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4.1 Entwicklungsfördernde Bedingungen und therapeutische Maßnahmen

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Alle Kinder entwickeln sich durch eigene Aktivität und positive Erfahrungen. Sie sind angewiesen auf die Erfüllung physischer und psychischer Grundbedürfnisse. Sie benötigen Anregung und Ermutigung zu eigenmotiviertem Erkundungs- und Betätigungsverhalten. Förderung bedeutet deshalb nicht vor allem ein Antrainieren von Fertigkeiten, sondern Hilfe zur Entwicklung von Neugier, Erkundungsverhalten und selbstmotivierter Lernaktivität. Bei gemeinsamen Aktivitäten und in familiären Alltagssituationen, die dem Kind und den Bezugspersonen Freude bereiten, können die Eltern die kommunikativen Angebote und aktuellen Interessen ihres Kindes wahrnehmen, um dann mit responsivem Verhalten sensibel darauf einzugehen und neue Lernschritte zu unterstützen. Dabei meint Responsivität die Fähigkeit, kindliche Aktivität sensibel wahrzunehmen und darauf verbal und mit antwortendem Verhalten einzugehen – in Abgrenzung zur Direktivität, die durch Anweisung, Aufforderung und Korrektur in der Interaktion zuvor festgelegte Ziele erreichen will.

Vor allem im häuslichen Bereich erfahren die Kinder in wechselseitigem Austausch mit den sie umgebenden Personen und Dingen die Bedeutsamkeit ihres eigenen Handelns. Dabei lernen sie gerade durch die normalen gemeinsamen Tätigkeiten bei Ernährung und Pflege und können sich zunehmend mitbeteiligen und selbstständig werden. Förderung erfolgt dann ganz selbstverständlich in diesen Alltagssituationen und ist keine isolierte »Übungsmaßnahme«. Auch kann das Kind in den verschiedenen Alltagshandlungen seine Kompetenzen erleben, wenn es bei der Selbstversorgung oder bei Mithilfe in der Familie seinen Möglichkeiten entsprechend beteiligt ist. Solche Erfahrung eigener Fähigkeiten ist zwar für die Entwicklung aller Kinder wichtig, aber gerade Kinder mit Behinderung benötigen dieses Erleben eigener Kompetenzen immer wieder in besonderem Maß. Dagegen kann eine überzogene Betonung der ›noch nicht‹ erreichten Entwicklungsschritte sowohl für die Eltern als auch für das Kind frustrierend sein und sein Selbstwertgefühl erheblich schwächen.

Allerdings ist damit kein Verzicht auf spezielle Hilfen und Anregungen gemeint! Kinder mit Down-Syndrom haben Schwierigkeiten, aus Erfahrungen in zufällig erlebten Situationen zu lernen (inzidentelles Lernen) und daraus neue Erkenntnisse zu gewinnen. Daher wiederholen sie manchmal gleiche Handlungen immer wieder, ohne die nötigen Schlussfolgerungen zu ziehen, um das nächste Mal eine ähnliche Situation besser meistern zu können.

Deshalb benötigen Kinder mit Down-Syndrom strukturierte, aber möglichst in motivierende Alltagshandlungen integrierte Hilfen. Eine solche entwicklungsbegleitende Förderung ermöglicht dem Kind, seine Kompetenzen zunehmend zu erweitern. Alters- und entwicklungsgemäße Spiele, verschiedene Lernangebote, spezielle Förderung und Therapien können dann begleitend helfen, individuelle oder syndromtypische Probleme zu verringern und die individuellen Fähigkeiten und Interessen des Kindes zu fördern.

Kinder und Jugendliche mit Down-Syndrom

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