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Brüggen, Nordrhein Westfalen, 2. September

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Die Schatzsuche war schon in Kindheitstagen die große Leidenschaft von Alwin Rebstein gewesen. Nach der Lektüre von Robert Louis Stevensons Schatzinsel hatte er im zarten Alter von acht Jahren den kleinen Vorgarten seines Elternhauses in Brüggen an der deutsch-niederländischen Grenze umgegraben. Da die Suche nach Kapitän Flints Schatz dort ergebnislos verlaufen war, durchwühlte er im Anschluss den Kleiderschrank seiner Eltern und verteilte dessen Inhalt im Schlafzimmer. Ebenso ohne Erfolg!

Er hatte gerade begonnen, den Teppichboden im Wohnzimmer zu lösen, um die vermeintlich darunterliegende geheime Falltüre freizulegen, als seine Eltern heimkamen und die fantastische Suche leider abrupt beendeten. Natürlich hatten sie von Flints Schatz keine Ahnung und so brachte ihm die ganze Aktion eine Woche Stubenarrest und vier Wochen Taschengeldentzug ein.

Dieser kleine Rückschlag konnte aber seiner Begeisterung für die Schatzsuche in keiner Weise Abbruch tun. Während seine Freunde und Schulkameraden in den Folgejahren ihr Geld für so sinnlose Dinge wie Fahrräder, Sportausrüstungen, Videospiele oder Klamotten ausgaben, besaß der fünfzehnjährige Alwin bereits zwei einfache Metalldetektoren, ein kleines transportables Sonargerät und annähernd die Hälfte aller Bücher, die über vergessene Schätze in Europa je geschrieben worden waren.

Mittlerweile war er dreiundvierzig Jahre alt, hatte eine beginnende Stirnglatze, einen leichten Bauchansatz, keine Ehefrau und mehr Begeisterung für verschollene Schätze denn je zuvor. Das Projekt, dem seit einigen Wochen seine ganze Aufmerksamkeit galt, war die Steuerkasse des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel, die während des siebenjährigen Krieges um 1750 vor Plünderern versteckt und angeblich nie wiedergefunden wurde. Alwin vermutete sie irgendwo in den Wäldern nördlich der historischen Burganlage.

So durchkämmte er auch heute mit seinem neuesten Metalldetektor und seinem Hund Wotan einen bestimmten Abschnitt des Brachter Waldes. Wotan war ein gutmütiges Kalb, ein Mischlingsrüde, der mehr Rassen in sich trug, als Alwin schon ergebnislose Schatzsuchen hinter sich hatte. Aber er hatte ein großes, treues Herz und er teilte mit seinem Herrn die Begeisterung, in Wald und Flur unter Steinen und Wurzeln herumzuwühlen. Seit kurzem hatte Alwin begonnen, ihn auf den Geruch von Grünspan abzurichten, der sich ja bekanntlich oft auf alten Münzen bildete. Wotan schien zwar nach wie vor den Geruch seines gefüllten Fressnapfes dem Grünspan vorzuziehen, aber was noch nicht war, konnte ja noch werden.

Er war gerade dabei, das soeben durchkämmte Planquadrat in seiner Karte als durchsucht zu markieren, als Wotan wild bellend unter einer großen Buche im Waldboden zu scharren begann.

Wie elektrisiert eilte ihm Alwin sofort zu Hilfe. Sein Detektor schlug zwar nicht an, aber dennoch begann er mit seinem Klappspaten Wotan beim Graben zu helfen. Man konnte ja nie wissen. Bereits nach kurzer Zeit stießen sie auf etwas Weiches und wenige Minuten später stierte Alwin fassungslos auf die Umrisse eines unbekleideten menschlichen Beines. Er ließ seinen Spaten fallen, wich langsam zurück und Wotan tat es ihm winselnd gleich.

Sie hatten eine Leiche freigelegt.

Die tote Zeugin

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