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Himmel und Hölle

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»Ein Feuerwerk?«, fragte Herzog Friedbert verdutzt. »Was soll das denn sein?«

»Oh, das wird dir gefallen, mein Bruder«, sagte Fürst Heinrich und nahm ihn am Arm, um ihn zum Fenster hin zu schieben. »Sieh es dir an. Und erschrick nicht. Ich habe es selbst zwar noch nie erlebt. Doch ich habe unseren Gelehrten Doktor Faustus auf der Reise hierher begeistert davon erzählen hören.«

»So, so, Doktor Faustus. Was der nicht alles kennt.«

»In der Tat, mein Bruder, in der Tat.« Doch mehr als ein rätselhaftes Lächeln wollte der Fürst sich hierzu nicht entlocken lassen. Die beiden Brüder traten ans Fenster und blickten in den nachtblauen Himmel, an dem sich flammende rote, blaue und gelbe Blitze in blütenartige Gebilde verwandelten.

»Bei Gott, das ist Zauberei!«, rief der Herzog aus.

»Aber nein«, meinte Heinrich von der Rabenburg. »Das ist keine Zauberei, sondern eine alte Wissenschaft aus dem Königreiche Sina.«

»Ach. Und wozu soll die gut sein?«

»Gut sein?« Der Fürst sah seinen Bruder erstaunt an. »Ist sie nicht wunderschön?«

Der Herzog nickte bedächtig. »Doch«, sagte er. »Schön ist sie schon, diese Wissenschaft aus Sina.«

Der Fürst beugte sich zu seinem Bruder, denn beinahe wäre er in dem Lärm, der von draußen hereindrang, nicht zu verstehen gewesen: »Außerdem soll sie böse Geister vertreiben.«

»Ach«, sagte der Herzog wieder und dachte, dann ist sie ja doch zu etwas nütze.

Offensichtlich waren es die beiden jungen Mönche, die zuvor noch an ihrem Wagen herumhantiert hatten, die nun dieses faszinierende Spektakel aus Blitz und Donner veranstalteten. Gottlob war der Alte Bembert, der morsche Burgfried, bereits im letzten Herbst eingestürzt – sonst wäre es wahrscheinlich jetzt bei dem Gedonner passiert. Ein wenig mulmig war dem Herzog schon, da er diesen Höllenzauber sah. Andererseits fragte er sich, ob man dergleichen nicht trefflich gegen Feinde einsetzen könnte. Immerhin hatte ihnen die Feuerkunst der beiden Zarontinerbrüder Goldberg und Bleibtreu bei ihrem letzten Kampf gegen Crudbert von Wrunkenstein gute Dienste geleistet. Derart sinnierend stand er am Fenster und starrte in die Glutblüten, als er von unten eine Stimme durch das Feuerwerksdonnern dringen hörte: »Himmel und Hölle!«, vernahm er. Es war die Stimme eines alten Mannes, und tatsächlich erblickte der Herzog jetzt im Hof, umwabert von Rauch und Gestank, einen Greis, der die Arme in die Höhe reckte und mit drohender Stimme rief.

»Himmel und Hölle! Es wird das Ende aller Tage sein, wenn Flammen aus den Wolken stürzen. Und es kam Hagel und Feuer, mit Blut vermischt, und wurde auf die Erde geworfen. Und der dritte Teil der Erde verbrannte und der dritte Teil der Bäume verbrannte und alles grüne Gras verbrannte...«

Den Herzog erschauderte. Es war Quod, der alte Kellermeister der Burg, jener Mann, der Golo wie ein Vater geworden war. Um ihn herum toste das donnernde Feuerwerk, dass der Herzog Angst bekam, dem alten Mann könne etwas zustoßen. Doch der rief weiter seine Mahnungen in die Nacht, bisweilen kaum zu verstehen, dann wieder laut und deutlich:

»Und ich hörte einen Adler fliegen inmitten des Himmels und mit lauter Stimme sagen: Wehe, wehe, wehe denen, die auf der Erde wohnen ...«

Das Rabenorakel

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