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009 LEOPOLD DER HEILIGE

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Der Legende nach fand Markgraf Leopold III. auf der Jagd den unversehrten Schleier seiner Gemahlin und gründete an jener Stelle Stift Klosterneuburg.

Der 1485 heiliggesprochene Leopold III. (1073–1136) ist vermutlich der Populärste unter den Babenbergern. Vor allem im Osten des Landes kennt ihn jedes Schulkind, wird doch der Todestag des niederösterreichischen Landespatrons, der 15. November, mit dem Leopoldifest noch heute groß gefeiert.

Auch wenn der Name Markgraf Leopolds hauptsächlich mit frommen Taten in Verbindung gebracht wird, so war er doch in erster Linie ein nüchterner Machtpolitiker, dessen Handeln ganz irdischen Motiven entsprang. In seine Regierungszeit fiel der kriegerische Konflikt zwischen Kaiser Heinrich IV. und dessen Sohn und Nachfolger, dem gewählten römisch-deutschen König Heinrich V. Als im Herbst des Jahres 1105 die beiden Heere einander gegenüberstanden, befand sich Markgraf Leopold im Gefolge des alten Kaisers, seines offiziellen Lehnsherrn. Doch es kam zu keiner Schlacht, denn Heinrich V. gelang es, die Phalanx seines Vaters in letzter Minute zum Bröckeln zu bringen: Auch Leopold verließ mit seinen Rittern das Lager des Kaisers, was ein klarer Fall von Fahnenflucht und Bruch seines Eides war. Doch was Heinrich V. ihm im Gegenzug versprach, war in der Tat zu verlockend: die Heirat mit seiner verwitweten Schwester Agnes (die aus erster Ehe bereits mehrere Kinder hatte). Für den Markgrafen bedeutete diese Verbindung einen enormen Prestigegewinn, war er nun doch nicht nur Schwager des siegreichen neuen Kaisers, sondern auch der Stiefvater Konrads, der später ebenfalls die Krone erlangte.

Mit seiner neuen Gemahlin ist die berühmte Schleierlegende verbunden: Als das Paar auf dem Söller der Burg am Leopoldsberg (dem damaligen Kahlenberg) stand, trug ein Windstoß Agnes’ Schleier davon. Nach neun Jahren fand man ihn unversehrt im dichten Wald, woraufhin der Markgraf an dieser Stelle das Stift Klosterneuburg gründete.

Zu dieser Sage ist anzumerken, dass es damals auf dem Leopoldsberg noch längst keine Burg gab und dass sich der Bauplatz des Stifts keineswegs in der Wildnis, sondern in unmittelbarer Nähe von Leopolds Residenz befand, die er 1113 von Gars am Kamp hierher verlegt hatte. Doch von diesen Spitzfindigkeiten abgesehen ist und bleibt Klosterneuburg Leopolds berühmteste Klostergründung.

Es war zunächst ein sogenanntes Eigenkloster, über das Leopold als Landesfürst frei verfügen konnte. Auch gab es hier anfangs noch keine Augustiner-Chorherren, sondern nur weltliche Kanoniker (die also keinem Orden angehörten). Leopold plante offenbar, in Klosterneuburg einen österreichischen Bischofssitz einzurichten, was aber am Widerstand der Bistümer Passau und Salzburg, die um ihren Einfluss bangten, scheiterte.

Für seinen Sohn Otto, der die geistliche Laufbahn beschritt, hätte Klosterneuburg ein lohnendes Betätigungsfeld werden können. Er, der spätere Bischof von Freising, trat dem eben erst gegründeten Orden der Zisterzienser bei, und auch sein Vater fand Gefallen an den Mönchen, denen er 1133 das Kloster Heiligenkreuz im Wienerwald stiftete. Von Burgund ausgehend hatte sich der straff organisierte Orden rasch in ganz Europa ausgebreitet und das alte benediktinische Motto »Ora et labora« mit asketischer Strenge und großer Arbeitsdisziplin neu belebt. Die Zisterzienser rodeten Wälder, legten Felder an und bauten florierende Wirtschaftsbetriebe auf. Für die Entwicklung des Landes waren sie von enormer Bedeutung und stärkten somit auch die Position des Landesherrn und seiner Nachkommen.

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