Читать книгу 100 x Österreich: Geschichte - Georg Hamann - Страница 10
004 RÖMISCHE LEBENSART
UND FRÜHES CHRISTENTUM
ОглавлениеAb der Mitte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts wurden zahlreiche Städte, Militärkastelle und Legionslager auf österreichischem Boden gegründet, zumeist anstelle oder in der Nähe bereits bestehender keltischer Siedlungen. Sie reichten von Brigantium (Bregenz) und Aguntum (bei Lienz) über Iuvavum (Salzburg) und Ovilava (Wels) bis Cannabiaca (Zeiselmauer) ganz im Nordosten Noricums beziehungsweise weiter nach Vindobona (Wien) und Carnuntum in der benachbarten Provinz Pannonia.
Obwohl Zivilbeamter, wird der Heilige Florian meist als Soldat dargestellt. Sein Attribut, der Wassereimer, weist auf seine Ertränkung hin, machte ihn später aber zum Patron der Feuerwehr.
Die neuen Städte glichen Abziehbildern Roms im Kleinformat: Man traf einander am Forum oder in der Therme, Gladiatorenkämpfe, Tierhatzen und Theateraufführungen in den Amphitheatern garantierten regelmäßige Unterhaltung, Kanäle und Häuser mit Fußbodenheizung sorgten für alle nur erdenklichen Bequemlichkeiten. Neben Olivenöl und italischem Wein wurde teures Glas und feinste Terra-Sigillata-Keramik importiert. Auch die Mitglieder der keltischen Oberschicht profitierten von den neuen Verhältnissen. Schnell wurde diesen Vermögenden das römische Bürgerrecht verliehen, was sie loyal an den Kaiser band. Gerne übernahmen sie die neue Mode aus dem Süden, vornehme Herren trugen nun die weiße Toga anstatt der traditionellen Hosen, und die aufwendigen Frisuren der Damen orientierten sich ebenfalls am römischen Geschmack.
Eine große Rolle spielte das Militär. Es war nicht nur für die Sicherung der Grenzen und Straßen zuständig, sondern nahm auch entscheidenden Einfluss auf die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der neuen Provinzen – immerhin wollte der Sold der Legionäre auch ausgegeben werden. Außerhalb der Kastelle entstanden zivile Siedlungen mit Gasthäusern, Geschäften, Handwerksbetrieben und Bordellen. So kam es, dass etwa Vindobona zu seiner Blütezeit rund 30 000 Einwohner hatte, Carnuntum sogar 50 000.
Das »Heidentor« von Carnuntum/Petronell wurde vermutlich Mitte des 4. Jahrhunderts als Triumphbogen errichtet.
Binnen weniger Jahrzehnte festigte sich die neue Herrschaft, wenngleich weiterhin nur ein geringer Teil der Bevölkerung aus »echten« Römern bestand. Das Zusammenleben mit den Kelten und einigen friedlich zugewanderten germanischen Gruppen gestaltete sich offenbar recht harmonisch. Wie so oft zuvor erwiesen sich die Römer als höchst erfolgreich, fremde Länder zu akkulturieren: Sie waren einerseits flexibel, wenn es galt, einheimische Gottheiten in ihr Pantheon zu übernehmen, auf der anderen Seite führten römische Beamte und Soldaten, die zuvor in fernen Weltgegenden gedient hatten, orientalische Kulte aus Syrien, Ägypten oder Persien ein, wie jenen um den Lichtgott Mithras.
Spätestens um das Jahr 300 kam ein weiterer Glaube aus dem Nahen Osten hinzu, der zunächst als jüdische Sekte wahrgenommen wurde: das Christentum. Dieses ließ sich aber bekanntlich nicht in das römische System integrieren, weigerten sich dessen Anhänger doch strikt, andere Gottheiten anzuerkennen und den Kaiser als gottgleich zu verehren. In seinem Bemühen, dem Reich angesichts der zunehmenden Bedrohung von außen wieder zu Stabilität zu verhelfen, befahl Kaiser Diokletian die Zerschlagung der christlichen Gemeinschaften. Es waren die letzten (und blutigsten) Christenverfolgungen der Antike.
In Österreich ist mit ihnen vor allem ein Name verbunden, jener des Florianus. Im Jahr 304 starb der ehemalige römische Beamte für seinen Glauben, als man ihn bei Lauriacum in der Enns ertränkte. Auch wenn diese Geschichte einer harten Quellenkritik kaum standhält, ändert das bis heute nichts an der Popularität des oberösterreichischen Landesheiligen.