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5.2.1 Sprachenpolitik als language policy

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Dem ersten Grenzlandbeauftragten Kurt Hamer schwebte ein Projekt „Modell Nordfriesland“ vor, das er so beschrieb:

Es müsste langfristig angelegt sein, alle Maßnahmen zur Förderung der friesischen Sprache und Kultur umfassen, und es müsste ökonomisch und ökologisch untermauert sein, damit Friesen tatsächlich in ihrer Heimat Nordfriesland sein und bleiben können. (Hamer 1990: 71)

Leider starb Hamer zu früh, als dass er das Modell noch hätte ausarbeiten können.

Fast der einzige Politiker, der sich ernsthaft mit der Theorie der Sprachenpolitik in Bezug auf Schleswig-Holstein beschäftigt hat, ist der frühere Landtagsabgeordnete und spätere Staatssekretär Rolf Fischer (Fischer 1998, Fischer/Schulz 1998, Fischer/Pauls 2011, Fischer 2013). Er verweist auf die erfolgreiche Minderheitenpolitik Schleswig-Holsteins, macht aber gleichzeitig auf die Gefahr des „Klammergriff[s] der Routine“ und der „Erstarrung durch ‚Bürokratisierung‘“ aufmerksam (2013: 40). Da seines Erachtens „[d]ie Wissenschaft […] heute ein Interesse am Entwurf einer zukunftsorientierten deutschen Minderheitenpolitik vermissen [lässt]“ (2013: 44), plädiert er in acht Thesen für einen „Neustart“ in der Minderheitenpolitik. Dies wird als eigenständiges Politikfeld, als politische Querschnittsaufgabe verstanden, die eine enge Zusammenarbeit von Minderheiten, Politik und Wissenschaft voraussetzt. Minderheitenpolitik gilt als „eine stetige Aufgabe“, die „nicht statisch, sondern dynamisch“ und „ebenso vielschichtig wie komplex“ ist (2013: 47).

Den ersten Versuch, ein umfassenderes sprachplanerisches Konzept für das Friesische zu entwickeln, brachte der Friesenrat 2004 in der Broschüre „Modell Nordfriesland/Modäl Nordfriislon“ heraus, das 2006 in einer überarbeiteten Fassung neu herausgegeben wurde. Dieser erste gute Ansatz ist bis heute nicht weiter in Anlehnung an die internationale Literatur auf dem Gebiet der Minderheiten- und Sprachenpolitik entwickelt worden. Es hat zwar 2013 (Pingel 2013: 12–21), 2017 (Riecken 2017: 8) und 2018 Konferenzen zur allgemeinen Thematik gegeben, die aber den ersten Ansatz kaum weitergebracht haben. Auf einzelnen Gebieten, neuerdings etwa in der Frage von Friesisch in der Schule, gibt es positive Entwicklungen, aber sie finden sich in keinem Gesamtkonzept wieder. Problematisch ist die Frage, wer oder welche Einrichtung von der fachlichen Qualifikation her ein solches modernes sprachplanerisches Konzept entwickeln könnte und vom Aufgabenbereich her entwickeln sollte.

2015 hat die Minderheitenbeauftragte Renate Schmack einen „Handlungsplan Sprachenpolitik“ herausgegeben, dessen Leitbild ein geschlossener Bildungsgang für die einzelnen Regional- oder Minderheitensprachen ist (Schnack 2015). Der Handlungsplan soll unter dem neuen, seit 2017 amtierenden Minderheitenbeauftragten Johannes Callsen fortgeführt werden.

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