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Die Mehrgenerationenperspektive

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Die Mehrgenerationenperspektive entwickelte sich seit den 1950er-Jahren aus der Verbindung psychodynamischer und systemtheoretischer Sichtweisen.

Sie beruht auf der klinischen Beobachtung, dass sich bei schweren seelischen Störungen häufig nicht nur Störungen der Eltern-Kind-Beziehungen, sondern auch der Beziehungen zu den Ursprungsfamilien der Eltern finden. Ungelöste Konflikte und Traumatisierungen wirken in der Gegenwart fort. Störungen und Konflikte in der Kindergeneration ergeben sich aus Konflikten zwischen Eltern und Großeltern:

»Dies geschieht durch vielfache intrafamiliäre Übertragungsprozesse. Des Weiteren nehmen wir an, dass sich in Familien über die Generationen im Wesentlichen immer wieder dieselben Konflikte abspielen, dass also ein ›intrafamiliärer Wiederholungszwang‹ besteht« (Massing, Reich u. Sperling 2006, S. 21).

Diese Wiederholungstendenz kann durch neue Beziehungserfahrungen unterbrochen werden. Häufig gelingt es in konfliktbelasteten Familien nicht, neue Entwicklungsmöglichkeiten zu nutzen, da sie immer wieder unbewusst im Sinne der vorgängigen Erlebensweisen, Fantasien und Interpretationsschemata verarbeitet werden.

In der Mehrgenerationentherapie kommen drei zum Verständnis familiärer Entwicklung wesentliche Perspektiven zum Tragen: (1) die psychoanalytische Theorie unbewusster Konflikte, (2) eine systemtheoretische Perspektive insbesondere der »Kybernetik 2. Ordnung« und (3) narrative Ansätze unter Einbeziehung der zeitgeschichtlich-soziologischen Dimension familiärer Entwicklung (Reich, Massing u. Cierpka 2008). Familie wird als gegenwärtiges horizontales und als vertikales historisches System angesehen. Dies verbindet die Gegenwart mit der Vergangenheit und der Zukunft der Beziehungen.

Systemische Therapie und Beratung – das große Lehrbuch

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