Читать книгу Supply Chain Management - Eric Sucky - Страница 26
2.2.2.3 Prozess- und Ressourcenebene der Supply Chain
ОглавлениеAus einer prozess- und ressourcenorientierten Perspektive lässt sich die Supply Chain in ein Netzwerk-Modell abbilden, in dem Knoten die Standorte repräsentieren, an denen Ressourcen zur Durchführung ortsgebundener, stationärer Wertschöpfungsprozesse zur Disposition stehen. Pfeile zwischen den Knoten des Netzwerks zeigen an, dass für diese Relationen Ressourcen zur Disposition stehen oder aufgebaut werden können, um nicht-ortsgebundene, raumüberbrückende Wertschöpfungsprozesse (z. B. Transportprozesse) zu realisieren (Sucky, 2008)
In realen Supply Chains werden die zur Durchführung der Wertschöpfungsprozesse notwendigen Ressourcen oft an mehreren, geographisch unterschiedlichen Standorten bereitgestellt. So stehen Produzenten häufig mehrere Produktionsstandorte mit den zur Realisierung von Produktions- und Lagerprozessen notwendigen Ressourcen zur Verfügung. Logistikdienstleister betreiben mehrere Standorte mit den zur Durchführung von Lager- und weitergehenden Logistikprozessen notwendigen Ressourcen. Handelsunternehmen verfügen über eine Vielzahl von Filialen, Regional- und Zentralläger. Die an unterschiedlichen Standorten zur Verfügung stehenden Prozessressourcen können sich bezüglich der Prozesskosten, der Prozessdauer, der Prozessqualität und der Prozesskapazität unterscheiden.
Auf der Prozess- und Ressourcenebene eines Netzwerks repräsentieren Knoten die Standorte (Systemelemente), an denen stationäre Leistungsprozesse realisiert werden: Produktions-, Lager-, Umschlag- und Kommissionierprozesse sowie logistische Zusatzleistungen wie bspw. Konfektionierung oder Labeling. Die Knoten des Netzwerkmodells sind somit Produktionsstandorte, Zentral- und Regionalläger, Hubs, Cross-Docking-Punkte, Umladeknoten (z. B. Binnen- oder Seehäfen sowie Flughäfen) sowie Filialen von Handelsunternehmen oder Kundenstandorte. Die Knotenbewertung stellt relevante Merkmale der Knoten und deren Ausprägungen dar, z. B. die Periodenkapazität oder die geographische Lage. Pfeile repräsentieren aktivierte, nutzbare Transportverbindungen innerhalb der Supply Chain (Beziehungen der Systemelemente), d. h. potenzielle raumüberbrückende Wertschöpfungsprozesse. Sie definieren die zulässigen Wege im Netzwerk (Feige, 2004). Die Pfeilbewertung repräsentiert beispielsweise den Transportkostensatz, die Transportdauer, die Transportkapazität oder die Entfernung zweier Standorte ( Abb. 1-28).
Abb. 1-28: Prozess- und Ressourcenebene der Supply Chain (Quelle: Sucky/Hönscheidt, 2008, S. 134)
Die Anzahl der Standorte (Knoten), die Anzahl der Verbindungen (Pfeile) sowie die Orientierung der Pfeile determinieren die Struktur der Supply Chain auf der Prozess- und Ressourcenebene. Die Menge der Standorte, an denen – bezüglich der Prozessart und der Positionierung im Leistungsprozess – gleichartige, ortsgebundene Wertschöpfungsprozesse realisiert werden, bilden dann eine Wertschöpfungsstufe (Schulte, 2013). Abbildung 1-28 zeigt beispielhaft die Prozess- und Ressourcenebene einer Supply Chain mit 5 Stufen. Die Struktur die Supply Chain ist somit durch die Zahl der Standorte je Stufe, ihrer räumliche Positionierung sowie der Zuordnung zu Standorten auf vor- und nachgelagerte Stufen gekennzeichnet. Für die von uns betrachtete Brauerei kann sich beispielsweise folgender Ausschnitt der Prozess- und Ressourcenebene ergeben ( Abb. 1-29).
In Abhängigkeit der Anzahl von Quellknoten und der Anzahl von diesen zugeordneten Senkeknoten können allgemein baumartige und flächige Netzwerkstrukturen unterschieden werden (Kaupp, 2004). Wird – ausgehend von einem Produktionsstandort – die Distribution (one-to-many network) oder der Bereich der Beschaffung (many-to-one network) betrachtet, können baumartige Netzwerke identifiziert werden, d. h. die Pfeile münden entweder konzentrisch in einer Senke oder starten vor ihrer Auffächerung in einer Quelle (Bretzke, 2006). Während one-to-many Netzwerke mit einer Quelle, mehreren Umschlagknoten und mindestens zwei Senken eine divergierende Struktur aufweisen, sind many-to-one Netzwerke mit mindestens zwei Quellen, mehreren Umschlagknoten und genau einer Senke durch eine konvergierende Struktur gekennzeichnet. In real existierenden Supply Chains können jedoch neben one-to-many Teilnetzwerken und many-to-one-Teilnetzwerken auch Cross Docking- bzw. Zentrallager-Teilnetzwerke (many-to-one-to-many) identifiziert werden. Allgemein sprechen Beamon/Chen (2001) dann von einer »general structure« ( Abb. 1-30).
Flächige Netzwerkstrukturen sind im Gegensatz zu Baumstrukturen durch mindestens zwei Quellen und mindestens zwei Senken gekennzeichnet (many-to-many network). Auch sind flächige Netzwerke durch multidirektionale Güterflüsse geprägt, d. h. durch die Knoten fließen Güterströme in eingehender und ausgehender Richtung (Bretzke, 2006).
Abb. 1-29: Ausschnitt der Prozess- und Ressourcenebne der Bier-Supply Chain (Quelle: Sucky, 2008)
Abb. 1-30: Strukturen der Prozess- und Ressourcenebne von Supply Chains
Schließlich wird die Struktur der Prozess- und Ressourcenebene von Supply Chains durch Art und Umfang der Konsolidierung beeinflusst. Zur Realisierung von Economies of Scale können z. B. in many-to-one Netzwerken die Güterflüsse mehrerer Quellen in einen Umschlagknoten münden, um sie dort zielknotenspezifisch zu konsolidieren ( Abb. 1-31).
Abb. 1-31: Konsolidierung in Supply Chains (Quelle: Sucky, 2018b, S. 23)