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SECHSTES KAPITEL

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Von der Hütte, die Moyses Gott in der Wüste erbaute und weihte,

damit sie die Stelle des Tempels vertrete.

1. Die Hebräer, erfreut über das, was sie gesehen und von Moyses gehört hatten, ließen es an Fleiß und Eifer nicht fehlen und trugen herbei Silber, Gold und Erz, Holz von bester Qualität, das der Fäulnis nicht so leicht unterlag, Ziegen- und Schaffelle in Blau, Scharlachrot, Weiß und Purpur gefärbt, Wollstoffe von denselben Farben, Byssusleinwand, Edelsteine, die man in Gold gefasst als Schmuck zu tragen pflegt, endlich allerlei Räucherwerk. Aus solchen Stoffen erbaute man die Hütte, die sich in nichts von einem tragbaren Tempel unterschied. Als alle in regem Wetteifer, viele auch über ihr Vermögen hinaus beigesteuert hatten, bestimmte Moyses auf Befehl Gottes Baumeister zu dem Werke, die besten, die das Volk selbst ausgewählt hätte, wenn ihm die Wahl überlassen worden wäre. Ihre Namen, die in den heiligen Büchern aufgeschrieben stehen, waren Beseleël, Sohn des Urus aus dem Stamme Judas und Enkel der Mariamme, der Schwester des Moyses, und Eliab, Sohn des Isamach, aus dem Stamme Dan. Das Volk aber unterstützte das Unternehmen mit solchem Eifer, dass Moyses ihnen Einhalt tun musste und verkündigen ließ, es seien nach Ansicht der Baumeister keine weiteren Beiträge mehr nötig. So begann also der Bau der Hütte. Moyses gab die einzelnen Maße an, wie Gott sie ihm mitgeteilt hatte, sowie die Größe und Menge der zum Opferdienste erforderlichen Geräte. Auch die Frauen wetteiferten miteinander in der Anfertigung priesterlicher Gewänder und anderer Gegenstände, die zum Schmuck der Hütte und zum Gottesdienst bestimmt waren.

2. Als nun alles in Bereitschaft war, Gold, Silber, Erz und Gewebe, verkündete Moyses einen Festtag und ordnete an, dass jeder nach Kräften ein Opfer bringen solle. Darauf begann der Bau der Hütte. Zuerst maß er den Vorhof ab, fünfzig Ellen breit, hundert Ellen lang, und richtete eherne Pfeiler auf, fünf Ellen hoch, zwanzig Ellen in der Längsseite und zehn in der Breitseite messend; jeder der Pfeiler trug Ringe. Die Pfeilerkapitelle waren von Silber, die Fußgestelle von Gold und zugespitzt wie Lanzenspitzen; der in der Erde befestigte Teil der Pfeiler aber war von Erz. Durch die Ringe waren Seile gezogen, die am Anfange an eherne Nägel von der Länge einer Elle festgebunden waren, über die einzelnen Pfeiler liefen und in den Erdboden befestigt wurden, um die Hütte gegen den Ansturm der Winde zu sichern. An drei Seiten umgab diesen Raum ein Vorhang von feinstem Byssusleinen, der von den Pfeilerkapitellen bis zum Fußgestelle herabfloss und sich scheinbar von einer Wand nicht unterschied. An der vierten Seite aber, der Vorderseite des ganzen Baues, der fünfzig Ellen maß, befand sich das Tor von zwanzig Ellen Öffnung, an dessen beiden Seiten Doppelpfeiler nach Art eines Einganges standen. Diese waren ganz mit geglättetem Silber überzogen außer den Füßen, die von Erz waren. An jeder Seite des Einganges aber standen drei Pfeiler, die in die hölzernen Torhalter fest eingelassen waren, und an denen das Gewebe aus Byssusleinwand herabgeführt war. Über das Tor, welches zwanzig Ellen in der Breite maß und fünf Ellen in der Höhe, war ein Vorhang aus Purpur und scharlachrotem Zeug mit blauem Stoff und Byssus durchwebt ausgebreitet, der mancherlei Stickerei, jedoch mit Ausschluss von Tiergestalten, trug. Innerhalb des Tores stand ein ehernes Wasserbecken mit einem Sockel von demselben Stoff, aus dem die Priester ihre Hände wuschen und ihre Füße übergossen. So war die Einfriedigung des Vorhofes ausgestattet.

3. Die Hütte selbst stellte er in dessen Mitte nach Osten gewendet, damit die aufgehende Sonne ihre Strahlen darauf sende. Ihre Länge betrug dreißig, ihre Breite zehn Ellen; eine der Seitenwände sah nach Süden, die andere nach Norden, und die Rückwand nach Westen. Sie erhob sich zu derselben Höhe, wie sie breit war. An beiden Seiten hatte sie je zwanzig Bretter, viereckig geschnitten, eineinhalb Ellen breit und vier Finger dick. Von außen sowohl wie von innen waren sie mit goldenen Platten beschlagen. An den einzelnen Brettern befanden sich je zwei Zapfen an den Fußenden, die von Silber waren und in entsprechende Löcher passten. Die Westwand aber hatte sechs Bretter, welche alle aneinander passten und fest verbunden waren, sodass man die Fugen nicht bemerkte und das Ganze eine einzige Wand zu bilden schien. Von innen und außen war sie mit Goldblech überzogen. Die beiden Seitenwände hatten, wie gesagt, je zwanzig Bretter, jedes eineinhalb Ellen breit und vier Finger dick, sodass damit die dreißig Ellen ausgefüllt waren. An der Hinterwand, die aus sechs Brettern von zusammen neun Ellen bestand, fügte man noch zwei Bretter von je einer halben Elle hinzu, welche die Ecken einnahmen und wie die großen Bretter ausgestattet waren. Die einzelnen Bretter aber hatten goldene Ringe, die nach vorn herausragten und in genauer Ordnung einander entsprachen. Durch die Ringe gingen vergoldete Riegel, jeder fünf Ellen lang, die die Bretter zusammenhielten, indem immer der eine mit dem anderen durch kunstgerechte Schraubenwirbel verbunden war. An der Hinterwand aber ging durch alle Bretter eine einzige Stange, in welche auch die Riegel der Seitenwände eingriffen, sodass alles fest miteinander verbunden war. Auf diese Weise war dafür gesorgt, dass die Hütte gegen die Gewalt der Winde oder irgendeinen anderen Anprall gesichert war und unbeweglich feststand.

4. Im Inneren war die Hütte der Länge nach in drei Teile geteilt. Zehn Ellen vom Ende ab standen, wenig voneinander entfernt, vier Säulen, in derselben Ausstattung und von demselben Stoff wie die anderen und auf ähnlichen Fußgestellen ruhend. Der hinter diesen Säulen befindliche Raum war das Allerheiligste; der übrige Raum der Hütte war den Priestern zugänglich. Diese Einteilung der Hütte sollte gleichsam das ganze Weltall darstellen. Denn das hinter den vier Säulen liegende Drittel, welches auch die Priester nicht betreten durften, war ein Bild des Himmels. Der zwanzig Ellen lange Raum, der nur den Priestern zugänglich war, war gleichsam Land und Meer, welches den Menschen freigegeben ist. Vorn aber am Eingang standen fünf Säulen auf ehernen Fußgestellen. Die Hütte bedeckte man mit Teppichen, die aus Byssus, Purpur, blauen und scharlachroten Stoffen zusammengewirkt waren. Der erste Teppich maß zehn Ellen im Geviert und ruhte auf den Säulen, welche, quer durch die Hütte angeordnet, das Allerheiligste abgetrennt hielten, das jedem Anblick entzogen war. Die ganze Hütte hieß das Heilige, der durch die vier Säulen abgeschlossene Raum das Allerheiligste. Der Vorhang des Letzteren war schön verziert mit allerlei Blumen, welche der Erde entsprießen, und mit allem anderen durchwebt, was zum Schmucke dienen kann, mit Ausnahme von Tiergestalten. Der andere Teppich aber, dem ersten an Größe, Webart und Farbe ähnlich, bedeckte die fünf Säulen am Eingang; am oberen Ende jeder Säule mit Ringen befestigt, hing er nur bis zur Mitte der Säulen herab. Der übrige Raum war den Priestern zugänglich. Vor ihm war ein Vorhang von Linnen in gleicher Größe ausgebreitet, der durch Schnüre auseinander gezogen werden konnte, welche durch Ringe liefen, sodass man ihn schließen und öffnen konnte. Im letzteren Falle gestattete er den Einblick ins Heiligtum, wie es an Festtagen zu geschehen pflegte. An anderen Tagen aber und besonders bei Regenwetter diente er als Decke für den buntfarbigen Vorhang. Daher stammt der Gebrauch, auch an dem später erbauten Tempel die Eingänge mit leinenen Vorhängen zu verhüllen. Außerdem gab es noch zehn Decken von vier Ellen Breite und achtundzwanzig Ellen Länge, welche durch goldene Haken und Ösen so verbunden werden konnten, dass sie einen einzigen Teppich zu bilden schienen. Diesen breitete man oben über die Hütte aus, sodass er beide Seitenwände und die Rückwand bedeckte und bis auf Fußbreite an die Erde herabreichte. Ferner hatte man noch elf weitere Teppiche, ebenso breit, aber länger als die vorhin erwähnten, denn sie maßen dreißig Ellen. Sie waren aus Haaren gewebt, aber ebenso fein wie die von Wolle, und hingen am Eingang bis zur Erde herab. So bildeten sie eine Art Giebel, wozu namentlich der elfte Teppich verwendet wurde. Darüber waren wieder aus Häuten verfertigte Teppiche gezogen, welche ebenfalls buntfarbig waren und Schutz gegen Hitze und Regen gewähren sollten. Wer das Ganze von ferne sah, geriet in Erstaunen; denn die Farben schimmerten so herrlich, dass man den Himmel selbst zu sehen vermeinen konnte. Die aus Haaren und Häuten verfertigten Decken hingen wie ein Vorhang über die Tür der Hütte herunter und hielten Sonnenbrand und Regen ab. So war die Hütte beschaffen.

5. Man verfertigte ferner eine Lade aus starkem und fäulnisfreiem Holze, um sie Gott zu weihen. Diese Holzart heißt in unserer Muttersprache Eron. Die Lade war folgendermaßen eingerichtet. Sie war fünf Spannen lang und drei Spannen hoch und breit. Von innen und außen war sie ganz mit Gold bekleidet, sodass man das Holz nirgends sehen konnte. Der Deckel aber war kunstvoll aus goldenen Platten zusammengefügt und so befestigt, dass er nirgends vorstand und überall gleichmäßig passte. An den beiden Längsseiten trug die Lade zwei goldene Ringe, die durch das ganze Holz gingen. Durch diese Ringe waren vergoldete Stangen gezogen, sodass die Lade, sooft dies erforderlich war, von einem zum anderen Ort getragen werden konnte. Denn man fuhr sie nicht auf Wagen, sondern die Priester trugen sie. Auf ihrem Deckel waren zwei Bilder angebracht, von den Hebräern Cherubim genannt, das sind geflügelte Tiere, wie sie nie ein Sterblicher lebendig gesehen hatte. Moyses sagte, er habe sie am Throne Gottes dargestellt gesehen. In diese Lade legte er die beiden Tafeln, auf denen die zehn Gebote geschrieben standen, fünf auf jeder Tafel und zwei und ein halbes auf jeder Seite. Die Lade selbst aber setzte er ins Allerheiligste.

6. In das den Priestern zugängliche Heiligtum setzte er einen Tisch ähnlich dem delphischen, der zwei Ellen lang, eine Elle breit und drei Spannen hoch war. Seine Füße waren von unten auf zur Hälfte fein ausgearbeitet, wie die Dorier sie zu ihren Betten verwenden. Der obere Teil aber nach der Platte zu war vierkantig. Die Platte selbst war an jeder Seite etwa in einer Breite von vier Fingern ausgekehlt und rings von einer oben und unten vorstehenden Leiste umgeben. An jedem Fuß befand sich ein Ring dicht unter der Platte; durch die Ringe waren Stangen von kostbarem Holz gezogen, die mit Gold überkleidet waren und nicht fortgenommen werden konnten. Denn an der Stelle, wo die Ringe an dem Tisch saßen, war eine Aushöhlung, und die Stangen gingen nicht ganz durch, sondern endeten in zwei Spitzen, von denen die eine in die vorstehende Tischplatte, die andere in den Fuß eingelassen war. An diesen Stangen wurde der Tisch getragen. Auf den Tisch, der im Heiligtum gegen Norden nicht weit vom Allerheiligsten stand, wurden zwölf ungesäuerte Brote gelegt und zwar in zwei Reihen zu je sechs Broten; die Brote waren bereitet aus zwei Assaron vom reinsten Mehl (ein Assaron sind sieben attische Kotylen*). Auf die Brote setzte man zwei goldene Schalen voll Weihrauch. Nach sieben Tagen wurden an dem Feste, das wir Sabbat nennen, andere Brote aufgelegt. Den Grund dieses Gebrauches werde ich an anderem Orte mitteilen.

7. Dem Tische gegenüber nahe der südlichen Wand stand ein Leuchter von eitel Gold, hundert Minen** schwer (was bei den Hebräern Kinchar, bei den Griechen Talent bedeutet). Er war aus kleinen Kugeln, Lilien, Granatäpfeln und Kelchen, im ganzen siebzig an der Zahl, aus einem einzigen Fuß heraus in die Höhe gearbeitet und teilte sich in so viele Arme, als Planeten sind einschließlich der Sonne. Er ging nämlich in sieben Spitzen aus, die in gleichen Abständen voneinander sich befanden und in einer Reihe standen. Auf denselben leuchteten sieben Lampen, ebenfalls so viele als Planeten sind, und sie sahen gegen Osten und Süden, da der Leuchter schräg stand.

8. In der Mitte zwischen dem Leuchter und dem Tische stand ein Rauchaltar, wie die früher erwähnten Geräte aus nicht faulendem Holz und mit einer starken Platte überzogen, eine Elle im Gevierte breit und zwei Ellen hoch. Auf ihm befand sich ein kleiner Kessel, der ringsum einen goldenen Kranz trug; der Altar aber war mit Ringen und Stangen versehen, an denen er von den Priestern getragen werden konnte. Vor der Tür der Hütte stand ein eherner Altar, dessen Untersatz von Holz war. Derselbe war auf jeder Seite fünf Ellen lang, ebenso viele Ellen breit und drei Ellen hoch, mit ehernen Platten überzogen und wie der goldene Altar verziert. Den Herd des Altars bildete ein netzförmiges Flechtwerk, und da der Untersatz nicht unter dem ganzen Altar herging, fielen die glühenden Kohlen durch dieses Flechtwerk zur Erde nieder. Dem Altar gegenüber standen noch Schalen, Pfannen, Rauchfässer und Becken, alle von Gold; alle übrigen gottesdienstlichen Geräte waren von Erz. Also war die Hütte mit ihrem Zubehör eingerichtet.

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