Читать книгу Systemische Therapie und Beratung – das große Lehrbuch - Группа авторов - Страница 86

»Weitergabe« familiärer Muster

Оглавление

Die Weitergabe von unverarbeiteten Konflikten geschieht auf mehrfache Weise. Eltern, Großeltern oder andere Familienmitglieder übertragen die inneren Bilder ihrer Beziehungen, z. B. zu ihren Eltern, auf Kinder durch offene oder subtile Zuschreibungen bzw. »Projektionen«. Oder aber die Kinder erleben die Beziehung zwischen Eltern und Großeltern oder anderen Personen direkt und werden auch von ihnen in Interaktionen mit Zuschreibungen und Projektionen einbezogen. Wesentlich ist, dass sich Kinder mit diesen Mustern identifizieren.

Durch Identifikationsprozesse entstehen Gefühle historischer Kontinuität und Kohärenz. Sie können aber auch bindend, einengend und konflikthaft sein.

Diese Identifikationsprozesse tragen wesentlich zur Bildung eines Familiengefühls, einer generationsübergreifenden Familienidentität bei (Cierpka 1992). Diese Familienselbstbilder (Sperling 1988) können die Bindungsfähigkeit in anderen sozialen Kontexten sowie einen generationsübergreifenden Zukunftsbezug fördern. Nicht selten ist die Gegenidentifizierung ein Versuch, sich aus engen familiären Bindungen zu lösen. Der Mensch sucht oder schafft sich Werte und Lebensstile, die antithetisch zu den familiär vorherrschenden sind. Dies kann auch durch Partnerwahl geschehen.

Wesentliche Prozesse der Übertragung von Beziehungsmustern werden durch die Konzepte der Rollenzuschreibung (Richter 2010), der Delegation (Stierlin 2001a) und der Parentifizierung (Boszormenyi-Nagy u. Spark 1984) beschrieben. Hierdurch versucht man zu erfassen, wie Kinder (und das durchaus noch bis ins hohe Erwachsenenalter) familiäre Aufträge erfüllen (z. B. Tröster der Eltern, Partnerersatz, Verwirklichung von in der Vorgeneration unerreichten Idealen) oder daran scheitern.

Systemische Therapie und Beratung – das große Lehrbuch

Подняться наверх