Читать книгу Jüdische Altertümer - Flavius Josephus - Страница 55

FÜNFTES KAPITEL

Оглавление

Wie Moyses auf den Berg Sinai stieg, von Gott Gesetze erhielt

und sie den Hebräern gab.

1. Moyses aber berief das Volk zusammen und sagte ihm, er werde auf den Berg Sinai sich begeben, dort mit Gott verkehren und ihnen seine Aussprüche überbringen. Und er befahl ihnen, das Lager bei dem Berge Sinai aufzuschlagen, damit sie Gott so nahe als möglich seien. Nach diesen Worten stieg er auf den Berg Sinai, welcher der höchste Berg jener Gegend und wegen seiner Höhe und steilen Abhänge nicht bloß unwegsam ist, sondern auch kaum ohne Ermüdung der Augen betrachtet werden kann. Nach allgemein verbreiteter Sage wohnte hier Gott, und deshalb flöße der Berg Schrecken ein und sei noch nie bestiegen worden. Dem Befehle des Moyses zufolge schlugen nun die Hebräer ihr Lager am Fuße des Berges auf und waren froh und wohlgemut, da sie hofften, Moyses werde mit herrlichen Verheißungen von Gott zurückkehren. Und in Erwartung seiner Rückkehr hielten sie Freudenmahle, beobachteten Reinigungsvorschriften, die Moyses ihnen gegeben, und enthielten sich nach seinem Befehle drei Tage hindurch des Umganges mit den Weibern. Zu Gott aber flehten sie, er möge den Moyses gnädig aufnehmen und ihm solche Gaben verleihen, die ihr Dasein glücklicher machen könnten. Auch nahmen sie reichlichere Nahrung zu sich und schmückten und putzten sich nebst ihren Weibern und Kindern.

2. So verbrachten sie zwei Tage in festlicher Schmauserei. Am dritten Tage aber vor Sonnenaufgang überzog das ganze Lager der Hebräer eine Wolke, wie sie eine solche nie erblickt hatten, und erfüllte den ganzen Raum, wo ihre Zelte standen. Und während im Übrigen der Himmel heiter war, erhob sich plötzlich heftiger Sturm, reichlicher Regen stürzte vom Himmel, und schauerliche Blitze, gefolgt von heftigen Donnerschlägen, verkündeten die Gegenwart Gottes, der in seiner Huld nahe war und des Moyses Begehren entgegennahm. Doch mag das jeder Leser aufnehmen, wie ihm beliebt; ich glaube nur das mitteilen zu müssen, was in den heiligen Büchern geschrieben steht. Als nun die Hebräer dieses sahen und das schreckliche Getose vernahmen, ergriff sie Zittern und Angst, denn sie waren an solche Ereignisse nicht gewöhnt, und das Gerücht, Gott besuche häufig den Berg, erfüllte ihre Gemüter mit großem Zagen. Sie hielten sich darum niedergeschlagen und bekümmert in ihren Zelten und fürchteten, Gott habe in seinem Zorn den Moyses vernichtet, und das Gleiche werde auch ihnen geschehen.

3. Als sich die Hebräer nun so ängstigten, erschien plötzlich Moyses bei ihnen, fröhlich und erhaben anzuschauen. Und wie sie ihn erblickten, schwand ihre Furcht, und Hoffnung erfüllte sie, zumal da der Himmel sich aufheiterte und das Unwetter sich verzog, als Moyses angekommen war. Dieser berief das Volk zusammen, um Gottes Befehle zu vernehmen. Und als es sich versammelt hatte, betrat er einen hervorragenden Ort, von wo seine Stimme allen vernehmlich war, und verkündete Folgendes: »Gott hat mich, o Hebräer, mit demselben Wohlwollen aufgenommen wie früher, und er ist selbst jetzt in eurer Mitte gegenwärtig, um euch Mittel und Weg zu einem glücklichen Leben und einer guten Staatsverfassung zu zeigen. Deshalb beschwöre ich euch bei ihm und seinen herrlichen Werken, meine Worte nicht zu verachten, indem ihr nur auf meine Person Rücksicht nehmt und darauf, dass nur eines Menschen Zunge also zu euch spricht. Erwägt vielmehr die Erhabenheit der Worte, und ihr werdet daran die Majestät dessen erkennen, der sie ausgedacht und sich herabgelassen hat, zu unserem Besten mit mir zu reden. Denn nicht Moyses, der Sohn des Amaram und der Joachebed, gibt euch diese Gebote, sondern der, der durch seine Allmacht zum Zwecke eurer Errettung das Wasser des Nil blutig gemacht und den Übermut der Ägypter durch mancherlei Plagen gedemütigt hat; der euch einen Weg durch das Meer bereitete; der euch Speise vom Himmel sandte, als ihr hungrig, und reichliches Wasser aus dem Felsen sprudeln ließ, als ihr durstig waret; von dem Adam empfangen hat, was Erde und Meer erzeugt; der den Noë aus der Sintflut errettete und dem umherirrenden Abram das Land Chananaea schenkte; durch den Isak seinen Eltern noch in deren hohem Alter geboren wurde; der den Jakob mit zwölf tugendhaften Söhnen beschenkte und dem Joseph die Herrschaft über die Ägypter verlieh – er gibt euch durch mich diese Gebote. Diese sollen euch heilig sein und teurer als eure Weiber und Kinder. Wenn ihr sie beobachtet, werdet ihr glücklich sein, das Land wird euch Früchte tragen, das Meer von Stürmen nicht erregt werden; eure Kinder werden euch glücklich geboren werden, und ihr werdet euren Feinden ein Schrecken sein. Ich habe Gott gesehen und seine unsterbliche Stimme gehört: So sehr liegt ihm euer Geschlecht und dessen Erhaltung am Herzen.«

4. Nachdem er so gesprochen, führte er das Volk mit Weibern und Kindern heran, damit sie selbst von Gott vernähmen, was sie zu tun hätten, und damit nicht die Glaubhaftigkeit der Worte dadurch Schaden litte, dass sie nur von menschlicher Zunge verkündigt und so ihr Ansehen beeinträchtigt würde. Und es drang die Stimme aus der Höhe zu aller Ohren, sodass jeder die einzelnen Gebote deutlich vernehmen konnte, die Moyses auf zwei Tafeln aufgezeichnet hinterlassen hat. Doch ist es nicht notwendig, dass ich dieselben Wort für Wort wiedergebe, weshalb ich nur ihren Sinn hier darlegen will.

5. Das erste Gebot lehrt uns, dass nur ein Gott ist, und dass er allein zu verehren sei; das zweite schreibt vor, dass man keines Tieres Bild anbeten darf; das dritte, dass man bei Gott nicht leichtfertig schwören darf; das vierte, dass man jeden siebenten Tag heilig halten und an ihm von aller Arbeit ruhen soll; das fünfte, dass man die Eltern ehren soll; das sechste, dass man nicht töten soll; das siebente, dass man nicht ehebrechen soll; das achte, dass man nicht stehlen soll; das neunte, dass man kein falsches Zeugnis ablegen soll; das zehnte, dass man kein fremdes Eigentum begehren soll.

6. Als nun das Volk von Gott selbst das vernommen hatte, was Moyses ihm schon mitgeteilt hatte, empfand es eine große Freude und zerstreute sich wieder. In den folgenden Tagen aber kamen sie oft zu seinem Zelte und begehrten, dass er ihnen die von Gott gegebenen Gesetze verkünden möchte. Moyses willfahrte ihnen und schrieb ihnen vor, was sie in jeder Lebenslage zu tun hätten; hiervon werde ich an geeigneter Stelle noch sprechen. Den größten Teil der Gesetze aber werde ich mir für ein anderes Werk aufsparen, worin ich diese gesondert behandeln werde.

7. Unter diesen Umständen ging Moyses wiederum auf den Berg Sinai, nachdem er den Hebräern seine Absieht mitgeteilt hatte; und sie sahen ihn den Berg besteigen. Und da er hier lange verweilte (er war vierzig Tage abwesend), fürchteten die Hebräer, es möchte ihm ein Unglück zugestoßen sein; von allen Übeln aber, die sie schon erduldet, würde sie keines so hart getroffen haben, als wenn sie hätten überzeugt sein müssen, Moyses sei gestorben. Man äußerte verschiedene Vermutungen. Die einen glaubten, er sei von wilden Tieren zerrissen worden; zu diesen gehörten meist diejenigen, die ihn hassten. Die anderen meinten, er sei zu Gott heimgegangen. Die Klügeren aber, denen keine von beiden Ansichten gefiel, hielten es wohl für möglich, dass er von wilden Tieren zerrissen worden, und sogar seiner Tugend wegen für wahrscheinlich, dass Gott ihn zu sich genommen habe, waren aber doch über sein Geschick nicht in Sorge. Dagegen waren sie ihrer selbst wegen in großer Trauer darüber, dass sie einen Führer und Ratgeber verloren haben sollten, wie sie ihn niemals wieder zu bekommen hoffen konnten. Und wenn sie auch die Erwartung hegen konnten, es sei ihm nichts Übles widerfahren, so konnten sie sich doch nicht enthalten, betrübt und traurig zu sein. Mit Rücksicht auf Moyses’ Befehl aber, dass sie hier bleiben sollten, wagten sie auch nicht weiterzuziehen.

8. Als nun bereits vierzig Tage und Nächte verstrichen waren, erschien endlich Moyses, ohne irgendeine Nahrung zu sich genommen zu haben. Bei seinem Anblick ergriff Freude das ganze Heer, zumal er ihnen auseinander setzte, wie sehr Gott um ihr Wohlergehen besorgt sei. Gott habe ihm, sagte er, gezeigt, wie sie ihre Verfassung einzurichten hätten, um gut und glücklich zu leben. Auch verlange Gott, sie sollten ihm eine Hütte bauen, in die er herabsteigen wolle, sooft es ihn verlange, bei ihnen zu sein. Die Hütte sollten sie auch auf ihren Zügen mit sich führen, sodass es fürder nicht nötig sein werde, den Berg Sinai zu besteigen; vielmehr werde Gott selbst zu ihnen kommen, um ihre Gebete zu erhören. Und es sollte die Hütte so groß und von solcher Gestalt werden, wie Gott selbst es ihm vorgeschrieben; sie sollten sich also ungesäumt ans Werk machen. Nach diesen Worten zeigte er ihnen die beiden Tafeln, auf denen die zehn Gebote geschrieben standen, fünf auf jeder. Die Schrift aber war von Gottes Hand geschrieben.

Jüdische Altertümer

Подняться наверх