohem Arbeitseinsatz hatte. Zehn Jahre hielt er locker durch und lebte mehrheitlich für seinen Job und den daraus resultierenden Erfolg. Privat hatte er ständig wechselnde Beziehungen, da er wenig Energie in den Beziehungsaufbau stecken wollte, der ihn rasch langweilte. Aber er hatte ein Hobby neben seinem Beruf, nämlich Marathonlaufen. Dieser Sport motivierte ihn, weil er sich wieder beweisen konnte, dass durch Training und Anstrengung alles möglich war.
Irgendwann merkte er aber plötzlich, dass er die Lust an der Arbeit verloren hatte und auch sein tägliches Lauftraining ihm keinen Spaß mehr machte. Die vielen Warnsignale von Körper und Psyche hatte er lange ignoriert und versucht seinen Leistungslevel zu halten. Doch als seine Erschöpfung täglich größer wurde und ihm sein Leben keinen Spaß mehr machte, fand er endlich den Weg zu uns ins Stresscenter.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch mit diesem Beispiel meines Klienten, denn natürlich ist Leistungsmotivation und Anstrengung der Motor unseres Lebens, um Ziele zu erreichen und sich Visionen zu erfüllen. Grenzgänger aber wollen immer mehr und nehmen dann keine Rücksicht auf ihre eigenen Befindlichkeiten. Es geht in unserem Leben immer um die beiden Pole Anstrengung und Entspannung. Ist ein Mensch in der richtigen Balance, wird er mit Freude seine Leistung bringen, aber immer auch auf seine Regeneration achten.
Auch beim Autofahren können wir nicht nur mit Vollgas unterwegs sein. Wenn wir nicht immer wieder die Bremse betätigen, krachen wir irgendwann gegen die nächste Wand. Und das wollen Sie sich und Ihrem Auto sicher nicht antun.
Diese Fragen zu Ihrer Leistungsmotivation sollen Sie anregen über Ihre aktuelle Situation nachzudenken. Nehmen Sie sich bitte Zeit dafür!
1 Definiere ich mich mehrheitlich über Leistung?
2 Habe ich Freude an den beruflichen Tätigkeiten?
3 Achte ich in Phasen hoher Leistungsmotivation auf ein Ausgleichsprogramm?
4 Kann ich abends abschalten und gut einschlafen?
5 Ist das auch mein Motto: Es gibt nur ein Gas und das heißt Vollgas?
6 Brauche ich ständig neue Ziele, um mich zu fordern?
7 Motiviere ich mich besonders über Geld, Erfolg, Position oder Status?
8 Nehme ich mir Zeit für positive Sozialkontakte oder Hobbys?