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Etwa eineinhalb Stunden später erreichten die beiden Vampire das Etablissement, in dem sich auch Angel, Vittorio und die anderen männlichen Bewohner der Rabenburg des Öfteren zu amüsieren pflegten, wenn feste Bindungen sich wieder einmal als zu schwierig herausgestellt hatten. Carmens Haus lag abgelegen am Rande Toledos und Verschwiegenheit war oberstes Gebot. Stefano sah an sich hinunter. Er trug seine bevorzugte Farbe, und zwar ausnahmslos. Schwarzes Hemd, schwarze Lederweste, schwarze Hose, glänzende schwarze Lederstiefel und seine geliebte lange Samtjacke. »Und? Entspricht mein Äußeres so annähernd deinen Vorstellungen?«

Angel musterte ihn lachend. »Du siehst so verdammt gut aus, dass man neidisch werden könnte. Aber heute Nacht geht es sowieso nur um dich.«

»Du meinst also wirklich, dass du … dabei … sein willst, wenn ich mit der Frau das Lager teile?«

»Richtig, du musst lernen, mit den Gefühlen und mit den Auswirkungen, die Wein oder jedes andere alkoholische Getränk bei dir auslösen, klar zu kommen. Glaub mir, es ist sinnvoll.« Angel sprang vom Pferd und sah ihn aufmunternd an. »Vorwärts, wir haben nicht ewig Zeit. Ich denke bis heute mit viel Freude an meine Lehrstunde mit Vittorio zurück. Wir haben uns beide ziemlich gut amüsiert.«

»Ich bin ja mal gespannt.«

»Darfst du auch sein. Und jetzt komm.«

Stefano begriff langsam, dass das, was auf ihn wartete, angenehm werden könnte. Seltsam, aber angenehm! Sie übergaben ihre Pferde einem Stallburschen und betraten das mit vielen Kerzen ausgeleuchtete Haus. Carmen, die Besitzerin, empfing sie mit dienstbeflissenem Lächeln.

»Señor Angel, welch eine Freude, Sie einmal wieder begrüßen zu dürfen. Ihren Freund kenne ich noch gar nicht.«

Sie hielt Stefano auffordernd die Hand zum Kuss entgegen, der der kleinen Matrone den Gefallen gern tat. »Mein Name ist Stefano, Gnädigste. Ich freue mich schon auf die Nacht unter Ihrem gastfreundlichen Dach.«

»Sehr schön. Angel, Sie wissen hier ja Bescheid, bitte fühlen Sie sich auch heute wieder ganz zuhause.«

Angel zog ihn in einen kleinen Nebenraum, der mit nur zwei ausladenden Sofas und diversen großen Kissen auf dem Boden bereits gut ausgefüllt war. Er ließ sich seufzend auf einem der Sofas nieder und bedeutete Stefano, es ihm gleich zu tun. In einem gemauerten Kamin standen zahlreiche Kerzen, die warmes Licht verbreiteten und zugleich die Illusion eines anheimelnden Kaminfeuers erzeugten. Stefano fühlte sich sofort wohl in dem Zimmer.

»Ganz angenehm, nicht wahr?«

»Allerdings, und nun?« Seine Nervosität war schwer im Zaum zu halten.

»Schon gut, ganz ruhig, mein Freund. Ah, da kommt sie ja.«

Eine junge Frau betrat den Raum und brachte zwei Gläser und eine bauchige Flasche, die sie geschickt auf einem der großen Kissen abstellte.

»Darf ich Ihnen einschenken, Señor Angel?«

»Heute nicht, Calita, heute mache ich das.«

Stefano spürte ihre Enttäuschung und Angel erging es wohl ähnlich, denn er setzte sofort hinzu: »Ich rufe dich, wenn wir so weit sind.«

Das Mädchen verließ widerstrebend das Zimmer und Stefano sah Angel stirnrunzelnd an. »Wenn wir so weit sind … Wie klingt denn das?«

»So, wie es gemeint ist. Warte einfach ab.«

Angel entkorkte die Flasche, nahm das erste Glas hoch und goss etwa drei Fingerbreit Rotwein ein. Dann hielt er ihm das Glas auffordernd entgegen.

Stefano war noch immer unsicher. »Du bist dir dessen bewusst, dass du mich dann ertragen musst?«

»Bin ich. Jetzt trink einen kleinen Schluck.«

Stefano tat, wie ihm geheißen. Der Wein schmeckte gut und rann ihm wie süßer Nektar die Kehle hinunter.

»Na, was fühlst du?«

Er horchte in sich hinein. »Noch nichts.«

»Warte ein Weilchen, nipp noch mal, und das wiederholst du so lange, bis du den Wein in deinem Blut spürst, dann hörst du sofort auf, verstanden? Ein Vollrausch würde heute Nacht wenig Sinn haben.«

Stefano nickte und trank schlückchenweise das Glas fast leer. Dann spürte er es. Es kribbelte leicht in seinem Bauch, ein angenehmes Gefühl, das sich von seiner Mitte aus in den ganzen Körper fortsetzte.

»Ah, an deinem Blick kann ich sehen, dass die Wirkung des Weins eingesetzt hat, nicht wahr?«

Er nickte, unsicher, wie die Sache wohl weitergehen würde. Nur mit Schaudern erinnerte er sich an das erste Mal.

Angels Stimme bekam etwas Beschwörendes. »So, Stefano, nun lehnst du dich zurück und entspannst dich. Ab sofort hörst du nur noch auf meine Anweisungen. Ich bin wie die Stimme in deinem Innern. Halte dich nur an meiner Stimme fest. Kannst du das?«

Stefanos gesamter Körper erschien ihm mittlerweile heiß und vibrierend. Die Wärme konzentrierte sich allerdings besonders in einer Region. Dennoch vermochte er Angels Stimme klar zu verstehen. Sie drang in seinen Geist wie ein Halteseil, an dem er sich würde vorwärts tasten können. Die Nervosität begann zu verfliegen.

»Gut, ich sehe, du entspannst dich. Fühlst du dich gut?«

Wieder konnte er nur nicken. Ja, er fühlte sich sogar sehr gut.

»Exzellent. Dann rufe ich nun Calita. Sie gefällt dir doch, oder?«

Stefano rief sich das Bild des Mädchens, mochte es auch in seinem jetzigen Zustand etwas verklärt sein, wieder ins Bewusstsein. Dichtes braunes Haar, große, grüne Augen, volle rote Lippen, kleine und doch wohlgeformte Brüste und ein schöner, nicht zu schlanker Körper, dazu das freundliche Lächeln, ja, sie erschien durchaus begehrenswert. Als er versuchte zu antworten, wollte seine Zunge ihm nicht mehr richtig gehorchen, es dauerte einen Augenblick, ehe er begriff, dass seine Fangzähne begonnen hatten, auszufahren.

Es fiel ihm nicht leicht, seine Frage zu artikulieren. »Wird sie mich nicht fürchten?«

Angel wehrte lächelnd ab. »Sie wissen, was wir sind, sie dienen uns ab und an als Blutsklaven, da sie die angenehmen Begleiterscheinungen zu schätzen wissen. Ich hole sie.«

Stefano hörte, wie der Freund nach dem Mädchen rief und sie ins Zimmer huschte.

»Nun, meine Liebe, ich bitte dich heute meinem Freund hier eine kleine Freude zu machen. Du verstehst, was ich meine?«

Stefano öffnete die Augen und sah, wie sie mit vor Aufregung geröteten Wangen nickte und auf ihn zutrat. Er spürte, wie die Erregung allein davon, dass er ihren Duft roch, anwuchs. »Angel, du bleibst bei uns, ja?«

»Das sagte ich doch, nun konzentriere dich auf Calita und auf meine Stimme. Ich bin hier, lass dich fallen, vertrau dir selbst. Du kannst es.«

Der Vampir zögerte nicht mehr, dazu war er auch gar nicht länger in der Lage. Der wundervolle Geruch der jungen Frau, die Reaktion seines eigenen Körpers und die Auswirkungen des Weins ließen seine Bedenken schwinden. Er fasste sie an den Händen und zog sie zu sich. Sanft streichelte er ihr Gesicht und ihr glänzendes Haar.

»Du weißt, dass du schön bist?« Es verwunderte ihn selbst, dass er die Worte verständlich heraus brachte. Er fühlte Angels aufmunternden Blick und Sicherheit durchströmte ihn. Während seine Lippen sich den ihren langsam näherten, öffneten seine geschickten Finger die Schnüre ihrer Bluse und die Haken ihres Mieders. Er küsste sie, zuerst sanft, dann zusehends leidenschaftlicher und sie erwiderte seinen Kuss. Stefano entledigte sich seines Hemdes, seiner Hose und der Stiefel, ohne dabei seine Lippen von ihren zu lösen. Seine Hände fanden ihre Brüste und liebkosten sie zärtlich. Das Gefühl des Begehrens, das ihn durchströmte, war unbeschreiblich und doch wollte er es genießen, und das so lange wie möglich. Stefano hob Calita auf dem Sofa etwas höher und zog ihre Röcke aus. Als sie nackt vor ihm lag, begannen seine Lenden regelrecht zu schmerzen, so sehr begehrte er sie. Er spürte, wie ihre kleinen Hände seinen Rücken streichelten und dann nach unten glitten und sein Gesäß umfassten. Mit wildem Lächeln ließ er von ihrem Mund ab und rutschte tiefer. Seine Lippen umschlossen ihre Brustwarzen und er fing an, zärtlich daran zu saugen, während seine Zunge sie fordernd umspielte. Gleichzeitig liebkoste seine Rechte ihren Bauch und glitt langsam an ihr hinab. Calita stöhnte laut auf, doch Stefano war noch nicht willens, sich die ersehnte Befriedigung zu gönnen. Er setzte sich auf, zog die liegende Calita zu sich heran und streichelte sie dort, wo er ihre Erregung spüren konnte. Als sie sich aufbäumte, lief ein Zittern durch seinen Körper und er spürte, dass seine Selbstbeherrschung an ihren Grenzen angekommen war. Langsam spreizte er ihre Beine, während er sich auf sie legte. Er war so erregt, dass er fürchtete, er könne sie enttäuschen, könne sie verletzen, doch da vernahm er, tief in seinem Kopf, die beruhigende Stimme Angels.

»Du kannst das, du kannst dich beherrschen, ja, trink von ihr und liebe sie – du wirst sie nicht verletzen. Vertraue dir selbst!«

Angels Stimme erdete ihn erneut. Er drang in sie ein und seufzte ob des überwältigenden Genusses. Die Hitze ihres Schoßes zu spüren, zu fühlen, wie sie seinen Rhythmus aufnahm, sich mit ihm bewegte, ihre Finger sich in seine Schultern krallten, war für ihn unbegreiflich. So hatte er noch nie eine Frau geliebt.

»Nun trink von ihr, versage dir dieses Erlebnis nicht, du kannst es.«

Ihr Hals und ihre Schlagader waren direkt vor seinen Lippen, warm und einladend. Er vermochte nicht mehr darüber nachzusinnen, seine Lust war zu groß und sein Verlangen nach ihrem Blut war nicht mehr zu kontrollieren. Er versenkte seine Fangzähne in ihrem Hals und trank in tiefen Zügen. Stefano spürte, wie Calita zu beben begann, doch er fühlte, dass es pure Lust, reines Verlangen nach ihm und nicht etwa Furcht war. Er stieß tiefer und fester zu, doch immer noch schien sie mehr zu wollen. Er löste seine Rechte, die soeben noch ihre Brust liebkost hatte, suchte und fand den Punkt ihres Schoßes, der am schnellsten auf seine geschickten Finger reagierte. Calita schrie auf, als er sie ohne Gnade einem unbeschreiblichen Höhepunkt entgegentrieb. Er zog seine Zähne aus ihrem Hals und es gelang ihm gerade noch, die Wunde zu schließen, ehe er sich mit einem lauten, wilden Knurren in ihr verströmte.

Er schlang die Arme um die Frau und schloss die Augen.

Endlich! Ja, er fühlte sich wieder lebendig, lebendiger denn je. Wie war es möglich, so viel Lust zu spüren und in der Lage zu sein, so viel Befriedigung zu geben? Seine Ekstase war so heftig gewesen, so unglaublich, dass er noch immer zitterte.

Sein Blick fiel auf Calita, die mit geschlossenen Augen unter ihm lag. Ehe er erschrecken konnte, vernahm er Angel.

»Sie schläft! So etwas erlebt sie nicht jede Nacht. Was du ihr gerade beschert hast, hat mit normaler körperlicher Liebe nichts mehr zu tun.« Angel lag grinsend auf dem anderen Sofa.

Vorsichtig ließ Stefano von der schlafenden Frau ab.

»Und ich habe ihr nicht weh getan?«

»Keine Sekunde. Sieh dir ihre entspannten, zufriedenen Züge an. Sieht so eine Frau aus, die Schmerzen empfunden hat?«

Während er sich seine Kleider wieder anzog, musterte Stefano Calita. »Hm, wohl kaum. Sag mir, was war das denn? Ich dachte, ich wüsste, wie körperliche Liebe sich anfühlen kann, aber das war … Ich finde keine Worte.«

»Ja nun, wenn man es zu beherrschen vermag, dann ist es sowohl für uns als auch für die Frauen eine wahre Offenbarung. Das versprach ich dir. Sobald du die richtige Mischung gefunden hast, kannst du das noch verbessern. Ich verkünde dir – es ist himmlisch!«

»Kann ich mir vorstellen.« Stefano fühlte der Wirkung des Weins nach, doch viel war davon nicht mehr übrig. »Mir wäre ehrlich gesagt noch nach einem Schluck. Zur Entspannung.«

Angel füllte sein Glas aufs Neue und nun auch das eigene. Er reichte Stefano das seine zurück, hob den im Kerzenschein funkelnden Kelch mit dem Wein, betrachtete ihn eine Weile und trank dann in genüsslichen Schlucken. »Jetzt, mein Freund, schließt du die Augen und genießt einfach dieses Gefühl, als würde deine Seele fliegen können.«

Geschenk der Nacht

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