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011 DAS PRIVILEGIUM MINUS: ÖSTERREICH WIRD HERZOGTUM

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Friedrich Barbarossa überträgt Heinrich II. die Herrschaft im neu gegründeten Herzogtum Österreich. In Wirklichkeit fand die Zeremonie auf freiem Feld statt.

War die Umwandlung der Markgrafschaft Österreich zum Herzogtum ein großer Erfolg oder nur eine peinliche Notlösung? Wie so oft kommt es auf den Standpunkt an, von dem aus wir die Sache betrachten. Unbestritten war der 8. September 1156 jedenfalls ein bedeutender Tag für den Babenberger Heinrich II. Jasomirgott (1107–1177), denn ein Herzogtum ging ihm verloren, ein anderes wurde für ihn geschaffen.

Er hatte während der vergangenen Monate klug taktiert und das denkbar Beste für sich und sein Land herausgeholt. Dass er den Titel eines Herzogs von Bayern nicht auf Dauer halten konnte, muss ihm bald klar geworden sein. Er war in dieser Position letztlich doch nichts weiter als ein Platzhalter. Der Streit zwischen Staufern und Welfen (s. Kap. 010) war fürs Erste abgeflaut, denn sowohl Konrad III. als auch sein Gegenspieler Heinrich der Stolze waren gestorben, und Konrads Nachfolger, Kaiser Friedrich Barbarossa, wollte, dass in Bayern nach all den Jahren voller Krieg und Streit endlich Ruhe einkehrt. Der Sohn Heinrichs des Stolzen – auch er hieß Heinrich, mit dem Beinamen »der Löwe« – sollte den bayrischen Herzogstitel erhalten.

Wie aber konnte man nun den Babenberger aus Bayern hinauskomplimentieren, ohne ihn zu kränken? Er hatte sich schließlich nicht das Geringste zuschulden kommen lassen und Kaiser Barbarossa wollte ihn (der noch dazu sein Onkel war) keinesfalls respektlos behandeln.

Die Verhandlungen um eine für alle Beteiligten akzeptable Lösung zogen sich über Jahre hin. Im Juni 1156 kam es zu einem Vieraugengespräch zwischen dem Kaiser und Heinrich Jasomirgott. Offenbar konnte die leidige Angelegenheit dabei endlich zu einem Abschluss gebracht werden. Drei Monate später – am bereits erwähnten 8. September – fand bei Regensburg eine festliche Zeremonie statt: Vor den Mauern jener Stadt, in der er einst als bayrischer Herzog residiert hatte, schlug Heinrich Jasomirgott sein Zeltlager auf. Kaiser Friedrich Barbarossa ritt ihm mit großem Gefolge entgegen. Der Babenberger verzichtete förmlich auf Bayern und übergab seinem Lehnsherrn sieben Fahnenlanzen. Dieser reichte fünf davon weiter an Heinrich den Löwen, der hiermit als neuer bayrischer Herzog eingesetzt wurde, die restlichen zwei gingen zurück an Jasomirgott. Sie standen sinnbildlich für Österreich, das nun offiziell in den Rang eines Herzogtums aufgestiegen war.

Am 17. September 1156 wurde alles im (später sogenannten) Privilegium minus, dem »Kleinen Freiheitsbrief«, schriftlich bestätigt. Die darin vergebenen Begünstigungen und Privilegien waren so außergewöhnlich, dass in späteren Zeiten manche Gelehrte gar eine Fälschung darin vermuteten. An der Echtheit der Urkunde herrscht aber mittlerweile kein Zweifel mehr, auch wenn sie nur noch in Abschriften existiert (s. Kap. 019).

So sehr sich Heinrich Jasomirgott seinen Verzicht auf die bayrische Herzogswürde auch hatte versüßen lassen, sahen viele seiner Zeitgenossen die »Abschiebung« aus Bayern doch als dessen persönliche Niederlage an. Nur in Kenntnis der weiteren Entwicklung können wir das Privilegium minus als eines der wichtigsten Dokumente der österreichischen Geschichte anerkennen. Das Land war von nun an kein reines Anhängsel Bayerns mehr, sondern ein eigenständiges, gleichwertiges Herzogtum – und damit war die Basis für eine vielversprechende Zukunft gelegt.

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