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2. Kapitel: Der Burnout-Mythos

Als ich 2005 gemeinsam mit meinem Kollegen, dem Schmerzarzt Dr. Reinald Brezovsky, in Wien das erste Stresscenter für Burnout-Patienten gründete, ahnten wir nicht, welche Zielgruppen unsere Hilfe in Anspruch nehmen würden.

Lange Zeit galt Burnout als Managerkrankheit, doch Studien der letzten 15 Jahre zeigen, dass keine Zielgruppe davon verschont blieb. Und so saßen Spitzenmanager genauso wie Studenten, Schüler und Managerinnen ihres Haushaltes gemeinsam in unseren Wartezimmern, weil sie eine Hoffnung teilten: Sie alle wollten wieder Leben spüren und nicht wie Roboter funktionieren.

Der Begriff Burnout stammt aus dem englischen „to burn out“ und wurde vom deutsch-amerikanischen Psychologen Herbert Freudenberger als eine Krankheit definiert, die chronische emotionale Erschöpfung und verminderte Leistungsfähigkeit bewirkt.

Seit Jahren stelle ich meinen Seminarteilnehmern immer wieder die Frage, ob sie Burnout-Zustände kennen und jeder Dritte gab und gibt zu, öfter unter ungesundem Stress zu leiden und zumindest einmal bedingt durch chronischen Stress in einem psycho-vegetativen Erschöpfungszustand gewesen zu sein.

Laut Burnout-Statistiken aus Österreich sind 43 % der Männer und 35 % der Frauen sehr stark durch Stress belastet. Besonders betroffen ist die Altersgruppe der 18–34-Jährigen, bei denen 41 % über hohe Belastungen klagen. Zwischen 35 und 54 Jahren sind es immer noch 39 % und auch in der Gruppe 55–65 Jahre haben 35 % ihren Stress nicht im Griff und leiden unter körperlichen und psychischen Symptomen. (8)

Auch wenn die Betroffenen aus den unterschiedlichsten Berufen kommen, habe ich doch festgestellt, dass unter unseren Patienten viele Personen aus helfenden Berufen kamen, wie Krankenschwestern, Ärzte, Lehrer, Polizisten, und besonders Menschen, die in der IT-Branche arbeiteten oder in Dienstleistungsberufen.

Wenn ich Menschen frage, welchen Zustand sie mit dem Begriff Burnout verbinden, dann nennen die meisten chronischen Stress, Schlafstörungen, Erschöpfung oder Depression. Doch das trifft nicht für den Anfangszustand zu, der gekennzeichnet ist durch hohe Motivation und Energie.

Der Autor und Psychotherapeut Wolfgang Schmidbauer sieht gerade in dieser Phase die Gefahr, dass Burnout zum „Mythos“ verklärt wird, denn jemand, der ausgebrannt ist, muss vorher „gebrannt“ haben und hoch leistungsmotiviert gewesen sein.

2011 schrieb Schmidbauer bereits:

Der Burnout-Begriff wird zum Mythos, die in ihm steckende Poesie von Feuer, Flamme, Glut und Asche wird nicht nur zum Verhängnis für seine präzise Verwendung, sondern auch zum Hindernis für eine gründliche Therapie.

Burnout-Bücher gibt es mittlerweile viele, doch steigt bei den Betroffenen oft die Unsicherheit, weil sie durch die zahlreichen Ratgeber nicht mehr wissen, welcher Weg, der für sie richtige ist.

Darum habe ich dieses Buch geschrieben, um Sie anzuregen auch erste Warnsignale ernst zu nehmen und gesunde Strategien gemeinsam mit mir zu entwickeln. Meine Erfahrungen als Psychologin (www. stresscenter.at) möchte ich mit Ihnen teilen, denn es gibt nichts Schöneres in meinem Beruf, als wenn es gelingt, einst verzweifelte Menschen wieder entspannt lächeln zu sehen.

Die „Kopf in den Sand“-Taktik funktioniert jetzt nicht mehr. Es ist Zeit, dass Sie ehrlich mit sich selbst sind.

Meine Selbsteinschätzung im Umgang mit Stress

1 Während des Tages fühle ich mich häufig angespannt und unter Strom.

2 Probleme aus der Arbeit nehme ich oft mit nach Hause.

3 Die Freude an meinen Aufgaben spüre ich schon lange nicht mehr.

4 Ich vergesse viele Termine und leide unter Konzentrationsproblemen.

5 Im zwischenmenschlichen Umgang reagiere ich häufig gereizt und nervös.

6 Ich leide unter Einschlaf- und Aufwachstörungen.

7 Die Wochenenden sind mir zu kurz, um mich wieder zu regenerieren.

8 Sozial ziehe ich mich immer mehr zurück, weil Besuche mich belasten.

9 Am Abend bin ich kraftlos und erschöpft.

10 Hobbys, die mir Spaß machten, habe ich aufgegeben.

11 Ich esse zu viel aus Frust und/oder trinke mehr, um besser einzuschlafen.

12 Lust auf Sex habe ich nur mehr selten.

13 Viele Situationen frustrieren mich, die ich früher locker gemeistert habe.

14 Ich neige verstärkt zum Grübeln und depressiven Verstimmungen.

15 Oft denke ich, dass mir mein Leben entgleitet. Ich will wieder Spaß!

Anzahl der JA-Antworten:

Wenn Sie mehr als fünf Fragen mit JA beantwortet haben, sollten Sie beginnen sich Gedanken zu machen, wie Sie Ihre Lebensqualität verbessern können und dabei möchte ich Ihnen mit meinen Erfahrungen gern helfen.

Ab zehn JA-Antworten empfehle ich dringend professionelle Unterstützung von einem Arzt und Therapeuten. Wahrscheinlich haben Sie als Durchhalter bereits viel zu lange ihre Gesundheit geschädigt. Jetzt ist es an der Zeit, dass Sie sich wieder wichtig nehmen!

Herbert Freudenberger formulierte bereits 1992 zwölf Burnout-Stadien, die bei vielen Menschen ähnlich ablaufen. Natürlich können einzelne Symptome fehlen oder Stadien auch übersprungen werden.

Auch Edelwich und Brodsky haben ein 4-Phasen-Modell entwickelt, das durch Leistungsabfall, Sozialen Rückzug, Psychosomatische Beschwerden und Hoffnungslosigkeit geprägt ist und zum Burnout führt.

Ich möchte Sie aber nicht mit Phasen verwirren, sondern einladen, über Ihre aktuelle Lebenssituation nachzudenken und sich mit meinen Fragen zu beschäftigen, die ich auch meinen Klienten stelle.

Nehmen Sie sich bitte ein Heft und schreiben Sie alles, was Ihnen wichtig erscheint auf.

„Ihr Buch der Selbsterkenntnisse“ soll Sie bei meinen nächsten Kapiteln begleiten. Natürlich können Sie sich auch Notizen auf Ihrem Laptop machen, wichtig ist, dass Sie bereit sind sich beim Lesen meines Buches auch Zeit für Ihre Selbstanalyse zu nehmen.

Mir geht es in diesem Fall nicht um die Anzahl Ihrer Ja- oder Nein-Antworten, sondern um Ihre Beschäftigung mit dem Lebensalltag, Ihrer Gesundheit und Ihren Beziehungen. Wie immer Sie sich auch gerade einschätzen: Es gibt einen Weg zurück in ein Leben, das Sie wieder genießen können!

Je länger Sie aber abwarten, umso steiniger wird die Reise!

Meister deines Lebens

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