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Kapitel 1: Die regionale Ökonomiekrise: Vorboten der Asienkrise und der Markteinbruch im Sommer 1990
ОглавлениеDie 1980er-Jahre sehen die Effekte und das Zusammenspiel von der neuentdeckten Liebe zur Kunst des Impressionismus, regional gebündelter, exorbitanter Nachfrage und deren Zusammenbruch im Sommer 1990, sowie die erste Welle von Art Investment.
Die Strukturen der internationalen Kunstmärkte haben sich über Jahrhunderte herausgebildet, von den Trophäenauktionen der Antike und den Kunsthändlern feudalistischer Residenzstädte über die adeligen Grand-Tour-Einkäufe und die Absatzstrategien der Impressionisten bis hin zum Galeriesystem und den Kunstmessen der Nachkriegszeit.1 Nachdem seit den 1960er-Jahren Kunsthandels- und Auktionsunternehmen Niederlassungen in den Wirtschaftszentren der westlichen Welt gegründet hatten, um eine dortige Klientel zu erreichen, war in den 1980er-Jahren eine – zumindest für die westlichen Industrienationen – vollständige Internationalisierung erreicht.
Wirtschaftskapitäne der Kunstwelt: A. Alfred Taubman
Die kommerzielle Kunstwelt ist von einer vielfältigen Landschaft von Unternehmen geprägt, die zunächst durch ihre geringe Größe auffallen. Ausnahmen sind die Auktionsunternehmen mit ihren internationalen Niederlassungen und Hunderten, wenn nicht Tausenden von Mitarbeitern. Seit dem 18. Jahrhundert hatten sich diese Firmen von Familienbetrieben in Gesellschaften verwandelt, in denen traditionell die Direktoren die Teilhaber waren.
Mit fortschreitender Professionalisierung in Beschaffungsanalyse, Absatzplanung, Kundendienst, Markenpflege oder Kommunikation zeigte sich in den 1970er- und 1980er-Jahren die Industrialisierung des Geschäfts. Diese Entwicklung wurde auch in der Veränderung von Eigentumsstrukturen erkennbar: Als A. Alfred Taubman 1983 die Anteile der Firmendirektoren des Auktionshauses Sotheby’s erwarb, wurde er zum ersten Alleineigentümer eines solchen Unternehmens seit dem 18. Jahrhundert. Taubman war Immobilienhändler und Bauunternehmer und galt als der Erfinder der Shopping Mall. Er konnte das überschuldete Unternehmen für den als günstig angesehen Preis von 87 Millionen Pfund erwerben, die er mittels der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft nach US-amerikanischem Recht teilweise refinanzierte. Marktbeobachter freuten sich über den Zugewinn an Transparenz, denn Sotheby’s folgte fortan den detaillierten Vorgaben für Rechenschaftsberichte. Der neue Eigentümer freute sich, dass er nun über das eigene Unternehmen seine Kunstsammlung aufbauen konnte, aber auch über die gesellschaftliche Türöffnerfunktion des Unternehmens: »It’s like buying the throne!«2