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Bestimmen, ein- und abstimmen, zustimmen, umstimmen
ОглавлениеDie vielfältigen praktisch-therapeutischen Implikationen des Gesagten lassen sich schematisch in die im Untertitel genannte Formel zusammenfassen, die, sinnvoll moduliert, fast auf jede therapeutische Begegnung anwendbar ist. Mit »Bestimmen« ist gemeint, dass der Therapeut im Sinn der erwähnten »affektiven Rahmung« von allem Anfang an möglichst klare, Vertrauen und emotionale Sicherheit fördernde Rahmenbedingungen (z. B. hinsichtlich Ort, Zeit, Finanzen, gegenseitiger Rollen und Erwartungen) schaffen sollte. Ebenso wichtig ist es, sich möglichst früh und gut auf die – in der Regel durch eine spezifische Verstimmung geprägte – affektivkognitive Eigenwelt der Klienten ein- und mit ihr abzustimmen, das heißt durch Empathie, Exploration und sorgfältige Beobachtung auch von averbalen Botschaften möglichst rasch herauszufinden, von welcher Art von Leitgefühlen (z. B. Angst, Wut, Scham usw.) ihre affektiv-kognitive Eigenwelt beherrscht ist. Dies, um als Nächstes solchen Gefühlen auch dann, wenn man sie selbst nicht teilt oder billigt, prinzipiell zustimmen, das heißt, sie ernst nehmen und explizit als berechtigt anerkennen zu können. Erst auf dem Boden einer in dieser Art emotional befestigten therapeutischen Allianz kann es (u. a. mithilfe von denk-, fühl- und verhaltenstrukturierenden systemischen Spezialtechniken wie den oben genannten) schließlich gelingen, eine heilsame emotionale Umstimmung – das zentrale Ziel jeder Therapie – in Gang zu bringen.