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008 VOM »UNGARNSTURM«
ZU DEN BABENBERGERN

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Die weiten Ebenen entlang der Donau luden die magyarischen Reiter geradezu zu Plünderungszügen in Richtung Westen ein. Jahrzehnte hindurch stellten sie die größte Gefahr für die neue Mark des Frankenreichs dar und fügten den Bayern empfindliche Niederlagen zu. In diesem Zusammenhang wurde 881 auch jene damals noch recht unbedeutende Siedlung genannt, die sich auf den Resten des römischen Vindobona gebildet hatte: »Ad Weniam«, also »bei Wien« (oder »dem Wienfluss«), lieferten die Magyaren den Bayern eine heftige Schlacht.

905 zerschlugen sie das benachbarte Großmährische Reich und nach einem vernichtenden Sieg über die bayrische Armee bei Pressburg (907) kontrollierten sie das Donauland bis zur Enns. Die bislang zügig voranschreitende Besiedelung der »marcha orientalis« war dadurch fürs Erste unterbrochen, und es schien, als würden die Magyaren mit ihren Raubzügen bis nach Thüringen und ins Elsass das gesamte Gefüge des Frankenreichs ins Wanken bringen. Erst im Jahr 955 mussten sie sich in der berühmten Schlacht auf dem Lechfeld (bei Augsburg) geschlagen geben. Östlich der Leitha wurden sie nun unter dem Namen Ungarn sesshaft, wenngleich sie dem werdenden Österreich weiterhin recht unruhige Nachbarn waren.

Die »marcha orientalis« konnte jetzt neu errichtet werden. Kaiser Otto II. übertrug im Jahr 976 das Land beiderseits der Donau einem loyalen Gefolgsmann namens Luitpold (Leopold, ca. 940–994). Dieser entstammte jener angesehenen bayrischen Familie, die wir heute als Babenberger kennen.

Luitpolds Residenz war zunächst Pöchlarn, später Melk. Von hier aus regierte er ein Gebiet, das damals höchstens 30 000 Einwohner zählte und nur über ein einziges Kloster verfügte, nämlich St. Hippolyt (dem St. Pölten seinen Namen verdankt). Doch bald schon erschlossen sich durch Rodung der dichten Wälder neue fruchtbare Siedlungsflächen und schrittweise gelang es den frühen Babenbergern, ihre Mark zu vergrößern: nach Norden zur Thaya, nach Osten in den Wienerwald und an March und Leitha. Passauer und Salzburger Bischöfe gründeten zahlreiche Kirchen, um den christlichen Glauben im Land zu verankern, und auch das Bistum Freising betätigte sich an der Kolonisierung und Missionierung des Landes.

Mit Freising verbinden wir heute eine Urkunde, deren Inhalt für sich genommen zwar keine große Bedeutung hatte, die aber dennoch zu den berühmtesten Dokumenten der österreichischen Geschichte zählt: Im Jahr 996 schenkte Kaiser Otto III. dem Freisinger Bischof das Gebiet rund um »Niuvanhova« (Neuhofen an der Ybbs). Es lag »in regione vulgari vocabulo ostarrichi dicitur«, also »im Land, das im Volksmund Ostarrichi genannt« wurde. Es war somit die erste schriftliche Erwähnung Österreichs, wobei sich dieses einfach als »Gebiet im Osten« übersetzen lässt. Die lateinische Version »Austria« tauchte erstmals 150 Jahre später in den Quellen auf.


Der Babenberger Luitpold rettete der Sage nach Kaiser Otto dem Großen bei der Bärenjagd das Leben und wurde zum Dank dafür mit Ostarrichi belehnt.

Die Nachkommen Luitpolds sollten knapp drei Jahrhunderte lang das Kernland des heutigen Österreichs regieren. Geschickt verstanden sie es, ihre Mark zu vergrößern, sie um die Steiermark zu erweitern und die Umwandlung in ein Herzogtum zu erreichen. Am wichtigsten war jedoch, was Christian Lackner mit Berufung auf Quellen aus dem 12. Jahrhundert schreibt, nämlich dass es unter den Babenbergern zu einem »ausgeprägten eigenständigen Bewusstsein« kam, zu »einer Identität, die nicht mehr die bayerische ist, sondern die des Ostlandes«.

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