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5.2 Sprachenpolitik

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Der deutsche Begriff „Sprachenpolitik“ umfasst die beiden englischen Konzepte „language policy“ und „language politics“. Da eine inhaltliche Differenzierung im Deutschen sinnvoll wäre, gibt es in der deutschsprachigen Literatur entsprechende Ansätze, zum Beispiel, dass „Sprachpolitik“ dem englischen Begriff „language politics“ entsprechen könnte, während „Sprachenpolitik“ mit dem Begriff „language policy“ gleichzusetzen wäre (Walker 2011a).

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich die Sprachenpolitik in Schleswig-Holstein, aber nicht nur dort, weitgehend zu einer Politik der Diskriminierung bzw. Unterdrückung.1 Dies manifestierte sich u.a. darin, dass von schulischer Seite Eltern empfohlen wurde, nur Hochdeutsch mit ihren Kindern und nicht Friesisch oder Niederdeutsch zu sprechen, um Schwierigkeiten in der Schule zu vermeiden. Dies hat in vielen Fällen zum Bruch in der Weitergabe dieser beiden Sprachen in der Familie geführt. Es wird auch berichtet, dass Kinder mit Friesisch oder Niederdeutsch als Muttersprache vom Englischunterricht ausgeschlossen wurden, weil sie erst einmal Hochdeutsch lernen müssten.2

In den 1970er Jahren begann sich diese Einstellung im Zuge der so genannten „Renaissance der Regional- oder Minderheitensprachen“ langsam zugunsten der kleinen Sprachen zu ändern, was u.a. zu einer verstärkten strukturellen, politischen und rechtlichen Förderung der friesischen Volksgruppe führte.

Schleswig-Holstein rühmt sich gerne wegen seiner Minderheitenpolitik, die ein Vorbild für Europa sein soll. Dies mag für die beiden nationalen Minderheiten, nämlich die dänische Minderheit im Landesteil Schleswig sowie die deutsche Minderheit in Nordschleswig gelten, trifft aber weder für die friesische Volksgruppe noch für die deutschen Sinti und Roma zu. Dies wird oft in Erklärungen übersehen. Jüngstes Beispiel ist die Aufnahme des „Zusammenlebens von Minderheiten und Mehrheiten im deutsch-dänischen Grenzland“ ins nationale Register Guter Praxisbeispiele der Erhaltung Immateriellen Kulturerbes, wobei die Nordfriesen und die deutschen Sinti und Roma übersehen werden (Kühl 2019).

Handbuch der Sprachminderheiten in Deutschland

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