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ACHTES KAPITEL

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Vom Priestertum Aarons.

1. Als nun die Hütte vollendet war, erschien Gott, bevor die Weihgeschenke geheiligt wurden, dem Moyses und befahl ihm, das Priestertum seinem Bruder Aaron zu übertragen, der wegen seiner Tugend dieser Ehre am meisten würdig sei. Darauf berief Moyses das Volk zusammen und stellte ihm die Tugend und Herzensgüte Aarons sowie die Gefahren vor, die er schon für ihr Heil bestanden habe. Und da alle dem beipflichteten und seinen großen Eifer anerkannten, fuhr Moyses also fort: »Ihr Männer von Israel, vollendet ist nun das Werk nach unseren besten Kräften und zu Gottes Wohlgefallen. Da jedoch die Hütte Gottes Wohnung sein soll, so müssen wir uns vor allem nach einem Priester umsehen, der den Opferdienst versehen und Gebete für uns darbringen soll. Wenn ich die Entscheidung zu treffen hätte, so würde ich mich selbst dieser Ehre nicht für unwert halten, da uns die Liebe zu uns selbst von Natur aus eingepflanzt ist, und ich mir auch bewusst bin, was ich für euer Wohl schon gelitten habe. Nun aber hat Gott den Aaron dieser Ehre wert erachtet und ihn zum Priestertum berufen, da er niemand von euch kennt, der sich hierzu mehr eignete. Dieser wird also das gottgeweihte Kleid tragen, die Sorge für den Altar und den Opferdienst übernehmen und Gebete für euch zu Gott senden, der sie bereitwillig erhören wird teils um seiner Fürsorge willen, die er für uns trägt, teils weil er sie gern von dem entgegennehmen wird, den er selbst sich erwählt hat.« Den Hebräern gefiel diese Rede, und sie stimmten der Wahl, die Gott getroffen, zu. Denn Aaron verdiente diese Würde am ehesten von allen, sowohl seiner Abstammung wegen, als auch um seiner Prophetengabe und der Tugenden seines Bruders willen. Zu jener Zeit hatte er vier Söhne: Nabad, Abiu, Eleazar und Ithamar.

2. Was nun von den Mitteln zum Bau der Hütte noch übrig war, hieß Moyses zu Decken für die Hütte selbst, den Leuchter, den Rauchaltar und die übrigen Geräte verwenden, damit diese auf der Reise von Regen und Staub verschont blieben. Darauf berief er das Volk wiederum zusammen und befahl, dass jeder einen halben Sekel* beisteuern solle. Der Sekel ist eine hebräische Münze, die so viel gilt als vier attische Drachmen. Diesem Befehl kamen sie pünktlich nach, und es entrichteten die Steuer sechshundertfünftausendfünfhundertundfünfzig Personen, nämlich die Freigeborenen vom zwanzigsten bis zum fünfzigsten Jahre. Alles, was zusammengebracht wurde, wurde zum Besten der Hütte verwendet.

3. Hierauf weihte Moyses die Hütte und die Priester, indem er sie folgendermaßen der Reinigung unterwarf. Er ließ fünfhundert Sekel** ausgelesene Myrrhe und ebenso viel Iris, halb so viel Zimmet und Kalmus (ebenfalls eine Art Gewürz) zerschneiden und zerstoßen, damit ein Hin Olivenöl (Hin ist ein hebräisches Maß gleich zwei attischen Choë) mischen, es nach Art der Salbenbereiter abkochen und eine wohlriechende Salbe daraus verfertigen. Damit salbte Moyses die Priester selbst und die ganze Hütte und weihte sie so. Auch anderes kostbares Räucherwerk trug man herbei, um es auf dem goldenen Rauchaltar verdunsten zu lassen. Doch will ich mich über dessen Beschaffenheit nicht weiter auslassen, um den Leser nicht zu ermüden. Zweimal täglich, vor Sonnenaufgang und gegen Sonnenuntergang, sollte man räuchern, und das gereinigte Öl in den Lampen sollte man nicht ausgehen lassen. Drei von den Lampen brannten den ganzen Tag auf dem heiligen Leuchter zu Gottes Ehre, die übrigen wurden gegen Abend angezündet.

4. Als nun alles besorgt und vollendet war, ernteten die Baumeister Beseleël und Eliab großes Lob. Denn sie hatten nicht nur frühere Erfindungen in verbesserter Form angewendet, sondern auch selbst manches in geistreicher Weise erdacht und ausgeführt, was sonst unbekannt war. Beseleël aber galt als der Tüchtigste von beiden. Zum Bau wurde im Ganzen eine Zeit von sieben Monaten gebraucht, und damit war das erste Jahr seit dem Auszug aus Ägypten zu Ende. Und im Anfang des zweiten Jahres, im Monat Xanthikos der Makedonier, den die Hebräer Nisan nennen, wurde zur Zeit des Neumondes die Hütte nebst allen von mir erwähnten Geräten geweiht.

5. Gott aber zeigte sein Wohlgefallen an dem Werk der Hebräer, indem er sich in die Hütte niederließ und sie würdigte, seine Wohnstätte zu sein. So hatten die Hebräer reiche Genugtuung für ihre Arbeit. Seine Anwesenheit aber gab Gott auf folgende Weise kund. Bei sonst hellem und heiterem Himmel lagerte sich bloß über die Hütte ein Nebel, der zwar nicht so dicht war, wie man ihn im Winter wahrnahm, aber auch nicht so leicht und fein, dass man hindurchsehen konnte. Aus dem Nebel fiel ein lieblicher Tau als Wahrzeichen der Anwesenheit Gottes für alle die, die nach ihr verlangten und daran glaubten.

6. Nachdem nun Moyses den Künstlern, die den Bau so zierlich hergestellt, würdige Belohnungen gegeben hatte, schlachtete er im Vorhof der Hütte nach Gottes Vorschrift einen Stier, einen Widder und einen Bock als Sühnopfer. Über die einzelnen Zeremonien des Opferdienstes und darüber, welche Opfertiere man ganz verbrennen musste und von welchen man einen Teil genießen durfte, werde ich reden, sobald ich über die Opfer überhaupt mich verbreiten werde. Hierauf besprengte er mit dem Blute der Opfertiere die Kleidung Aarons, ihn selbst und seine Söhne, reinigte sie mit Brunnenwasser und salbte sie mit Öl, auf dass sie Gott geheiligt würden. So behandelte er sieben Tage lang sie selbst und ihre Kleider, und ebenso weihte er die Hütte und ihre Geräte mit der oben erwähnten Salbe aus Räucherwerk und mit dem Blute der Stiere, Widder und Böcke, die jeden Tag geschlachtet wurden. Am achten Tage aber sagte er dem Volke einen Festtag an und gebot, dass jeder nach seinem Vermögen opfern solle. Und sie befolgten das Gebot und suchten in regem Wetteifer einander in den Opfergaben zu übertreffen. Als nun die Opfertiere auf den Altar gelegt waren, entstand auf diesem plötzlich von selbst Feuer, und eine Flamme ähnlich dem Zucken des Blitzes verzehrte alles, was auf dem Altar lag.

7. Gleich nach diesem Wunder traf den Aaron ein großes Unglück, welches ihn als Mensch und als Vater gleich schmerzlich berührte, das er aber dennoch tapfer ertrug, da er starkmütig und von dem Glauben durchdrungen war, es sei nicht ohne den Willen Gottes geschehen. Seine beiden ältesten Söhne nämlich, Nabad und Abiu, brachten zum Altar Räucherwerk, welches Moyses verboten hatte, denn sie hatten sich desselben schon früher bedient. Da schlug plötzlich Feuer gegen sie, welches ihnen Brust und Angesicht verbrannte und von niemand gelöscht werden konnte. Und so starben sie den Feuertod. Moyses aber befahl ihrem Vater und ihren Brüdern, sie sollten die Leichen aus dem Lager tragen und sie prächtig bestatten. Das ganze Volk nun betrauerte sie und war über ihren Tod sehr verstimmt, den Brüdern aber und dem Vater gebot Moyses, von der Trauer Abstand zu nehmen und die Ehre Gottes ihrer Betrübnis überzuordnen. Denn Aaron trug schon das heilige Gewand.

8. Moyses aber wies alle Ehren zurück, die das Volk ihm erweisen wollte, und widmete sich ausschließlich dem Dienste Gottes. Auch stieg er nicht mehr auf den Berg Sinai, sondern ging in die Hütte, wenn er Gott um Rat fragen wollte. Er benahm sich wie ein einfacher Mann und wollte auch in allem dem Volk gleichen und sich nur dadurch von anderen unterscheiden, dass er unablässig für des Volkes Wohlfahrt sorgte. Außerdem gab er dem Volke Lebensregeln und Gesetze, durch deren Beobachtung es Gottes Wohlgefallen bewahren und ein sündenfreies Leben führen könne. Gott selbst gab dazu dem Moyses den Auftrag. Nunmehr will ich mich zur Wiedergabe dieser Lebensregeln und Gesetze wenden.

9. Zuerst jedoch will ich noch einiges auf die priesterliche Kleidung Bezügliche erwähnen, das ich früher übergangen habe. Denn Gott wollte jede Gelegenheit zu Betrug mit Prophezeiungen und Gaukeleien unmöglich machen, falls jemand sich verleiten lassen sollte, das ihm von Gott verliehene Ansehen zu missbrauchen. Die Entscheidung nämlich darüber, ob er beim Opfer zugegen sein wolle oder nicht, behielt Gott sich selbst vor, und es sollte dies nicht nur den Hebräern, sondern auch etwa zufällig anwesenden Fremdlingen mitgeteilt werden. War nun Gott beim Opfer zugegen, so leuchteten die Steine, die, wie oben gesagt, der Hohepriester auf der Schulter trug (bekanntlich waren es Sardonyxe, über deren Natur ich wohl nichts zu bemerken brauche, da sie allgemein bekannt sind), hell auf; namentlich der auf der rechten Schulter befindliche, der eine Spange bildete, schimmerte blitzartig, obgleich er doch vorher keinen Glanz gezeigt hatte. Diese Erscheinung wird gewiss bei allen Bewunderung erregen, die nicht, aufgeblasen von ihrer eigenen Weisheit, alle Religion verachten. Doch noch weit wunderbarer ist das, was ich jetzt berichten will. Denn durch die zwölf Steine, die der Hohepriester auf dem Brustlatz angenäht trug, verkündete Gott den Hebräern, wenn sie in den Krieg ziehen wollten, den Sieg. Ehe nämlich das Heer sich in Bewegung setzte, leuchteten sie in solchem Glanze, dass das ganze Volk klar erkannte, Gott werde ihm Beistand leisten. Deshalb nennen auch die Griechen, die unsere feierlichen Gebräuche verehren, den Brustlatz Logion, das heißt »Orakel«; das Wunder selbst können sie nämlich nicht ableugnen. Es hörten aber die Steine des Brustlatzes und der Sardonyx auf zu leuchten etwa zweihundert Jahre vor Abfassung dieses Werkes, als Gott die Übertretungen seiner Gesetze ahnden zu müssen glaubte. Hierüber mich zu verbreiten werde ich später passendere Gelegenheit finden. Jetzt aber will ich in der eben abgebrochenen Schilderung fortfahren.

10. Als die Hütte eingeweiht und alles, was die Priester betraf, gehörig eingerichtet war, glaubte das Volk, Gott werde jetzt mit ihm in demselben Zelte wohnen, und schickte sich an, ihn durch Opfer zu ehren und mit Lobgesängen zu feiern, als wenn es nun, von allem Übel befreit, auf eine bessere Zukunft hoffen dürfte. Sowohl zu Hause als öffentlich brachte man in den einzelnen Stämmen Gott Opfer dar; die Stammesoberhäupter aber taten sich zu je zweien zusammen und stifteten einen Wagen mit zwei Ochsen (man hatte also im Ganzen sechs Wagen), um die Hütte auf der Reise mitzufahren. Dazu gab auch jeder noch eine Schale, ein Becken und einen Weihrauchkasten Letzterer hatte einen Wert von zehn Dareiken* und war mit Räucherwerk gefüllt. Das Becken und die Schale aber waren von Silber und wogen zusammen zweihundert Sekel, von denen auf die Schale siebzig kamen; sie waren voll Weizenmehl, das mit Öl gemischt war, wie man es am Altar zum Opfer gebrauchte. Außerdem opferte jeder ein Kalb, einen Widder und ein einjähriges Lamm als Brandopfer, und einen Ziegenbock als Sühnopfer. Auch brachte jedes der Stammesoberhäupter noch andere Opfer dar, welche man Versöhnungsopfer nannte, nämlich an jedem Tage zwei Ochsen und fünf Widder nebst einjährigen Lämmern und Böcken. So opferten sie zwölf Tage lang, jeden Tag einer. Moyses aber stieg nicht mehr auf den Sinai, sondern er ging in die Hütte und empfing dort von Gott Anweisungen in Betreff dessen, was zu tun sei, oder in Bezug auf die Gesetzgebung. Diese Anordnungen beobachtete das Volk durch alle Zeiten treu und fromm, weil es wusste, dass sie nicht die Erzeugnisse menschlicher Weisheit seien, sondern von Gott selbst herstammten. Und man wagte weder im Frieden aus Üppigkeit noch im Kriege aus Not eines dieser Gebote zu übertreten. Doch will ich mich hierüber nicht weiter auslassen, weil ich vorhabe, in einem anderen Werke über die Gesetze zu schreiben.

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