Читать книгу Meister deines Lebens - Dr. Brigitte Bösenkopf - Страница 21
2.2. Ich bin gern für alle da, doch wer ist es für mich?
ОглавлениеGehören Sie zu den Menschen, die sich unentbehrlich machen, weil Sie hilfsbereit durch die Gegend hetzen?
Dann sind Sie in guter Gesellschaft, denn 40 % der Menschen, die in unserem Stresscenter landeten, beantworteten diese Frage mit JA. Diese Menschen lebten am Anfang nach dem Motto: Wenn ich dir nur helfen kann, dann ist alles gut!
Solange Menschen sich nicht in ihren eigenen Bedürfnissen vernachlässigen, kann dieser „Mehreinsatz“ lange aufrechterhalten werden, weil diese Gruppe durch positive Rückmeldungen motiviert und angetrieben wird. Gesundheitlich gefährlich wird ihre Situation aber dann, wenn Frustrationsstress entsteht, weil die Betroffenen merken, dass ihre Mehr-Leistung nicht geschätzt wird und sie im Gegenteil oft durch ihre Gutmütigkeit ausgenutzt werden.
Sabine kam in die Arbeitsgemeinschaft für Präventivpsychologie, weil sie unter Magenschmerzen und Depressionen litt und keine Lebensfreude mehr spürte. Ihre Geschichte ist typisch für Personen, die sich selbst immer mehr unter Stress bringen, weil sie nicht NEIN SAGEN können.
Sabine war eine Teilzeitkraft in einer Speditionsfirma und hatte zwei kleine Kinder, die sie mehrheitlich allein betreute, weil ihr Mann im Außendienst arbeitete und spät bis gar nicht nach Hause kam. Sie hatte ein sympathisches Wesen und war bei ihren Kollegen sehr beliebt, denn alle wussten, dass sie hilfsbereit und unterstützend war. Sie selbst wollte keinen enttäuschen und so wurde die Liste ihrer Überstunden immer länger. Das brachte sie aber mit ihrer privaten Situation unter Druck, da sie ihre Kinder vom Kindergarten und der Schule pünktlich abholen musste.
Immer öfter verspürte sie den Druck Nein zu sagen, brachte aber wieder nur ein „Ja, mach ich gern“ über die Lippen. Mit der Zeit wurde sie frustrierter, weil sie merkte, dass sie keine Kraft und Freude mehr an ihrem Alltag hatte und nur mehr getrieben durch ihre Verpflichtungen war. Als irgendwann ihr 8-jähriger Sohn zu ihr sagte: „Mama, du bist immer so gereizt und nicht mehr lustig, geht’s dir gut?“, erkannte sie, dass es Zeit war etwas zu ändern. Sie suchte im Internet nach Hilfe und landete bei uns.
Diese Fragen zu Ihrem verstärkten Einsatz für andere Personen sollen Sie anregen über Ihren Alltag nachzudenken:
1 Bin ich ein sehr sozial interessierter Mensch?
2 Habe ich ein starkes Bedürfnis anderen zu helfen?
3 Nehme ich gern freiwillig Mehraufgaben in der Arbeit an?
4 Will ich es allen recht machen und niemand enttäuschen?
5 Habe ich manchmal das Gefühl durch mein Wesen ausgenutzt zu werden?
6 Lasse ich mich gern durch andere motivieren?
7 Fühle ich mich öfter frustriert und depressiv verstimmt?
8 Vernachlässige ich meine eigenen Ziele und Wünsche?