Читать книгу 100 x Österreich: Geschichte - Georg Hamann - Страница 13

007 UNSICHERE ZEITEN:
ZWISCHEN BAYERN UND SLAWEN

Оглавление

An der Wende von der Antike zum Mittelalter traten in weiten Teilen des heutigen Österreichs erstmals die Slawen auf, die ab nun eine bedeutende Rolle für die Besiedelung des Landes spielen sollten. Woher genau sie stammten, ist bis heute umstritten, vermutlich kamen sie im Gefolge der Awaren nach Mitteleuropa, jenes Reitervolks, das in den 560er-Jahren (so wie einst die Hunnen) ein mächtiges Reich mit Zentrum im benachbarten Pannonien schuf.

Im späten 6. und im 7. Jahrhundert besiedelten die slawischen Gruppen den mittlerweile nur noch spärlich bevölkerten Ostalpenraum. Bis nach Salzburg und Osttirol drangen sie dabei vor, doch als ihr Kerngebiet sind das heutige Kärnten und die Steiermark zu nennen, wo mit Karantanien ein slawisches Fürstentum entstand.

Mit der ansässigen Bevölkerung verlief das Zusammenleben offenbar friedlich, doch die kriegerischen Awaren stellten eine immer größer werdende Gefahr dar. Die Karantanen sahen sich daher um das Jahr 740 gezwungen, ihre westlichen Nachbarn um militärische Hilfe zu bitten: die Bayern. Diese hatten sich damals im Donauraum etabliert und schoben die Grenze ihres Stammesherzogtums immer weiter in Richtung Osten vor, wo ihnen – spätestens an der Enns – ebenfalls die Awaren in die Quere kamen. Bayern-Herzog Odilo versprach also nur zu gerne Unterstützung gegen den gemeinsamen Feind, allerdings hatte die Sache einen Haken: Sobald die Awaren (vorläufig) besiegt waren, verlangte Odilo selbst die Kontrolle über das karantanische Fürstentum.

Der Groll der Slawen gegen die Bayern war entsprechend groß und wuchs sich zu bewaffnetem Widerstand aus, als diese sich nun energisch daranmachten, das bislang heidnische Karantanien mit allen Mitteln zu christianisieren. Viele Jahre vergingen, bevor Odilos Sohn, Tassilo III., den Widerstand brechen konnte.

Die Missionierung lag in den Händen der im frühen 8. Jahrhundert gegründeten Bistümer Regensburg, Passau, Freising und vor allem Salzburg. Tassilo selbst gründete mehrere Benediktinerklöster in seinem Einflussbereich, darunter Mondsee (Oberösterreich), Mattsee (Salzburg), Innichen (Südtirol) und Molzbichl (Kärnten). Am berühmtesten ist wohl das heute noch bestehende Stift im oberösterreichischen Kremsmünster, in dessen Schatzkammer der Tassilokelch aufbewahrt wird, ein einzigartiges Meisterwerk frühmittelalterlicher Sakralkunst.

Tassilo war ein selbstbewusster Herzog, der versuchte, Bayern als eigenständiges Land zu führen. Das brachte ihn freilich in Konflikt mit seinem Cousin, dem König des Fränkischen Reichs* – als Karl der Große ging dieser in die Geschichte ein. Karl entmachtete Tassilo im Jahr 788 und band Bayern eng ans Fränkische Reich. Er ging nun daran, die Gefahr, die immer noch von den Awaren ausging, endgültig zu bannen. Sein glänzender Sieg festigte seine Macht.


Der nach ihm benannte vergoldete Kupferkelch erinnert in Stift Kremsmünster bis heute an dessen Gründer, Bayernherzog Tassilo III.

Auch das Gebiet östlich der Enns fiel nun an Bayern, noch ohne feste Grenzen und ohne fixen Namen. Die Bezeichnung »plaga orientalis« (»Ostland«) war gebräuchlich, später auch »marcha orientalis« (»Mark im Osten«). Es war »Pionierland, wo Abenteurer sich eine recht unabhängige Existenz aufbauen konnten«, wie Walter Pohl schreibt. Freilich war es hier, am äußersten Rand des Frankenreichs, gefährlich. Einerseits gab es Konflikte mit dem benachbarten Großmährischen Reich, andererseits bedrohte wieder einmal ein expansionshungriges Reitervolk aus den Steppen im Osten den Frieden: die Magyaren.

100 x Österreich: Geschichte

Подняться наверх