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5.3.4 Die europäische Ebene

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Die Föderalistische Union Europäischer Volksgruppen

Die Föderalistische Union Europäischer Volksgruppen (FUEV) wurde 1949 gegründet (Kühl 2000). FUEV ist eine unabhängige Dachvereinigung von Organisationen nationaler Minderheiten in Europa und hat ihren Sitz in Flensburg. Sie versteht sich als Nachfolgeorganisation des von 1925 bis 1938 bestehenden Europäischen Nationalitätenkongresses und hat als Ziel die Erhaltung und Förderung der nationalen Identität, der Sprache, der Kultur und der Geschichte von nationalen Minderheiten.1

Ein Vertreter der Foriining for nationale Frashe (heute Friisk Foriining) wurde 1949 zum Kongress in Versailles eingeladen, der als die Gründungsversammlung von FUEV gilt. Der Nordfriesische Verein für Heimatkunde und Heimatliebe trat 1954 FUEV bei. Die unterschiedliche Haltung der beiden friesischen Vereine gegenüber der FUEV spiegelt den langen Streit bezüglich des Status der Nordfriesen wider. Der Nordfriesische Verein hat den Status der Nordfriesen als „nationale Minderheit“ lange abgelehnt. Als Kompromiss gelten die Friesen heute als „Volksgruppe“. 2010 hat der Nordfriesische Verein seine Mitgliedschaft auf Grund fehlenden Interesses wieder gekündigt.2

Die Jugend Europäischer Volksgruppen

Die Jugend Europäischer Volksgruppen (JEV) wurde 1984 als unabhängige, internationale, nichtstaatliche Jugendorganisation gegründet.3 Ihr Hauptziel ist die Erhaltung und Entwicklung von Minderheiten- und Volksgruppenrechten. Traditionell spielen junge Nordfriesen und insbesondere Nordfriesinnen hier eine bedeutsame Rolle.

Das Europäische Büro für Sprachminderheiten

Das Europäische Büro für Sprachminderheiten (European Bureau for Lesser Used Languages – EBLUL) wurde 1982 auf Initiative des Europäischen Parlamentes gegründet und hatte seinen Sitz in Dublin, später Brüssel. 2010 wurde das Büro aufgelöst.4

Ziel des Büros war es, die europäische Sprachenvielfalt in Form der Regional- und Minderheitensprachen zu fördern sowie die Zusammenarbeit zwischen kleinen Sprachgemeinschaften zu stärken.

Das Büro hatte in sämtlichen EU-Mitgliedsstaaten nationale Komitees, in denen alle im betreffenden Staat anerkannten Regional- und Minderheitensprachen vertreten waren. Mitglieder des Komitees für die Bundesrepublik Deutschland5 waren die dänische Minderheit, die deutschen Sinti und Roma, die Nord- und Saterfriesen, die Sorben sowie die niederdeutsche Sprachgemeinschaft.

Die wichtigste Veranstaltung des Komitees für die Bundesrepublik Deutschland war der Kongress „Sprachenvielfalt und Demokratie in Deutschland“, der 2001 in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium des Innern und dem Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt in Berlin stattfand (European Bureau for Lesser Used Languages 2002). Ein gewisser zeitlicher Zusammenhang mit der Ergänzung des Amtes des Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen durch die Aufnahme der nationalen Minderheiten (2002), der Gründung des Minderheitenrates (2002 bzw. 2004) sowie des Minderheitensekretariats (2005) lässt sich feststellen, ein kausaler Zusammenhang nur vermuten.

Obwohl EBLUL sich aufgelöst hat, haben sich einige nationale Komitees gehalten, u. a. in Deutschland. Das Komitee hat in der Vergangenheit eine wichtige Rolle gespielt und zum Beispiel regelmäßig Vertreter der Friesen zu den „Euroschulen“6 sowie zu den von der Europäischen Kommission organisierten “Study Visits” geschickt. Derzeit sucht sie nach einer geeigneten Rolle für die Zukunft. Problematisch ist die von Minderheitenfunktionären geforderte Trennung von Minderheiten- und sprachlichen Angelegenheiten. Die Forderung, dass EBLUL sich nur mit sprachlichen Fragen beschäftigen darf, ignoriert den Zusammenhang zwischen Sprache und Sprachgemeinschaft bzw. Minderheit. Dies verdeutlicht auch das manchmal schwierige Verhältnis zwischen Wissenschaftlern und Funktionären (Walker 2011b: 182ff.).

Es gibt zwei mögliche Nachfolgeorganisationen von EBLUL, nämlich das Network to Promote Linguistic Diversity (NPLD)7 und das European Language Equality Network (ELEN).8 Beide scheinen den Friesen unbekannt zu sein.

Gesellschaft für Bedrohte Völker

Seit 2017 ist die Friisk Foriining Mitglied der Gesellschaft für Bedrohte Völker in Göttingen.9

Zusammenfassung

Es wird deutlich, dass inzwischen eine ganze Reihe von Maßnahmen, Institutionen und Gremien existiert, die der friesischen Volksgruppe in ihren Bemühungen um die Förderung des Friesischen behilflich sein soll. Nur ist es nicht immer klar, welche Funktion diese Maßnahmen, Institutionen und Gremien tatsächlich haben und wie bzw. ob sie den Friesen in Wirklichkeit helfen. Hier wäre mehr Transparenz wünschenswert.

Handbuch der Sprachminderheiten in Deutschland

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