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11.

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»Wir verlassen das Gut nächste Nacht. Ein Schiff Fürst Massimos wird uns nach Mitternacht im Hafen von Neapel an Bord nehmen.«

Stefano war ein wenig überrumpelt angesichts dieser Ankündigung Raffaeles, kaum dass dieser das Eingangsportal des Anwesens hinter sich geschlossen hatte. Luca, der vor wenigen Augenblicken erst von einem stärkenden ›Mahl‹ in einer abgelegenen Schänke zurück gekommen war und nun, auf ein paar Kissen liegend, an die Decke starrte, schien kaum weniger überrascht.

»Weg von hier? Aber warum denn?« Stefano wäre lieber in der Region geblieben.

»Weil dich hier alles an deine Vergangenheit erinnert. Ich möchte, dass du mit uns kommst.«

»Muss ich denn?«

»Stefano, du bist seit drei Wochen ein Kind der Dunkelheit. Seit diesen drei Wochen arbeitest du mit Luca und mir. Aber wenn du aufrichtig zu dir selbst bist, dann weißt du, dass du noch gewaltig viel zu lernen hast. Willst du denn allein hier zurückbleiben?«

Stefano dachte eine kleine Weile angestrengt nach. »Nein, will ich nicht. Hier hält mich nichts und niemand mehr. Zwar muss ich eingestehen, dass ich meine Eltern gern noch einmal gesehen hätte, doch nach dem Desaster mit Giannina werde ich das wohl ihnen und mir ersparen. Aber ich bin kein Hüter, und ich habe kein eigenes Vermögen. Ich will niemandem auf der Tasche liegen.«

Raffaele wehrte sofort ab. »Du liegst niemandem auf der Tasche. Es wird sich alles finden. Du bist strategisch hervorragend. Wenn du soweit bist, dann besteht jederzeit die Möglichkeit, dass du die neuen Krieger der Fürsten ausbildest, auch die Besatzungen der diversen Schiffe, die unter unserem Banner segeln, bedürfen der Ausbildung – du siehst, es wird sich ergeben.«

Stefano antwortete ihm darauf nur mit einem abwesenden Kopfnicken. Seine Zukunft, sein Leben – er hatte es sich so anders vorgestellt. So anders ausgemalt. Tief in seinem Innersten gärte es, Unzufriedenheit und Trauer wollten nicht schweigen. So sehr er sich auch anstrengte, er konnte einfach nicht sehen, wie er seine Zukunft gestalten sollte, dass sie ihm zur Ehre gereichen würde. Sein Blick huschte zu Luca, der entspannt dort auf dem Boden lag und zu Raffaele, der sich an seinen Schreibtisch zurückgezogen hatte und einen Brief verfasste. Wo zur Hölle war sein Platz? Wie sollte es ihm gelingen, diese tiefe Zufriedenheit zu empfinden, die offenbar in diesen beiden herrschte? Voll innerer Unruhe erhob er sich.

»Ich suche Isabell, ein wenig Nahrung bringt mich vielleicht auf andere Gedanken. Wann müssen wir los?«

Raffaele sah kurz auf. »Etwa eine halbe Stunde vor Mitternacht wird genügen. Wir sind schnell.«

Schon an der Tür fiel Stefano ein, dass er noch eine sehr wichtige Frage stellen sollte.

»Ich möchte ja nicht neugierig erscheinen, aber wohin fahren wir eigentlich?«

Luca wandte ihm sein Gesicht zu und lächelte.

»Venedig! Wir fahren nach Hause!«

Geschenk der Nacht

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