Читать книгу Handbuch der Sprachminderheiten in Deutschland - Группа авторов - Страница 61
7 Kulturelle Aspekte 7.1 Die nordfriesischen Vereine und Verbände 7.1.1 Der Friesenrat Sektion Nord
ОглавлениеDer Friesenrat Sektion Nord ist die Dachorganisation aller für das Friesische arbeitenden Institutionen und Einrichtungen in Nordfriesland und auf Helgoland. In seiner täglichen Arbeit versteht er sich als Kontakt- und Koordinierungsstelle, welche die gemeinsamen Interessen der Friesen nach außen vertritt.1
Gemäß der Satzung vom 17.11.20162 hat der Friesenrat die Aufgabe, a) die friesische Sprache und Kultur zu erhalten, zu fördern und zu vermitteln, b) den Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen den drei Frieslanden zu pflegen und zu stärken, insbesondere durch Mitwirkung seiner Mitglieder im Interfriesischen Rat, c) gemeinsame Vorhaben und Maßnahmen der friesischen Vereinigungen und Organisationen zu fördern und zu koordinieren, und d) Verbindungen zu europäischen Einrichtungen sowie zu Friesen außerhalb der Frieslande und anderen ethnischen Minderheiten in Europa herzustellen, zu erhalten und zu pflegen.
Diese Aufgaben werden wahrgenommen, indem der Friesenrat a) für die Verwaltung, Betreuung und Verteilung der Landes-, Bundes- und Stiftungsmittel zuständig ist, und b) in Zusammenarbeit mit dem Interfriesischen Rat regelmäßige Zusammenkünfte wie die interfriesischen Bauern-, Frauen- und Kommunalpolitikertreffen sowie das Treffen der drei Frieslande auf Helgoland und den interfriesischen Kongress organisiert. Der Friesenrat lädt auch zum jährlichen BIIKE-Empfang ein. Ferner arbeitet er mit den staatlichen Einrichtungen auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene zusammen und nimmt repräsentative Aufgaben wahr.
Problematisch ist die Frage, inwiefern der Friesenrat als Dachorganisation auch eine Führungsrolle übernehmen kann. Auf der einen Seite lässt die Struktur des Friesenrates, die aus zehn ehrenamtlich tätigen Mitgliedern und zwei bezahlten Kräften in der Geschäftsstelle besteht, die kräftezehrende Entwicklung von neuen sprach- oder minderheitenpolitischen Konzepten kaum zu,3 auf der anderen Seite hängt es auch von der fachlichen Qualifikation der einzelnen Personen ab. Der Friesenrat hat Erklärungen und Resolutionen abgegeben und Konferenzen organisiert,4 aber den Gedanken eines sprachplanerischen Konzepts seit dem ersten positiven Ansatz mit der Veröffentlichung des „Modells Nordfriesland“ 2004 kaum vorangetrieben. Es gibt kein Forum, in dem sich die vielfältigen Talente innerhalb der friesischen Volksgruppe treffen können, um die Thematik sachlich zu bearbeiten und weiter zu entwickeln. Insofern bleibt die Frage ebenfalls offen, inwiefern die Projektmittel im Sinne eines durchdachten Konzeptes gezielt eingesetzt werden.
2010 bezogen die Sekretariate des Friesenrates, des Nordfriesischen Vereins und der Friisk Foriining das Friisk Hüs in Bredstedt.5 Damit befinden sich die drei Sekretariate sowie das Nordfriesische Institut in Bredstedt, also außerhalb des friesischen Sprachgebietes. Ursprünglich war geplant, die Organisationszentrale für den Friesenrat und die Vereine in Niebüll anzusiedeln, d.h. im Sprachgebiet.6 Das Nordfriesische Institut wäre auch bereit gewesen, nach Niebüll umzuziehen,7 ein Gedanke, der durch den Bezug des Friisk Hüs hinfällig wurde.