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001 DER ERSTE STAAT
AUF ÖSTERREICHS BODEN:
DAS REGNUM NORICUM

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Keltischer Bronzebeschlag, gefunden am Dürrnberg bei Hallein, wo die Kelten bereits seit dem 8. vorchristlichen Jahrhundert siedelten

Ein Staat im heutigen Sinn war es freilich noch nicht, was rund um das Jahr 200 v. Chr. gebildet wurde, aber zumindest ein staatsähnlicher Zusammenschluss mehrerer Fürstentümer, eine lockere Vereinigung keltischer Stämme, von denen jener der Noriker eindeutig der dominierende war. Dieses »Regnum Noricum« stellte den letzten Höhepunkt des Keltentums auf dem europäischen Festland dar, bevor es nach der Übernahme durch Rom aus der Geschichte verschwand. Es umfasste zur Zeit seiner größten Ausdehnung beinahe das gesamte heutige Österreich: Vom Inn reichte es bis auf das Gebiet Ungarns und von der Donau, ja vielleicht sogar von der Thaya im Norden, bis hinab ins heutige Slowenien.

Viele Rätsel, die sich um dieses Reich ranken, werden vermutlich nie gelöst werden, viele Details liegen heute noch im Dunkeln. Obwohl die Kelten eine Schrift hatten, sind wir doch zunächst auf archäologische Funde angewiesen und vor allem auf jene Schilderungen, die von ihren römischen Nachbarn stammen. Diese nannten die Bewohner des Norischen Reichs »galli transalpini«, also »Kelten von jenseits der Alpen«. Von dort war in den 180er-Jahren v. Chr. eine Gruppe von mehreren tausend Menschen in den Raum Aquileia ausgewandert, in der Absicht, sich dort dauerhaft niederzulassen. Die Römische Republik war damit alles andere als glücklich, immerhin hatte man erst kurz zuvor die oberitalienischen Kelten bezwungen und wollte sich nicht gleich wieder mit deren transalpiner Verwandtschaft herumschlagen müssen. Zugleich erwachte aber das Interesse am Land hinter den Bergen. Eine römische Gesandtschaft wurde ins heutige Kärnten geschickt, um Kontakt mit der dort ansässigen norischen Führung aufzunehmen. Es sollte der Beginn einer lange andauernden, respektvollen Beziehung werden, die sich für beide Seiten als Vorteil erwies und letztlich in einen förmlichen Freundschaftsvertrag (ein »hospitium publicum«) mündete.

In erster Linie sorgte das beiderseitige Interesse am Geschäftemachen für ein starkes Band zwischen den Nachbarn. Immerhin lag das Regnum Noricum an zwei der wichtigsten Handelsrouten des Altertums, nämlich der Donau und der Bernsteinstraße, die vom Baltikum in die damals eben erst gegründete römische Provinz Aquileia führte.

Darüber hinaus hatten die Noriker etwas, das für die Römer von unschätzbarem Wert war: hochqualitatives Eisen! Es stammte aus dem heutigen Kärnten, vom Hüttenberger Erzberg, und verfügte – nach fachkundiger Bearbeitung durch norische Schmiede – über so hervorragende Eigenschaften, dass es modernem Stahl in kaum etwas nachstand. Es war hart, aber dennoch nicht zu spröde, und so dauerte es nicht lange, bis ein großer Teil der römischen Schwerter, Lanzenspitzen und Rüstungen aus dem berühmten »Ferrum Noricum«, dem »norischen Eisen«, gefertigt wurde. Das Zentrum der Eisenindustrie und gleichzeitig wichtigster Handelsplatz war eine typische keltische Höhensiedlung am Rande des Kärntner Zollfelds: der über 1000 Meter hohe Magdalensberg.

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