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Geschlecht als zentrale Strukturkategorie

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Geschlecht als zentrale Strukturkategorie von Gesellschaft erfasst auch den therapeutischen Raum, von Rachel Hare-Mustin als »mirrored room« im Sinne eines Spiegel(n)s dominanter Diskurse beschrieben:

»What shimmers and bounces off the mirrored walls of the therapy room are reflections of dominant discourses that are as pervasive as the air we breathe« »Der Schein, der von den verspiegelten Wänden des Therapiezimmers zurückgeworfen wird, besteht in den Reflexionen dominanter Diskurse, die so durchdringend sind wie die Luft, die wir atmen« (1994, S. 33; Übers.: T. L.).

Das Thema Geschlecht und »Geschlechterverhältnis« ist auf vielfältige und komplexe Weise verknüpft mit gesellschaftlichen Verhältnissen und Diskursen im Zusammenhang mit Macht, Ungleichheit, Emanzipation, soziokulturellen Normen und Praktiken. Darüber hinaus gibt es Verschränkungen mit anderen Strukturmerkmalen wie Geschlecht, Alter, Ethnizität, Bildung, soziale Schicht, Konfession u. Ä., die zu Benachteiligung und Marginalisierung führen können.

All dies wird auch im therapeutischen Raum wirksam, wiewohl nicht immer verbal offenkundig: Die Konstruiertheit geschlechterbezogener Bedeutungen wird in der alltäglichen Wahrnehmung unsichtbar, sie ist der Selbstvergessenheit im Vollzug der konkreten Erfahrung geschuldet (Stoller 2008).

Dieser Unsichtbarkeit kann mit Begriffen und Konstruktionen begegnet werden, die als analytische Werkzeuge für die Reflexion nützlich sind:

Gender wird als Regelapparat aufgefasst, der für die Produktion und Normalisierung des Geschlechts sorgt: Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit werden produziert und naturalisiert.

Heterosexuelle Matrix: Die Praxis des Geschlechtlichseins (des »Doing Gender«) orientiert sich an der vorherrschenden zweigeschlechtlichen Geschlechterordnung. Aufgrund der sozialen Normierung zur geschlechtlichen Identifizierbarkeit ist es unmöglich, dem Doing Gender zu entkommen: Nach Judith Butler bildet Heterosexualität die Matrix des sozial Sinnvollen und Verstehbaren für das Geschlecht und sichert die Anschlussfähigkeit an dominante Diskurse (Villa 2012, S. 66).

•Heterosexualität ist unauflösbar mit dem anderen, dem davon Abweichenden, verbunden – der Homosexualität. Dies führt weiter in Richtung queere Identitäten (Zika 2008); »queer« gilt auch als Sammelbegriff für Orientierungen wie schwul, lesbisch, transgender usw.

Systemische Therapie und Beratung – das große Lehrbuch

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