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Der Markt wird heiß

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Irgendwann konnten wir uns beim besten Willen nicht mehr als die sympathischen Underdogs bezeichnen. Wir waren ein bedeutender Player im Online-Foto-Business geworden, hatten Kunden in über 50 Ländern und fünf eigene Rechenzentren. Ehrlich gesagt waren wir sogar der Weltmarktführer in dieser kleinen Nische. Über 100 Millionen Menschen hatten unsere Desktop-Software installiert oder unseren Service über die Websites großer Handelsketten verwendet.

Eines Tages rief T-Venture an, eine damalige Tochterfirma der Deutschen Telekom, die sich mit Wagniskapital an Technologie-Startups beteiligte. Die ließ sich unser Business erklären und sandte wenige Tage später ein Term sheet. Andere große Unternehmen der Fotoindustrie klopften ebenfalls an und äußerten parallel Interesse an einer Gesamtübernahme (Exit). Plötzlich kam das Kapital zu uns, statt dass wir Klinken putzen mussten.

Sollte ich doch noch ein erfolgreicher Unternehmer werden? Ich kannte jetzt beide Seiten: die des Scheiterns, aber auch die des Erfolgs. Bei beiden spielen auch externe Faktoren eine Rolle – die generelle Stimmung im Markt oder auch einfach nur Glück. Für diese Erfahrung hatte ich bereits einmal teuer bezahlt. Jetzt hatte ich aber mit Marc und seiner Erfahrung im Investmentbanking einen starken Partner an meiner Seite. Wir diskutierten die Vor- und Nachteile der drei möglichen Wege:

 Entweder wir verkaufen,

 oder wir nehmen Venture Capital auf, um noch schneller zu wachsen,

 oder wir wachsen langsamer aus eigenen Mitteln.

Ein Verkauf erschien mir attraktiv: Ich wäre dann zwar »nur« noch Geschäftsführer und nicht mehr Eigentümer meines Babys. Im Zweifelsfall würden jetzt andere die wirklich wichtigen Entscheidungen zu Produkt und Team treffen, darüber war ich mir im Klaren. Aber auf der anderen Seite hatte ich schon so viel Dreck gefressen, so viel gelitten und durchgemacht, dass die Aussicht überaus reizvoll erschien, mit 32 Jahren finanziell unabhängig zu werden. Auch für Marc, Georg und Alex war der Exit der attraktivere Weg.

Wir verhandelten mit Fujifilm und CeWe Color parallel. Es stellte sich aber schnell heraus, dass CeWe Color eher günstig einen Dienstleister kaufen wollte und nicht ernsthaft an unserem Produkt und unserer Firma interessiert war. Das Ergebnis war ein unattraktiver Kaufpreis und düstere Aussichten für die Zeit des Earnouts. Fujifilm hingegen war ein globales Unternehmen und plante die weltweite Vermarktung unserer Plattform. Außerdem sollten Marc, Alex, Georg und ich nach dem Verkauf die Digitalisierung der Fujifilm-Gruppe voranbringen. Dieses Paket gefiel uns deutlich besser.

Frank Thelen – Die Autobiografie

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