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Studium – nur eine Zwischenstation für mich

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Bonn und Sankt Augustin, Mitte der 1990er

Nach dem sehr erfolgreichen Abschluss meines Fachabiturs – wer hätte das je gedacht? – begann ich – zur großen Freude meiner Eltern – ein Studium der »Angewandten Informatik« an der Hochschule Bonn-Rhein Sieg. Durch meine Tätigkeit bei Chips at Work konnte ich recht gut programmieren und wusste, wie Betriebssysteme und Netzwerke funktionieren. Bei Windows und Linux machte mir so schnell keiner was vor. Jetzt sollte ich also studieren und Diplom-Informatiker mit goldener Zukunft werden. Das Problem: Die Professoren hatten wirklich wenig Ahnung von Programmierung, Betriebssystemen und Netzwerken. Auf dem Gymnasium hätte ich noch gesagt, dass es an mir lag, dass ich einfach nicht gemacht sei für das Schulsystem, das rote Lateinbuch und den Frontalunterricht. An der FH aber war ich bereits kompetent genug, um beurteilen zu können, dass der neue Studiengang »Angewandte Informatik« zwar ganz gut aufgebaut war, dass es den Lehrkräften aber ganz einfach an Wissen und Erfahrung mangelte. Gezaubert wurde außerhalb der Uni, bei Chips at Work. Hier konnten und wussten fast alle mehr als ich. Jeder wollte den anderen immer zeigen, dass er die nächste große Idee hatte. Jeder wollte einen Schritt voraus sein, die neue Technologie vor den anderen beherrschen. Diese Dynamik konnten die FH und vor allem deren Professoren nicht bieten.

Diese Gefahr besteht übrigens auch heute, und zwar mehr denn je: Wissen wird privatisiert. Wer sich heute auskennt mit künstlicher Intelligenz, Blockchain und Big Data, der geht nicht mehr an eine Uni. Warum den Umweg über Seminare, Promotion und Lehraufträge machen, wenn man für ein Vielfaches des Geldes, ohne akademische Ochsentour und Politik, bei den Großen anfangen kann? In Amerika sind das Facebook, Microsoft, Amazon, Google oder Apple – in China Tencent, Alibaba oder Baidu. Die Geschwindigkeit der Wissenszunahme ist so groß geworden, dass der Antrag für einen Sonderforschungsbereich (»SFB«) an der Uni schon in dem Moment veraltet ist, in dem er eingereicht wird. Und dann dauert es noch ein Jahr, bis er, wenn überhaupt, genehmigt wird – und ein weiteres, bis der SFB seine Arbeit aufnimmt. Was heute ein riesiges Problem ist, das fühlte ich im kleinen Rahmen schon damals: Ich brach mein Studium ab und gründete meine erste offizielle Firma.

Ich war erwachsen.

Frank Thelen – Die Autobiografie

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