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Schlechte Nachrichten

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»Xenia!«, rief Marius aus, als er seine Base endlich in der Küche gefunden hatte. »Ist es dir oben auch zu laut geworden?«

»Zu laut? Nein.« Xenia schaute sich um, ob es etwas zu stibitzen gab. Emerald schob ihr auf der Arbeitsplatte einen in Fett gebackenen Apfelkringel hin und zwinkerte ihr zu.

»Danke«, nuschelte sie, während sie schon in das duftende Naschwerk biss. »Ich weiß nicht«, murmelte sie nach einer Weile. »Irgendwas stimmt nicht.«

»Was meinst du damit?« Marius schlenderte näher, um auch so ein süßes Teilchen zu schnorren, doch Emerald tat, als würde er ihn nicht sehen.

»Es liegt etwas in der Luft.«

»Das ist nur der Duft gebackener Apfelringe.«

Xenia verdrehte die Augen. »Das meine ich nicht. Ich meine, es liegt etwas Ungutes in der Luft.«

»Oh. Dann ist es vermutlich Emeralds Gemüffel. Er trägt immer noch die stinkenden Kerkerklamotten.«

»Die sind frisch gewaschen«, fuhr Emerald Marius an. Nachdem er ewig die Küche geputzt, neues Holz geholt und das Feuer mühsam wieder zum Brennen gebracht hatte, war er schnell auf seine Kammer gelaufen und in seine besten Kleider geschlüpft, das hieß, in die anderen, denn er hatte von jedem Teil nur zwei Stück.

»Vermutlich im Schonwaschgang«, tönte Ludovicos Stimme von der Tür her. Schonwaschgang, dachte Marius. Gutes Wort. Das würde er sich merken.

Emeralds Gesicht lief rot an. Doch noch ehe er dem Sohn des Herzogs etwas entgegnen konnte, mischte sich Don Basilico ein. »Hört auf, ihr Streithähne«, polterte er und schwang wenig überzeugend den Kochlöffel. »Es gibt genug hier in der Küche zu tun. Macht euch lieber nützlich.«

»Gerne, Don Basilico«, sagte Ludovico. »Aber zuerst muss ich Euch Meister Marius kurz entführen.«

»Meister Marius«, brummte der Koch. »Sind wir jetzt schon so weit, dass selbst die jüngsten Grünschnäbel Meister genannt werden?«

Doch Marius hörte das schon nicht mehr, weil Ludovico ihn bereits nach draußen gezogen hatte und mit ihm den Gang hinab Richtung Hof lief.

»Was ist denn los?«, fragte Marius und blinzelte in die schräg stehende Sonne. Die Tage wurden länger. Der Schnee war beinahe komplett weggeschmolzen, von der Seeseite her hörten die beiden Jungen Möwen kreischen, die ihre abendliche Runde drehten, um noch den einen oder anderen Fisch zu erbeuten. Das Lächeln war aus Ludovicos Gesicht verschwunden. »Ich habe Schwierigkeiten«, sagte er und blickte Marius ernst an. »Ziemlich große sogar.«

»Schwierigkeiten? Wieso? Was ist passiert?«

Ludovico schaute sich um, als dürfe niemand hören, was er zu sagen hatte. Er nahm Marius wieder am Arm und begann, mit ihm über den Hof zu schlendern. »Mein Vater will mich wegschicken«, raunte er.

»Wegschicken? Aber wieso? Und wohin?« Marius war verwirrt. »Du bist doch gerade erst heimgekehrt.«

»Na ja, genau genommen war ich ja schon ein paar Monate auf der Burg, ehe Crudo uns erwischt hat.«

»Dich hat er ja nicht erwischt«, verbesserte Marius. Er konnte es noch immer kaum fassen, dass Ludovico sich freiwillig in Gefahr begeben hatte, um sie alle aus den Fängen des Fieslings zu retten. »Und dass du der Sohn des Herzogs bist, das wusstest du vorher ja selbst noch nicht einmal. Keiner wusste es damals, als du als Küchenjunge hier auf der Burg gearbeitet hast. Na ja, von deinem Vater natürlich abgesehen ...«

»Egal. Jedenfalls kenne ich die Burg und weiß, was hier im Schilde geführt wird. Mein Vater meint, ich solle noch mehr lernen.«

Marius ging ein Licht auf. »Also schickt er dich zu seinem Bruder auf die Rabenburg?«

»Leider nicht. Das heißt: Vielleicht schickt er mich irgendwann auch dorthin. Aber jetzt will er mich erst einmal nach Faucas schicken.«

Marius blieb stehen. »Nach Faucas?« Faucas, das war die Hauptstadt des Fauconischen Reichs, eine große Stadt, in der ein echter König residierte, wenn er nicht mit seinem Hof durch die Weiten seines Reiches zog, um Gericht zu halten oder Kriege zu führen. »Und was sollst du da?«

»Ich soll das Handwerk des Regierens erlernen«, sagte Ludovico und sah mit einem Mal viel älter aus, als er war. »Am Hof von König Falk.«

Marius war sich nicht sicher, was das bedeutete, und murmelte nur: »Falk der Vierte.«

»Der Gerechte«, ergänzte Ludovico, reckte den Kopf und legte die Hände hinter dem Rücken zusammen, als wäre er schon jetzt Herzog vom Falkenhorst.

»Der Schreckliche«, verbesserte Marius.

»Der Schreckliche? Wieso das denn?«

»Nun, vermutlich hat sich das dort nicht herumgesprochen, wo du früher gelebt hast«, holte Marius aus. »Aber König Falk ist einer der gefährlichsten ...«

Da hallte ein Ruf über den Hof. »Marius Tyk! Ist hier irgendwo Marius Tyk?«

»Hier bin ich«, antwortete Marius dem Waffenknecht, der auf der Treppe des Palas erschienen war.

»Der Herzog wünscht Euch zu sprechen.«

Das Rabenorakel

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