Читать книгу Zwischen Gartenbau und Gartenkunst: Gärtner und Gartengestalter in Wien und Umgebung 1918–1945 - Erika Karner - Страница 27

2.3.2 Austrofaschismus in Wien

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In Wien war der Machtwechsel blutig – de facto herrschte im Februar 1934 Bürgerkrieg – und hatte weitreichende Auswirkungen auf die Bewohner der Stadt, die vielfach der sozialdemokratischen „Freien Gewerkschaft“ und der Sozialdemokratischen Partei verbunden waren.

Anstelle des bis dahin frei gewählten Stadtparlaments trat die Wiener Bürgerschaft. Sie bestand aus 64 Mitgliedern, die den Titel „Rat der Stadt Wien“ trugen, und war „unter Berücksichtigung der berufsständischen Gliederung der Bevölkerung zu bilden“.119 Dabei konnten nur „vaterlandstreue“ und vom Bürgermeister ernannte Personen zum Zug kommen.120 Einer dieser „Räte“ war der Gärtner Michael Walla, der maßgeblich am Aufbau des Bundesverbandes der Erwerbsgärtner Österreichs und der Landesgartenbauvereinigung Wien beteiligt war.121

Die neue austrofaschistische Stadtverwaltung unter Bürgermeister Richard Schmitz war bis zur Okkupation Österreichs im März 1938 wirtschaftlich in erster Linie damit beschäftigt, das Haushaltsdefizit abzubauen, das aus den von der Bundesregierung auferlegten Belastungen herrührte. Dabei sah sie sich genötigt, die früher von den christlich-sozialen Abgeordneten heftig bekämpften kommunalen Steuern wie z. B. die Fürsorgeabgabe und die in „Mietaufwandsteuer“ umbenannte Wohnbausteuer, beizubehalten.122

Die bescheidenen Investitionsmittel wurden vor allem zum Straßenbau – in Wien hauptsächlich zum Bau der Höhenstraße und der Wientalstraße – eingesetzt. Die Wohnbautätigkeit sollte auf privater Basis, wie vor dem Ersten Weltkrieg, durch steuerliche Begünstigungen und Subventionierung aus den neu geschaffenen Fonds für Hausreparatur und für Haussanierung angekurbelt werden, doch erwiesen sich diese Programme als Fehlschlag. Die Zahl der privaten Bauführungen war 1937 niedriger als 1934.123

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich die Lasten- und Leistungsverteilung eindeutig zu Gunsten der städtischen Ober- und Mittelschicht veränderte. Die Ära Schmitz war auch gekennzeichnet von einer massiven, alle Bereiche durchziehenden kreuzzugähnlichen Rekatholisierungsbestrebung, die einen Teil der Bevölkerung in die Arme der NS-Bewegung trieb.124 Mit dieser Begründung lässt sich auch der Beitritt des sozialdemokratischen Gärtners Josef Stowasser zur NSDAP erklären.

Dem Rekatholisierungsdruck hielten viele Personen in öffentlichen Funktionen nicht stand. So trat der sozialdemokratische Direktor der Fachlehranstalt für Garten- und Obstbau in Wien-Kagran, Anton Eipeldauer, 1934 der römischkatholischen Kirche und der Vaterländischen Front bei, er wurde 1935 aber trotzdem als Direktor abgelöst.125

Zwischen Gartenbau und Gartenkunst: Gärtner und Gartengestalter in Wien und Umgebung 1918–1945

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